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Kleinunternehmen

«Wenn es flackert, morst das Werk»

Beat Strähl ist Elektromechaniker und Tüftler mit Leib und Seele. Die Hälfte seiner Zeit widmet er dem Licht: In seinem Labor entwickelt er dimmbare LED-Lampen, komplett Swiss made.

Copyright: Matthias Käser / Bieler Tagblatt

Manuela Schnyder

«Elo – die Welt der Elektronik». So hiess in den 80er-Jahren eine Fachzeitschrift für Elektronik-Fans. Ein solches Retro-Heft liegt noch heute im Labor bei Beat Strähl im Keller herum. Unzählige Exemplare hat er während seiner Jugend abonniert. Wie in einem Kochbuch mit Zutaten und Anleitungen sei dort beschrieben, wie man elektronische Geräte zusammenbaut, sagt der passionierte Tüftler. So auch Leuchten. Für seinen Vater hat er schon während der Schulzeit dimmbare Leuchten gebastelt. Dieser habe nämlich eine Vogelzucht im Keller gehabt. Damit Vögel nach dem Füttern am Abend noch ihre Nester finden, müsse es langsam dunkel werden, erklärt Strähl.

Der heute 55-Jährige hat nebenberuflich in seiner Werkstatt immer wieder an Elektrogeräten gebastelt und damit auch Geld verdient. Doch erst 2017 machte er sich selbstständig. Es habe beruflich gerade nicht mehr gepasst, da habe er die Gelegenheit gepackt, sagt der gelernte Elektromechaniker. Seine Firma heisst nun LED-Lab GmbH. Über sie vertreibt er seit 2017 «hochwertige» LED-Leuchten. Vielfach werde in Leuchten billige Elektronik eingebaut, um die Gewinnmarge zu maximieren, sagt Strähl. Solche Leuchten funktionierten auch, gingen aber schneller kaputt.

 

Garantiert kein Flimmern

In seinem Labor in Rüti bei Büren stellt Beat Strähl Steh- und Pendelleuchten her. Das LED-Licht dieser Leuchten kann man über 16 Stufen dimmen und von Warm- auf Kaltlicht stellen, alles berührungslos. Das funktioniere über einen Infrarotsender, erklärt Strähl. Dafür müsse man nur die Hände zwischen den Empfänger und den Sender halten, um die Lichtschranke zu durchbrechen. So kann man mit einer Handbewegung ein warmes Ambiente schaffen, um etwa mit Freunden zu essen, oder kaltes, helles Licht einstellen, das einen wach macht und das Arbeiten am Küchentisch erleichtert. Flackern werden die Leuchten von Strähl nie.

LED müsse man nur richtig behandeln, erklärt Strähl. Schliesse man Glühbirnen an die Netzspannung, so leuchteten sie, egal wie stark die Spannung sei, je nachdem einfach heller oder schwächer. LED hingegen werde für einen bestimmten Strom konzipiert, zum Beispiel 300 Milliampere. Ist diese höher, gehen die Leuchtdioden kaputt, ist diese niedriger, so leuchten sie nicht. Daher ist die Elektronik bei LED-Leuchten ungleich wichtiger. Nun ist es laut Strähl so, dass die Netzspannung nicht immer gleich hoch ist. Gerade wenn Motoren ans Netz angeschlossen sind, gibt es starke Ausschläge, bis 1000 Volt für ein paar Mikrosekunden. Wenn man diese über die eingebaute Elektronik nicht herausfiltert, können die LEDs Schaden nehmen. So hätten etwa die billigen LEDs in den Ampeln bei den Lastwagenrampen im Verteilzentrum Marin der Migros oft den Geist aufgegeben, weil am gleichen Netz auch die Kühlanlagen der Migros angeschlossen sind. Würden die ein- oder ausgeschaltet, gebe es eben diese Ausschläge.

Ein Indiz für eine schlechte Elektronik bei Lampen sei auch, wenn sie zu bestimmten Zeiten flackerten. Das komme daher, dass die Elektrizitätswerke Morsezeichen über das Stromnetz senden, um von Hoch- auf Niedrigtarif umzuschalten, den Boiler an- und auszuschalten oder Sperrzeiten einzurichten, damit an Spitzenzeiten zum Beispiel keine Waschmaschinen laufen. Wenn man diese nicht über die Elektronik filtere, dann flackerten die Lampen zu diesen Zeiten immer für einige Sekunden.

 

Ein zweites Standbein

Die Leuchten von Beat Strähl sind komplett Swiss made, zumindest dort, wo das möglich ist. Das Aluminium kauft der gebürtige Solothurner von der Metallladen Biel/Bienne. Für die Ständerleuchten lässt er das Aluminium von der Firma Camec GmbH in Solothurn zurechtfräsen. Das Glas wiederum bezieht er vom Glasatelier Marc Boder. Einzig die Leuchtdioden stammen aus Deutschland. Das sei wie bei den Displays, es gebe nur wenige Firmen, die über das Know-how und den Maschinenpark verfügten, um LED herzustellen, sagt Strähl. In der Schweiz macht das also niemand.

Mit seinen Leuchten ist Beat Strähl gar nicht mal teurer als vergleichbare aus dem Jumbo oder dem Lumimart. Rund 2000 Franken kosteten die LED-Leuchten. Das Geschäft laufe gut, auch weil er bei der Messe für Kleinproduzenten Authentica dabei sei, sagt Strähl. Insgesamt arbeite er 50 Prozent für sein Geschäft. Er verdiene zwar etwas weniger als früher, dafür sei die Lebensqualität immens höher.

Die restliche Zeit tüftelt Beat Strähl an anderen Dingen. So entwickelte er Feuchtesensoren für Bewässerungsanlagen für die Kämpfer Engineering AG. Das Unternehmen aus Ursenbach fertigt hauptsächlich Klimasteuerungen für Gewächshäuser. Derzeit sind die beiden Partner zusammen mit der Forschungsanstalt Agroscope daran, zu untersuchen, wie sich Töne auf das Wachstum von Pflanzen auswirken.

 

Zur Person

  • Beat Strähl ist gelernter Elektromechaniker und Tüftler. Seit 2017 entwickelt er in seiner eigenen Werkstatt in Rüti dimmbare LED-Leuchten mit Materialien aus der Region.
  • Für sein Unternehmen, die LED-Lab GmbH, arbeitet er 
50 Prozent. Die restliche Zeit forscht er für die Kämpfer Engineering AG aus Ursenbach. Für den Hersteller von Klimasteuerungen für Gewächshäuser entwickelte er Feuchtesensoren 
für Bewässerungsanlagen und untersucht derzeit, wie sich Töne auf Beerenkulturen auswirken.
  • Im Museum für Computer- und Unterhaltungselektronik Enter in Solothurn leitet der gebürtige Solothurner auch Führungen für Gruppen. msd

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