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Seeland

Drei Männer, drei Programme, ein Aarberg

Als Gemeindepräsident will SVP-Kandidat Fritz Affolter das Stedtli vitalisieren, Aarberg als Zentrum stärken und weiterentwickeln.

Am 21. Oktober wählt Aarberg: Die Bevölkerung hat die Qual der Wahl, drei Kandidaten wollen Gemeindepräsident werden. Von links: Fritz Affolter (SVP), Samuel Gauler (SP) und Walter Gizendanner (FDP). Bild: rh

fm. Eigentlich habe er nie in die Politik einsteigen wollen, sagt Fritz Affolter, Vize-Gemeindepräsident von Aarberg. «Das war eher Zufall.» 2004 ist er als zweiter Ersatzmann in den Gemeinderat nachgerückt. Heute sei er aber mit Herzblut Gemeinderat und «mittlerweile habe ich genügend Erfahrung, Kontakte und Fachwissen, um die Gemeinde Aarberg künftig zu führen», sagt der 61-jährige Sekundarlehrer. Er habe noch so einiges vor mit der Gemeinde, stecke voller Tatendrang und vor allem liege ihm das Gelingen der Überbauung Alte Ziegelei am Herzen.

«Wir haben den schönsten Stadtplatz der Schweiz», sagt der Vorsteher des Ressorts Bau sichtlich stolz. Und hier setzen Affolters Ideen an: Das Stedtli müsse belebt bleiben, da komme das neue Coop Center genau richtig. Das Einkaufscenter und die Altstadt müsse man als Symbiose verstehen, davon würden sowohl das Gewerbe als auch die Einwohner profitieren. «Wenn Aarberg attraktiv ist, ziehen gute Steuerzahler zu uns, das wiederum belebt und nützt der ganzen Gemeinde», sagt der passionierte Fussballer. Dieses 40-Millionenprojekt möchte er denn auch unbedingt selber zu Ende führen und dafür sorgen, dass die Versprechen an die Bevölkerung eingehalten werden.

Nicht zuletzt beim Ausarbeiten des Projekts Ziegelei-Überbauung habe er gelernt, Gegner an einen Tisch zu bringen und konsensfähige Lösungen zu finden - und solche Fähigkeiten brauche ein Gemeindepräsident.

Affolter hält nichts davon, alles auf den Kopf zu stellen. Vielmehr möchte er das Bestehende «besser machen». So wolle er, falls gewählt, dafür sorgen, dass das Spital Aarberg in seiner heutigen Form bestehen bleibt. «Zurzeit läuft, was die Spitäler anbelangt, viel beim Kanton, da müssen wir auf der Hut sein.» In diesem Zusammenhang sei eine engere Zusammenarbeit mit Lyss anzustreben, fährt er fort. «Ich stelle mir Aarberg und Lyss als gewichtiges Doppelzentrum vor, da gibt es noch Potential.» Gemeinsam könne man gegenüber dem Kanton beherzt auftreten.

Fritz Affolter

- Jahrgang: 1951

- Familie: verheiratet, drei erwachsene Kinder

- Beruf: seit 1975 Sekundarlehrer Schule Stegmatt Lyss

- Politische Laufbahn: SVP-Gemeinderat Aarberg, 2004 bis 2008 Ressort Soziales, seit 2009 Ressort Bau, seit 2007 Vize-Gemeindepräsident (fm)

Ein Gemeindepräsident brauche Verhandlungsge-schick, sagt SP-Kandidat Samuel Gauler. Beim Ausbau des ÖV sei dies eine wichtige Fähigkeit.

fm. «Politik macht mir grosse Freude, insbesondere wenn am Schluss ein Resultat herausschaut», sagt Samuel Gauler, im Gemeinderat zuständig für das Ressort Sicherheit. Der erfahrene Vollblutpolitiker will es nochmals wissen und am 21. Oktober Gemeindepräsident von Aarberg werden. Für die Zukunft des Stedtlis will er ein stetiges Wachstum, jedoch nur in einem verträglichen Mass und unter Aufsicht der Politik. Dabei möchte der gelernte Feinmechaniker Kleinindustrie und Gewerbe nach Aarberg holen und, da kaum noch Gemeindeland zur Verfügung steht, neue Landreserven schaffen. Es gebe noch privates Land, «hier muss die Gemeinde aktiv werden und verhandeln». Zudem plädiert Gauler für ein verdichtetes Bauen innerhalb der Gemeinde, doch dazu müssten die Verordnungen und Reglemente angepasst werden.

Verhandeln, das könne er, das habe er in seiner Tätigkeit als Gewerkschafter gelernt. Überhaupt komme ihm seine jahrelange Berufserfahrung als Gewerkschaftssekretär zugute, ist Gauler überzeugt. «Ich kenne sowohl die Arbeitnehmer- als auch die Arbeitgeberseite, darum weiss ich, wie man einen Kompromiss aushandelt.» Und das müsse ein guter Gemeindepräsident können.

Ein weiteres Projekt, das er verfolgen möchte, ist der Ausbau des ÖV. Der motorisierte Verkehr nehme stetig zu, daher seien dringend sinnvolle Ergänzungen beim Bahn- und Busverkehr zu tätigen. Dabei denkt der 64-Jährige beispielsweise an schnellere Spätverbindungen von Biel und Bern nach Aarberg. Wiederum brauche es dabei Verhandlungsgeschick, hier gegenüber dem Kanton. Ein enger Kontakt zum Kanton ist für Gauler ebenfalls zentral. «Ich will, dass die Verantwortlichen in Bern unsere Positionen verstehen.» Dabei solle Aarberg auch als Fürsprecher der umliegenden Gemeinden auftreten, «wir haben eine Zentrumsfunktion und das bringt Verantwortung mit sich». Zusammenarbeit mit den Gemeinden sei daher unabdingbar, fügt er an. «Nur so können wir uns zwischen Biel und Bern behaupten.»

Samuel Gauler

- Jahrgang: 1948

- Familie: verheiratet, drei erwachsene Kinder

- Beruf: seit 2008 pensioniert; zuletzt Gewerkschaftssekretär Baselland

- Politische Laufbahn: seit 2009 Ressort Sicherheit (SP); 1981-83 Gemeinderat Aarberg, 1986-2000 Thuner Stadtrat, 1996-2002 Grossrat (fm)

FDP-Kandidat Walter Giezendanner will als Gemeindepräsident ver-netzt denken und strate-gisch führen. Denn: Still-stand schade dem Stedtli.

fm. Stillstand und Verhinderungspolitik sind dem Vorsteher des Ressorts Bildung ein Graus. Für Gemeinderat Walter Giezendanner gibt es nur eine Richtung: vorwärts. «In Aarberg funktioniert heute vieles sehr gut, wir haben eine lebenswerte Stadt.» Damit das so bleibe, müsse die politische Führung vernetzt und im grossen Rahmen denken, fährt der begeisterte Hobby-Fotograf fort. Was er damit meint, ist eine Stärkung von Aarberg als Zentrum. «Als Gemeindepräsident möchte ich die Zusammenarbeit mit den umliegenden Gemeinden intensivieren.» Nur so könne man Probleme wie Sicherheit, Energiefragen oder Jugendprävention sinnvoll angehen. Gerade die Jugend liege ihm besonders am Herzen, betont er.

Aber auch im Stedtli selber sieht Giezendanner viel brachliegendes Potential. Ein Beispiel, dass kaum jemand kenne, erzählt er sogleich: «Die Metallunion hat in Aarberg ein Bildungszentrum, und sie denkt daran zu expandieren - da muss die Gemeinde doch aktiv werden.» Er schätzt, dass der Schulbetrieb der Gemeinde jedes Jahr rund eine Million Franken einbringt, sei es in Restaurants oder in den Geschäften. Diesen jungen Leuten müsse sich das Stedtli als attraktiver Standort verkaufen, ihnen etwas bieten, fährt der 65-jährige fort. «Diese Schüler machen später einmal Karriere, und hat ihnen Aarberg gefallen, erzählen sie es weiter und kommen später wieder zurück.» Das wäre auch ein Impuls für den Tourismus. «So sieht vernetztes Denken aus.»

Ein weiteres Thema, dass Giezendanner als Gemeindepräsident angehen möchte, ist die Verwaltungsreform. «Wir haben ausgezeichnete Mitarbeiter. Warum geben wir den Abteilungsleitern nicht mehr Kompetenzen und Verantwortung, denn sie sind die Fachprofis.» Die Politik solle sich weniger ums Tagesgeschäft, als vielmehr um die strategische Ausrichtung der Gemeinde kümmern. Da er aus der Privatwirtschaft komme und diese Thematik gut kenne, sei er überzeugt, ein solches Projekt schnell und nachhaltig realisieren zu können, so Giezendanner.

Walter Giezendanner

- Jahrgang: 1947

- Familie: verheiratet, zwei erwachsene Kinder

- Beruf: seit 2012 pensioniert; gelernter Papiertechnologe und Chemiker; zuletzt Prozesstechniker bei der Siegwerk AG in Bargen

- Politische Laufbahn: FDP-Gemeinderat Aarberg, seit 2009 Ressort Bildung (fm)

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