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Weihnachtsbäume

Das Geheimnis perfekter Tannen

Samen in den Boden stecken, ein paar Jahre warten, fertig ist der Tannenbaum: So einfach geht das nicht. Nur wenn der Samen von einer hochgelegenen Tanne stammt, wächst ein schöner Weihnachtsbaum heran.

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Lotti Teuscher

Rund 3500 Tannen wachsen an einem Schattenhang bei Frinvillier, sie gehören der Burgergemeinde Biel. Im Winter berührt kein einziger Sonnenstrahl ihre Nadeln, der Boden ist gefroren. Nebel und Kälte haben ein zartes Kleid für die Tannen gewebt, Millionen grüner Nadeln sind mit einer weissen, glitzernden Schicht Raureif überzogen. Wie Weihnachtsbäume sehen die Tannen aus, und dies werden viele von ihnen auch bald sein.

Das Leben der kerzengerade gewachsenen Bäume hat in Lobsigen begonnen, im Staatsforstbetrieb SFB. Im begehbaren Kühlschrank lagern bei sechs Grad minus dutzende Kilogramm Samen in Gläsern; die Kälte hindert sie daran, zu keimen. «Die Samen von Rottannen kann man 30 Jahre lang aufbewahren», sagt Thomas Peter, Leiter des Pflanzgartens. Aber natürlich werden sie eher aus der Kälte geholt, schliesslich brauchen Wälder und Weihnachtsstuben Nachschub.

Allerdings: Bevor die Samen in den Kühlschrank kommen, müssen sie geerntet werden. Es genügt nicht zu warten, bis einem ein Tannzapfen vor die Füsse fällt, denn dann hat er die meisten Samen bereits verloren. Die Mitarbeiter des Staatsforstbetriebs müssen hoch zu den Zapfen in die Wipfel, meist steigen sie über Leitern hinauf.

Die Samen, aus denen Weihnachtsbäume wachsen, stammen aus Höhen zwischen 1000 und 1200 Metern, und dies hat einen Grund, wie Thomas Peter erklärt. Peter hat drei Reihen Tännchen in ein Kistchen gestellt, alle sind gleich alt, alles Rottannen. Im ersten Jahr sind alle gleich hoch, im zweiten sind die einen etwas grösser, im dritten Jahr sind sie doppelt so gross wie die andern.

Dies hat mit der Meereshöhe zu tun, auf der die Samen geerntet werden: Die Tännchen aus Samen, die auf 500 Meter über Meer gereift sind, wachsen schnell; zu schnell, um ein schöner Weihnachtsbaum zu werden. Denn ihre Äste am rasch hochschiessenden Stamm liegen weit auseinander. Aus Samen, die auf mindestens 1000 Meter geerntet wurden, entstehen dagegen langsamer wachsende, buschige Tännchen - genau so muss ein Weihnachtsbaum aussehen.

Winzlinge brauchen Wärme

Etwa 120 000 Tannen wachsen in Lobsigen. 20 000 werden jetzt als Weihnachtsbäume im Seeland und zum Teil auch im ganzen Kanton Bern verkauft.

Thomas Peter geht mit weiten Schritten aufs Feld hinaus, man merkt, dass er sich gewohnt ist, die grossen Felder abzuschreiten. Es riecht nach dem vermodernden Laub, mit dem die knapp einjährigen Tännchen abgedeckt sind. Etwa drei Zentimeter sind sie gross, sie wachsen dicht an dicht wie Nüsslisalat. Ihre Wurzeln sind nur etwa zwei Zentimeter lang. In Lobsigen gefriert das Feld während der kalten Jahreszeit mehrmals und taut wieder auf. Weil die Erde sich dabei ausdehnt und wieder zusammenzieht, würden die Winzlinge entwurzelt; deshalb das isolierende Laub. Würden die Tännchen im Wald wachsen, wären sie besser geschützt.

Im Frühling werden die zweijährigen Tännchen mit einer Maschine aus dem Boden geholt: Sie fährt mit einem Messer unter die Wurzeln. Danach werden sie wieder eingepflanzt, denn sie brauchen mehr Platz, um sich zu entfalten. Ein Team von sieben Personen übernimmt diese Arbeit: Einer fährt die Maschine, einer verteilt den Nachschub, während fünf Personen die Jungtannen in die Erdspalten setzen, die die Maschine hinterlässt. Zudem werden die Bäumchen gezählt.

Je nach Wachstum einer Sorte werden sie nach vier (Rottannen) bis sechs Jahren (Nordmanntannen) an Waldbesitzer wie Burgergemeinden und Private verkauft.

Dutzende Weisstannen wurden im letzten Herbst aus dem Boden geholt, die Maschine hat die Erde von den Wurzeln geschüttelt, jetzt lagern die Bäumchen in einem begehbaren Kühlschrank. Es riecht intensiv nach Fichte, Harz und einer Spur Zitrone; ein wohlriechender, leicht herber Duft, der nichts mit dem banalen Geruch eines Fichtennadelbades gemeinsam hat.

Zu gross geworden

In der Baumschule bei Frinvillier stehen die künftigen Weihnachtsbäume in verschiedenen Wachstumsstadien. Die jüngsten sind knapp vierjährig, die ältesten um die 20 Jahre und damit wahrscheinlich unverkäuflich, weil sie zu gross sind. «Wir lassen immer einige Tannen älter werden, weil Firmen grössere Bäume wünschen», sagt Kuno Moser, Oberförster der Burgergemeinde Biel. Ein paar dieser Tannen verkauften sich nicht, nun sind sie fünf Meter hoch - zu gross für das Wohnzimmer und auch die meisten Foyers. Idealerweise ist der Weihnachtsbaum anderthalb bis zwei Meter hoch und zwischen acht- und zwölfjährig.

Vier Tannenarten wachsen bei Frinvillier: Die einheimischen Rot- und Weisstannen sowie Nordmanntanne und Blautanne. Die schönste unter ihnen ist zweifellos die Tanne mit den bläulichen, buschigen Nadeln an den Ästen, doch sie verkauft sich schlecht. Warum? «Greifen Sie mal in die Äste, Sie werden es spüren», sagt Forstwart Lars Lätt. Tatsächlich. Die Nadeln der blauen Schönen pieksen heftig, wenn man sie falsch anfasst.

Lieblingsbaum der Schweizer ist die Nordmanntanne, doch rund zwei Drittel der Weihnachtsbäume, die die Burgergemeinde Biel verkauft, sind Rottannen. Dies mag daran liegen, dass sie günstig sind. Viele Leute kaufen aber auch ihr Leben lang die gleiche Tannenart, die schon im Wohnzimmer stand, als sie noch Kinder waren.

Seit Tagen herrschen Minusgrade, doch der Lehrling Marco Känzig und sein Ausbildner Lars Lätt frieren nicht, im Gegenteil: Die Arbeit wärmt, sie schätzen den Frost. Denn wenn die Böden hart sind, ist es einfacher die rund 1300 Weihnachtsbäume zu ernten, die die Burgergemeinde auf ihrem Areal und am Bieler Weihnachtsmarkt jedes Jahr verkauft.

Ganz und gar bio

Auch bei Frinvillier wachsen die Weihnachtsbäume nicht von selber, sie müssen in der Baumschule «erzogen werden», wie Kuno Moser in der Förstersprache sagt. Die Bäume werden dicht gepflanzt, damit sie in die Höhe und nicht in die Breite wachsen.

Das Gras dazwischen «mähen» im Sommer Schafe, so braucht es keine Herbizide. Auch Pestizide und Dünger werden nicht eingesetzt; der Weg bis zum Bieler Weihnachtsmarkt ist denkbar kurz. Wer ein Bäumchen der Burgergemeinde Biel kauft, erhält somit eine ökologisch korrekt produzierte Bio-Tanne, FSC-PEFC zertifiziert. Damit aus der Tanne ein Weihnachtsbaum wird, fehlt jetzt nur noch der Schmuck.

 

Vom Samen zur Tanne
• Nordmanntanne: Ein Kilo Samen kostet 160 Franken. Darin enthalten sind 20 000 Samen, aus ihnen wachsen 4000 bis 5000 Sämlinge. 3000 bis 3500 wachsen zu Bäumen heran.
• Rottanne: Ein Kilo Samen kostet 350 bis 400 Franken. Darin enthalten sind 150 000 Samen, aus denen etwa 80 000 Sämlinge entstehen. Daraus wachsen rund 50 000 Tannen.

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