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Biel

Der Ärger der Immobilienverwalter

Bieler Immobilienverwalter sind sauer auf den Energieservice Biel: Wegen der Änderung der Ablesedaten haben sie «nicht zu unterschätzenden Mehraufwand».

Der Hauptsitz des Energieservice Biel: Hier dürfte in den nächsten Tagen eine Protestnote der Bieler Immobilienverwalter eintreffen. Sie können die Heiz- und Nebenkosten für 2013 nur schätzen. Bild: Adrian Streun

Tobias Graden

Bernard Hurni ist Geschäftsführer der Marfurt AGfür Immobilien-Dienstleistungen und Präsident der Kammer der Bieler Immobilien-Treuhänder. Zurzeit ist Hurni aber vor allem eines:sauer.  Der Adressat seiner Verärgerung:der Energieservice Biel (ESB).
Zuerst aber hat Hurni gestaunt. Dann nämlich, als er die Saldorechnungen für die Leistungen des ESB angeschaut hat. Anders als in den letzten Jahren fielen die Rechnungen deutlich tiefer aus. Das liegt aber nicht daran, weil in den Gebäuden, welche die Marfurt AGbetreut, plötzlich viel weniger Strom und Gas verbraucht worden wäre. Nein, der Grund liegt darin, dass die Saldorechnung nicht wie üblich eine Zwölfmonats-Periode umfasst, sondern nur einen Zeitraum von zehneinhalb bis elf Monaten.
Auch das hat einen bestimmten Grund:Der Zeitpunkt, an dem der ESBdie Zählerstände in den Immobilien abliest, lag im letzten Jahr weiter vorne im Jahr als gewohnt. In Folge einer «Optimierung der Ablese- und Fakturationsabläufe», wie ESB-Direktor Heinz Binggeli sagt, seien die Ablesungen in manchen Gebieten der Stadt Biel vorgezogen worden.


«Kein Vergleich möglich»


Warum ist das ein Problem für die Immobilientreuhänder?Bernard Hurni:«Die Saldorechnungen können normalerweise eins zu eins verbucht und weiterbelastet werden. In dieser Periode fallen aber die Heiz- und Nebenkosten bedeutend tiefer aus. Die Verbräuche können also nicht verglichen werden, was einen erheblichen Nachteil für die Endbenutzer darstellt.» Den Immobilienverwaltern bleibt also nichts anderes übrig, als den tatsächlichen Verbrauch zu schätzen. Im Falle von Stockwerkeigentümern dürfen sie dafür Rückstellungen vornehmen und auch belasten, im Falle von Mietern ist dies aber mietrechtlich nicht gestattet. Hinzu kommt der höhere Aufwand, und auch für die Mieter ist die Lage nicht unbedingt von Vorteil: Ende 2014 werden sie mutmasslich eine deutliche Differenz nachzahlen müssen – die erst noch überproportional ausfällt, weil in der Berechnungsbasis der kalte Monat Dezember fehlt. Probleme, so Hurni, gebe es zudem bei Mieterwechseln: Ausgezogenen Mietern den ausstehenden Betrag zu verrechnen, sei fast nicht möglich.
Besonders unverständlich, so Bernard Hurni:«Wir wurden vor vollendete Tatsachen gestellt. Man hätte uns vorher informieren müssen.»


«Volatilität ist normal»


ESB-Direktor Binggeli kann die Aufregung nicht ganz nachvolliehen. Die Kunden seien beim Versand der Schlussabrechnung informiert worden, auch habe der ESB bereits im Sommer via Kundenzeitschrift und danach in Inseraten in der Presse auf die Änderung aufmerksam gemacht. Mit einer gewissen Volatilität hätten Immobilienverwalter ohnehin zu leben:«Veränderungen in den jährlichen Abrechnungen der Nebenkosten sind an sich ein normaler Prozess. Solche ergeben sich beispielsweise auch aus unterschiedlichen Heizbedürfnissen, Leerbeständen oder Änderungen bei den Energiepreisen, etwa dem Ölpreis.»
Eine offizielle Reklamation seitens der Kabit hat der ESBnoch nicht erhalten. Binggeli weist darauf hin, dass die Umstellung künftig Vorteile für die Kunden haben werde:«Die Verschiebung des Ablesezeitpunktes ermöglicht es, zukünftig den meisten Kunden die Jahresendabrechnung bis zum Jahresende zuzustellen und nicht wie in der Vergangenheit oft erst im Lauf des ersten Quartals des Folgejahres.» Künftig werde der Ablesezeitpunkt wieder mit einer Abweichung von maximal sieben Tagen zum gleichen Zeitpunkt ausfallen und damit die Saldorechnung ab 2015 wieder eine Zwölfmonatsperiode ausweisen.
Bernard Hurni vermag dies nicht gänzlich zu besänftigen. «Für uns bedeutet diese Umstellung erst mal einen nicht zu unterschätzenden Aufwand.» Er wirft dem ESB«mangelnde Rücksprache» vor und spricht gar von «Willkür». Die Kabit werde einen offenen Brief verfassen und dem Gemeinderat eine Beschwerde zustellen.

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