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Eisen

Popeye wusste es - und irrte sich

Unser Körper braucht Eisen, zum Beispiel für den Transport und die Speicherung von Sauerstoff. Das wusste schon die Comicfigur Popeye. Doch in einem irrte er sich.

Der Matrose Popeye wurde zum Werbeträger für Spinat. Bild: Keystone

Sarah Zurbuchen

Popeye, die Comicfigur mit der Kapitänsmütze, den muskulösen Armen und dem schiefen Gesicht hat es immer wieder demonstriert: Wer viel Spinat isst, wird gross und stark. Denn Popeyes ständiges Markenzeichen ist das grüne Gemüse, das er büchsenweise schluckt, um daraus ungeahnte Kräfte für seine zahllosen Prügeleien zu entwickeln. Seine Vorliebe für Spinat steht in Zusammenhang mit der lange Zeit vorherrschenden Ansicht, dieses Gemüse wäre aufgrund seines angeblich hohen Eisengehalts ein ideales Stärkungsmittel.

 

Via Nahrung

Tatsächlich ist Eisen ein wichtiger Schlüsselwirkstoff für diverseste Stoffwechselvorgänge in unserem Körper, wie Annette Winkler Vatter, Hämatologin am Spitalzentrum Biel, bestätigt: «Eisen ist unter anderem verantwortlich für die Blutbildung sowie den Transport und die Speicherung von Sauerstoff.»

Wir führen unserem Körper Eisen über die Nahrung zu. Im Körper wird das Eisen dann im oberen Dünndarm aufgenommen. Dass Spinat besonders viel Eisen enthält, ist übrigens ein Mythos (siehe Zweittext). Ausserdem enthält Spinat laut Annette Winkler Vatter einen Stoff, der die Aufnahme von Eisen zusätzlich hemmt. Besonders eisenhaltige Nahrungsmittel sind etwa Leber, Bündnerfleisch, aber auch Eigelb, Gemüse wieErbsen, Kräuter (Petersilie), Nüsse, Getreide (Hirse, Weizenkleie) Hülsenfrüchte oder gedörrte Aprikosen. Schwarztee und Kaffee kann die Aufnahme von Eisen in den Stoffwechsel hemmen, Vitamin C hingegen fördert sie. «Wer also Eisenpräparate zu sich nimmt, sollte dazu beispielsweise ein Glas Orangensaft trinken», rät die Hämatologin.

 

Unspezifische Symptome

Bei manchen Menschen kann es zu einem Eisenmangel kommen. «Die Symptome sind sehr unspezifisch», so Annette Winkler Vatter. Es sind dies Müdigkeit, Kopfschmerzen, Reizbarkeit, verminderte Leistungsfähigkeit, Schwindelgefühle, aber auch brüchige Nägel, Haarausfall und Blässe. Schwerer Eisenmangel führt zu einer Blutarmut, das heisst, es bilden sich zuwenig rote Blutkörperchen.

Die Ursachen für einen Eisenmangel sind vielfältig. «Gerade bei älteren Menschen kann der Grund dafür eine unbemerkte Blutung im Magen-Darm-Trakt sein und es sollte eine Magen- und Darmspiegelung durchgeführt werden, damit das Vorliegen eines Tumors ausgeschlossen werden kann», sagt Annette Winkler Vatter. Auch rund zehn Prozent aller Frauen vor der Menopause sind von einem Eisenmangel betroffen, da sie wäh- rend der Menstruation regelmässig Blut verlieren. Ausserdem können Schwangerschaft und Stillzeit zu einem Eisenmangel führen; in diesen Lebensphasen besteht ein erhöhter Eisenbe-darf. Schliesslich können auch eine einseitige Ernährung oder bestimmte Magenerkrankungen Grund für zuwenig Eisen im Körper sein.

 

Wichtiges Ferritin

Wann spricht man von einem Eisenmangel? Der wichtigste Wert ist das sogenannte Ferritin. Ferritin ist ein Proteinkomplex, der als Speicherstoff für Eisen dient. Liegt der Ferritinwert unter 40, so spricht man laut der Fachfrau Annette Winkler Vatter von einem Eisenmangel. Bei einer Konzentration zwischen 40 und 100 handelt es sich um eine Grauzone, welche individuell vom Arzt abgeklärt werden muss, da der Eisenstoffwechsel und damit die Diagnostik sehr komplex ist. Bei Werten über 100 liegt kein Eisenmangel vor

Ein diagnostizierter Eisenmangel kann unter ärztlicher Anleitung gut behandelt werden. Dabei nimmt der Patient oder die Patientin während mehrerer Wochen oder Monate Eisenpräparate zu sich, optimalerweise nüchtern und in Kombination mit Orangensaft. «Dabei färbt sich der Stuhl schwarz, das ist normal und kein Grund zur Beunruhigung», so Winkler Vatter. Bei Menschen, welche Eisen schlecht aufnehmen, die Präparate nicht tolerieren oder starke Blutungen haben, kann eine intravenöse Behandlung angezeigt sein.

Von einer Selbstbehandlung mit Eisen ohne Absprache mit dem Arzt rät die Hämatologin ab. «Zu viel Eisen kann schädlich sein. Dies kann unter anderem zu Funktionsstörungen von Herz, Leber oder Bauchspeicheldrüse führen», warnt sie.

 

Stichwörter: Eisen, Ernährung, Spinat

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