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Pink Cross

Pink Cross tagt in Biel

Die Dachorganisation der Schwulen und Lesben tagt morgen im «Elite». Hauptthema wird die Homo-Ehe sein. Begrüsst werden die Mitglieder vom Bieler Gemeinderat Cédric Némitz.

Gerade Biel ist gegenüber Minderheiten sehr offen und tolerant. Auch gegenüber Schwulen und Lesben (Bild: Schwulen und Lesbenparade in Biel 2008) . as/a

Fabian Maienfisch

Weltoffen, tolerant und liberal. So sehen sich viele Bielerinnen und Bieler selbst. Dass diese Attribute nicht von irgendwoher stammen, beweisen diverse Tatsachen: Auf engstem Raum leben Menschen aus 144 Nationen, die Stadt ist offiziell zweisprachig und das wird im Alltag auch so gelebt. Der ideale Ort also für einen Verband, der sich für die Gleichstellung einsetzt.
Morgen treffen sich im Hotel Elite rund 100 Mitglieder von Pink Cross, der Dachorganisation der Schwulen und Lesben in der Schweiz. Das grosse Thema wird die von vielen Homosexuellen lang ersehnte gleichgeschlechtliche Ehe sein. Bis heute dürfen Homosexuelle nicht heiraten. Gemeinderat Cédric Némitz (PS), Direktor für Bildung, Kultur und Sport, wird das Grusswort der Stadt Biel überbringen.

Zu Dank verpflichtet
Er sei zwar Mitglied von Pink Cross, sagt Cédric Némitz. Morgen werde er aber in seiner offiziellen Funktion als Gemeinderat eine Ansprache halten. Für die Dachorganisation der Schwulen und Lesben ist er voll des Lobes: «Sie haben in den letzten Jahren sehr viel bewegt, nicht zuletzt dank Pink Cross hat unsere Gesellschaft Fortschritte erzielt.» Als Beispiel nennt Némitz die heute geltende Regelung, dass gleichgeschlechtliche Paare in einer eingetragenen Partnerschaft leben dürfen. Bei der Ausarbeitung des Gesetzes hatte Pink Cross massgeblich mitgeholfen.
Némitz betont aber, dass die Arbeit von Pink Cross noch lange nicht getan sei. «Diskriminierung bleibt – für alle Minderheiten – eine Gefahr.» Die Bevölkerung aufzuklären und zu sensibilisieren, darin sehe er heute die Hauptaufgabe von Pink Cross.

Eine offene Stadt
Für Némitz ist Biel denn auch der richtige Ort diese Versammlung abzuhalten. «Ich erlebe die Stadt als sehr offen gegenüber Homosexuellen.» Dass 2012 gleich drei bekennende Homosexuelle in die Bieler Exekutive gewählt wurden, ist für ihn der Beweis. Nie habe die sexuelle Ausrichtung eine Rolle gespielt – nicht während des Wahlkampfs und auch später nicht im Amt.
Rolf Trechsel, Vorstandsmitglied von Pink Cross, sagt zwar, dass die sexuelle Ausrichtung der Stadtregierung nicht ausschlaggebend für die Wahl von Biel als Tagungsort war. Aber: Das sei schon etwas Spezielles, immerhin betrage der Anteil der Homosexuellen an der Bevölkerung nur etwa fünf bis zehn Prozent. «Früher wäre das nicht möglich gewesen.»
Nach Biel komme seine Organisation eigentlich wegen der günstigen geografischen Lage, ergänzt er. «Die Verkehrsanbindung war uns wichtig.»

Aufklärung tut Not
Trechsel stimmt Némitz zu, dass die Schwulen und Lesben bereits viel erreicht hätten, es aber noch einiges zu tun gebe. Und genau das soll Thema an der morgigen Versammlung sein. Konkret geht es um eine Volksinitiative der CVP, die vordergründig Steuererleichterungen für Familien fordert. Die Initiative «Für Ehe und Familie – gegen die Heiratsstrafe» wolle aber quasi durch die Hintertüre Tatsachen schaffen, sagt Trechsel. Denn in der Verfassung würde bei einer Annhame verankert, dass die Ehe nur zwischen Frau und Mann möglich ist.
Bereits seit einiger Zeit stehe Pink Cross mit der CVP in Kontakt, fährt er fort. Man habe die Verantwortlichen aufgefordert, den Text offener zu formulieren oder den diskriminierenden Teil wegzulassen. Ohne Erfolg. Für Trechsel ist jedoch klar, dass die Ehe für alle offen sein sollte. Darum will Pink Cross nun die Öffentlichkeit informieren.
Ein weiteres Thema an der Versammlung wird die Anti-Rassismus-Strafnorm sein. Bisher gelte dieses Gesetz nicht für die Minderheit der Schwulen und Lesben, so Trechsel. Zwar erlebe er selber nur selten öffentliche Anfeindungen, aber etwas dagegen in der Hand zu haben wäre nicht schlecht.

Pink Cross Schweiz
• Pink Cross ist der Dachverband der Schwulen und Lesben in der Schweiz. Die Organisation wurde 1993 gegründet.
• Dem Verband sind 40 homosexuelle Vereine, 20 Betriebe und über 2200 Einzelmitglieder angeschlossen. Ingesamt repräsentiert Pink Cross rund 10'000 Homosexuelle in allen vier Sprachgebieten.
• Aufgabe von Pink Cross ist die Vertretung homosexueller Interessen gegenüber Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit.
• Heute arbeiten zwei Personen in Bern mit total 180 Stellenprozenten für den Verband. Ein grosser Teil der Arbeit wird aber ehrenamtlich geleistet.

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