von Jana Tálos
Kicktipp, Tippmeile, Comunio oder das Tippspiel für Freunde – Online-Tippspiele stehen bei Grossanlässen wie der Fussball-Europameisterschaft hoch im Kurs und ziehen ganze Firmen, Schulklassen, Vereine und Freundeskreise in ihren Bann. Dieses Potenzial erkannten auch die beiden Multimedia-Production-Studenten Tim Glatthard (23) aus Nidau und Sebastian Hubacher (24) aus Bern – und entwickelten im Rahmen ihrer Ausbildung gleich ihr eigenes Online-Tippspiel. «Unser Auftrag war es, ein konvergentes Projekt auf die Beine zu stellen», sagt Tim Glatthard. «Da wir selbst grosse Fussballfans sind und als gelernte Mediamatiker bereits Erfahrung im Programmieren und Kodieren haben, war das für uns die ideale Herausforderung.»
Wettlauf gegen die Zeit
Eine Herausforderung sollte es denn auch werden. Bis zum Auftakt der Europameisterschaft blieben Tim Glatthard und Sebastian Hubacher gerade einmal zwei Monate Zeit. Zudem hatten die beiden sehr hohe Ansprüche an ihr Projekt: «Wir haben uns gleich am Anfang drei Ziele gesetzt», sagt Glatthard. «Das Tippspiel sollte sauber und ohne Fehler laufen, für alle Geräte kompatibel sein und optisch ansprechend daherkommen.»
Die drei Ziele hätten sie dann untereinander aufgeteilt und «einfach einmal losgelegt». «Ende April setzten wir uns dann noch einmal zusammen, um zu sehen, wo wir stehen», sagt Glatthard. «Da haben wir dann auch beschlossen, dass wir Ende Mai online gehen wollen.» Eine Entscheidung, die den beiden so manche lange Nacht bescheren sollte. «Es ist schon heimtückisch», sagt Hubacher. «Du arbeitest daran, probierst Sachen aus und merkst plötzlich, das etwas nicht funktioniert. Und schon sitzt du zwei Tage länger daran, als eigentlich gedacht.»
Die grosse Namenssuche
Nicht nur die Umsetzung, sondern auch die Namensfindung stellte die beiden vor eine Herausforderung. «Uns war schnell klar, dass wir das Spiel unter einem Namen verkaufen müssen, der den Leuten im Gedächtnis bleibt», sagt Glatthard. Zuerst hätten sie es mit schweizerdeutschen Fussballbegriffen wie «Stängeli» und «Chischte» versucht. «Das hat uns aber nicht wirklich überzeugt.» Erst als sie in ihrem Freundeskreis um Rat gefragt hätten, seien brauchbare Ideen gekommen. «Jemand hat den Namen Tippicletta vorgeschlagen», sagt Hubacher. «Das kommt von Bicicletta, was Fallrückzieher bedeutet. Den Wortwitz mit dem Tippen fanden wir beide ganz passabel.»
Der Name war also gefunden. Nun blieb noch die Frage, was es denn zu gewinnen geben sollte. «Da haben wir lange studiert», sagt Glatthard. Zuerst hätten sie bloss einen symbolischen Preis verleihen wollen. Doch dann sei ihnen eine bessere Idee gekommen: «Mein Vater betreibt mit meinem Cousin eine kleine Bierbrauerei. Und Bier haben ja bekanntlich alle gern», sagt Glatthard und lacht. «Deshalb vergeben wir nun Bier-Gutscheine im Wert von 100 Franken.»
Erwartungen übertroffen
Am 27. Mai war es dann soweit: «Tippicletta» ging online und das Ergebnis darf sich sehen lassen. Ein schlichtes und witziges Design mit einfacher Navigation und klaren Anweisungen. Das scheint auch bei den Nutzern gut anzukommen. «Bis jetzt haben wir nur positive Rückmeldungen bekommen», sagt Hubacher. Das zeigt sich auch in der Nutzerzahl, die «Tippicletta» bisher generieren konnte. «Wir wollten 100 Personen erreichen», so Glatthard. «Nun sind wir bei 300 registrierten Nutzern.»
Ihr Ziel haben die beiden somit erreicht. Bereits jetzt steht fest, dass sie ihr Tippspiel auch nach der EM weiterführen werden und vielleicht auch für andere Sportarten öffnen. «Es wäre schade, wenn wir das jetzt einfach versanden lassen», sagt Hubacher. «Es hat auf jeden Fall noch Optimierungspotenzial.»
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