Sie sind hier

Abo

Biel

Anwohnerin ärgert sich über Abfall

An der Rainstrasse in Biel wird seit Jahren illegal Abfall deponiert. Kurz vor Weihnachten wurde die Deponie geräumt – für die Stadt hat sich der Fall damit erledigt. Doch nicht alle glauben an ein Ende der Müllkippe.

Seit Jahren türmt sich an der Rainstrasse immer wieder illegaler Abfall. Doch jetzt haben die Eigentümer des Wohnblocks genug. zvg

von Carmen Stalder


Kehrichtsäcke, Elektroschrott, Matratzen und Einkaufswägeli: An der Bieler Rainstrasse imMadretschquartier türmte sich bis vor Weihnachten der Müll. Tagelang blieb er liegen, niemand schien sich darum zu kümmern. Irgendwann wurde der Abfallberg doch noch weggeräumt – von wem, weiss niemand.

«Dieses Abfallproblem bestand schon, als ich hierher gezogen bin», sagt eine Anwohnerin*. «Und das sind über vier Jahre.» Im vergangenen Dezember wurde es ihr zu viel. Sie schnappte sich ihre Kamera, machte ein paar Bilder und liess sie dem «Bieler Tagblatt» zukommen.

Der Platz ist zwar mittlerweile geräumt. Doch die Anwohnerin ist sich sicher, dass schon bald wieder jemand seinen Abfall entsorgen wird. «Dieser Platz ist bekannt dafür», glaubt sie. Dieser Meinung ist auch die Eigentümerin* des Wohnblockes, auf dessen Grundstück sich der Abfall befindet. «Der Müll kommt immer und immer wieder. So schlimm wie im Dezember war es aber noch nie», sagt sie.


Entsorgung kostet viel Geld

In all den Jahren seien sie und ihr Mann für die Entsorgung des illegal deponierten Mülls aufgekommen. «Da sind für uns immense Beträge zusammengekommen», beklagt sich die Eigentümerin. Mittlerweile seien sie nicht mehr gewillt, das Abfallproblem zu tolerieren und noch mehr Geld hinzublättern. «Wir überlegen uns, das Gelände einzuzäunen oder eine Kamera zu installieren.» Ob das wirklich das Problem löse, sei allerdings eine andere Frage.

Im Wohnblock wird begleitetes Wohnen angeboten, hier leben unter anderem Asylsuchende. Die Eigentümerin ist sich sicher, dass der Abfall nicht von ihnen stammt. Diese würden schliesslich nicht über Möbel im Überfluss verfügen. «Ich glaube, dass externe Personen ihren Abfall hierhin karren.»

Die Anwohnerin, die sich mit den Fotos beim BT gemeldet hat, stützt diese These. Eines Abends gegen 22 Uhr sei sie vor dem Fernseher gesessen, als ihr merkwürdige Geräusche auffielen. Durch das Fenster konnte sie beobachten, wie drei Männer Möbel aus einem Auto luden.


Müll plötzlich verschwunden

Die Anwohnerin meldete die illegale Deponie daraufhin dem Strasseninspektorat. Die Deponie befand sich auf Privatterrain, wo die Kehrichtabfuhr ohne Auftrag des Grundeigentümers oder der zuständigen Amtsstelle keine Räumung vornehmen darf. Im vorliegenden Fall wurde das Strasseninspektorat durch die Abteilung Öffentliche Sicherheit mit der Räumung beauftragt, sagt Strasseninspektor Silvan Kocher.

«Als unsere Leute vor Ort die Räumung vollziehen wollten, mussten diese feststellen, dass die Räumung bereits von jemand anderem ausgeführt wurde», sagt Kocher. Wer die Räumung schlussendlich vollzogen hat, ist nicht bekannt. «Mit der Räumung hat sich die Angelegenheit für beide städtischen Stellen erledigt», so Kocher weiter.

Steht eine Deponie auf öffentlichem Grund, durchsuchen Angestellte des Strasseninspektorates den Abfall nach Namen oder anderen Hinweisen, um die Verursacher ausfindig zu machen. Kann ein Verursacher eindeutig festgestellt werden, folgt eine Anzeige nach dem geltenden Abfallreglement der Stadt Biel. Die Busse liegt zwischen 100 und 300 Franken.


Abfallsünder ohne Strafe

Befindet sich die Deponie hingegen wie im Fall der Rainstrasse auf privatem Grund, ist die Eigentümerschaft für das Räumen verantwortlich. Allerdings kann die Eigentümerschaft nicht in jedem Fall belangt werden. Kurt Gilomen vom Polizeiinspektorat der Abteilung Öffentliche Sicherheit erinnert sich an ein solches Beispiel: «Im Mai 2016 räumten wir eine grössere Deponie im Bereich der Tissot Arena, welche von Fahrenden verursacht wurde.»

Auf eine Suche nach den Verursachern wurde damals verzichtet. «Nach unserer Erfahrung finden sich in diesen Deponien meistens keine verwertbaren Hinweise auf die Verursacher», sagt Gilomen. Zusätzlich sei die Deponie mit Fäkalien versetzt gewesen, was die Mitarbeitenden dazu veranlasst habe, auf eine Suche zu verzichten. «Ich denke, es ist wichtig, dass eine Deponie auch dann geräumt wird, wenn kein Verursacher ermittelt werden kann. Hier geht es um das Erscheinungsbild unserer Stadt», sagt Gilomen.

Durch die Abteilung öffentliche Sicherheit wurden im Jahr 2016 insgesamt 243 Abfall-Nachforschungen für kleinere Verstösse und zwölf für Deponien durchgeführt. Darauf folgten 155 Anzeigen. Die Abfallsünder der Rainstrasse sind bisher ungeschoren davongekommen.

* Namen der Redaktion bekannt.

Wissen Sie von weiteren illegalen Mülldeponien in der Region? Schreiben Sie uns in einem Kommentar über Ihre Erfahrungen!

Nachrichten zu Biel »