Beat Moning
Seeländer reisen gerne ins Berner Oberland, gehen dort wandern und fahren Ski. Der derzeit wohl bekannteste Oberländer, der Schwingerkönig Matthias Glarner, macht aber am liebsten den umgekehrten Weg. In Magglingen leistet er wochenweise Militär, trainiert im Kraftraum und in den Seeländer Schwingkellern. Hier legt er die Basis für eine erfolgreiche Saison. Im Grossen Moos fühlt er sich daheim, weil seine Partnerin Claudia Hediger aus Müntschemier stammt. In Ins, vor bald neun Jahren beim Bernisch-Kantonalen, lernte er die damalige Ehrendame näher kennen. Er tauschte mit einem Schwingerkollegen, damit die frühere Bob-Anschieberin und Turnerin vom TV Müntschemier ihm selber den Kranz aufsetzen musste. Glarner, der Taktiker.
Nun erlebt das Duo nach dem Königstitel prickelnde Monate, reiste vom Winter-Grill-Duell zu Sportlerehrungen, nahm an Umzügen und Empfängen teil. «Es wollte fast nicht mehr aufhören. Aber wir machten vieles gemeinsam, weil wir auch eine gemeinsame Welle haben. Und wir hatten unseren Spass», sagt Glarner und ergänzt. «Beim Fussballverband steht Claudia auch oft in der Öffentlichkeit. Sie hat mich in dieser Zeit wirklich sehr gut unterstützt.»
Doch Militär und Claudia Hediger sind nicht das Einzige, was Matthias Glarner mit dem Seeland verbindet. 2013 siegte er mit Matthias Sempach im Eisstadion und 2014 in Studen. Beide Male profitierte er von gestellten Schlussgängen mit Florian Gnägi im einen und Christian Stucki im anderen Fall. 2015 in Vinelz holte er sich den Sieg im Schlussgang gegen Christian Gerber. Im letzten Jahr liess er das von Florian Gnägi gewonnene Fest in Aarberg aus. Jetzt kommt er wieder, will den Seeländern einheizen. Vor allem will er sich im zweiten Kranzfest nach seinem Sieg am Eidgenössischen in Estavayer von seiner besten Seite zeigen. Der Erstauftritt vor zehn Tagen beim Emmentalischen mit dem achten Rang ist nicht der Anspruch des Matthias Glarner. Das Seeländische wird also für ihn erneut ein spezielles Fest. Der erste Gang könnte es in sich haben. Jedenfalls rechnet Christian Stucki damit, gleich auf Matthias Glarner zu treffen.
Info: Schwingerkönig Matthias Glarner heute ab 19 Uhr im «Telebielingue»-Talk.
Nachgefragt
Kurz und bündig mit Glarner
Letzten August holte Matthias Glarner (31, 110 Kränze, 14 Kranzfestsiege) zum grossen Schlag aus: Er wurde in Estavayer Schwingerkönig. Seither hat sich im Leben des gebürtigen Meiringers so einiges verändert. Er müsse auch auf einiges verzichten, könne nicht mehr völlig vogelfrei in den Ausgang. Die Vorteile aber überwiegen.
Was macht Sie besonders Stolz ?
Extrem beide Geschwister, die Fussball spielen und auch sonst viel machen in ihrem Leben. Und der Königstitel.
Seeland heisst für mich?
Magglingen, Gemüse und Partnerin Claudia aus Müntschemier.
Meiringen-Hasliberg bedeutet für mich?
Mein Zuhause.
Mein Lieblingsgegner?
Mein Bruder im Sägemehl ... und alle starken Schwinger.
Mein unbequemster Gegner?
Jörg Abderhalden, weil er schlicht der beste Schwinger aller Zeiten ist. Ich konnte nie gegen ihn gewinnen.
Ein Königstitel bringt mir ein …
Sehr viel Anerkennung und Respekt und sehr wenige langweilige Momente.
… und brockt mir ein?
Ein gewisser Teil von Verzichten. Selfies für Fans im Ausgang sind oft ein Energiefresser.
Des Schwingers Eigenschaften im Sägemehl?
Demut, Respekt, Instinkt, Wille.
… und daneben?
Ausgeglichenheit, Bodenständigkeit, Traditionsbewusstsein.
Mein Verhältnis zu den Mitschwingern?
Gut bis sehr gut.
Zu den Kampfrichtern?
Gut bis sehr gut, weil es auch ehemalige Schwinger sind.
Zu den Einteilungsleitern?
Gut, obwohl es immer Gründe gibt, die zu Diskussionen führen.
Schwingsport der Moderne ...
Tragt Sorge zum Traditionellen. Die Bergschwinget Brünig und Rigi zum Beispiel müssen unbedingt als richtige Bergfeste wie zu alten Zeiten erhalten bleiben.
Entweder ... ... oder
Berge Seen
FC Thun Young Boys
EHC Biel SC Bern
Francine Jordi Florian Ast
Rolling Stones Beatles
Rap Hip Hop
Spaghetti Pizza
Raclette Käsefondue
Kornflakes Müesli
Kaffee Tee
Ski alpin Langlauf
Tischtennis Tennis
Partnerschaft Ehe
Zwei Kinder Fünf Kinder
Burgdorf Estavayer
Audi Opel
Migros Coop Landi Jumbo
(Fett, was Glarner bevorzugt, sicher auch wegen seiner Sponsoren. Und sein Konditionstrainer ist jener des SC Bern)
Interview: bmb
Glarner Matthias, 110 Kränze, 14 Kranzfestsiege
- Wohnort: Heimberg bei Thun
- Geburtsdatum: 19. Dezember 1985
- Sternzeichen: Schütze
- Zivilstand: ledig (in festen Händen)
- Gewicht (kg): 115
- Grösse (cm): 186
- Geschwister: 2 (Katrin, Stefan)
- Hobbies: Kraftraum, Sport allgemein, Fussballspiele der Geschwister besuchen
- Beruf: Polymechaniker/Bachelor- und Masterstudiengang in Sportwissenschaft und Geschichte. Turn- und Sportlehrer. Derzeit Personalbetreuer bei den Bergbahnen Meiringen-Hasliberg.
Was Glarner am liebsten mag:
- Lieblingsgericht: alles aus Claudias Küche.
- Lieblingslied: «Shine on», Thomas Ray.
- Lieblingsbuch: Optimales Training (Weineck), Krimis von Henning Mankell.
- Lieblingsgetränk: Rivella, Ovomaltine.
- Lieblingszeitung: «Jungfrauzeitung», «Berner Oberländer»
Besonderes: Blaues Hemd und Ohrenschutz.
- Schwingen: Erster Kranzgewinn: Emmentalisches 2003 in Wasen.
- Grösste Erfolge (110 Kränze, 14 Siege): Schwingerkönig 2016 in Estavayer-le-Lac. Total 4 Eidgenössische Kränze, (2007 Aarau / 2010 Frauenfeld / 2013 Burgdorf / 2016 Estavayer-le-Lac). 3 Teilverbandsfestsiege (Berner Kantonales 2016 in Meiringen, Südwestschweizer 2008 in La Chaux-de-Fonds, Nordwestschweizer 2014 in Zuchwil). 2 Bergfestsiege (Rigi-Schwinget 2009, Schwägalp-Schwinget 2015). 8 Gauverbandsiege: 3 Seeländer (2013/2014/ 2015), 2 Mittelländer (2005/2007), 2 Oberaargauer (2011/ 2015), 1 Oberländer (2006). Insgesamt 14 Kranzfestsiege, 3 Schlussgangteilnahmen am Brünig-Schwinget, 28 Siege an regionalen Anlässen.
- Bevorzugte Schwünge: Kurz, Linkskurz.
Quelle: www.schlussgang.ch
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