Sie sind hier

Abo

Tennis

Viel Spektakuläres beim Daviscup in Scheuren

In acht Tagen findet in Biel das Playoff-Spiel zwischen der Schweiz und Weissrussland statt. Vor 41 Jahren wurde in Scheuren schon einmal eine Partie in der Region ausgetragen. Die Schweiz, mit dem 17-jährigen Heinz Günthardt, schlug Rhodesien 3:2.

Nachdenklich trotz Lichtblicken im Nachwuchs: Heinz Günthardt ist auf die nächsten Wochen und Monate gespannt. Keystone

Beat Moning

Zwischen dem 24. und 26. September 1976 fand in Scheuren eine Daviscup-Begegnung statt. Ein Achtelfinal gegen Rhodesien (heute Simbabwe) . Der Tennisverband musste mehrere Absagen in Kauf nehmen, bevor das Tenniszentrum Scheuren mit dem dort beheimateten TC Scheuren kurzfristig einsprang und mit einer entsprechenden Infrastruktur alles dafür tat, die besten Bedingungen zu schaffen. Wetterglück hatten die Seeländer indes nur am Freitag. Als sich doch noch herumgesprochen hatte, dass da mit dem 17-jährigen Heinz Günthardt ein vielversprechendes Talent am Werke ist, erschienen dann am Sonntag 800 Zuschauer. Günthardt, der zuvor diverse Juniorenturniere, unter anderem auch Wimbledon, zu seinen Gunsten entscheiden konnte, gewann das erste Einzel und überraschend das Doppel am Samstag an der Seite von Petr Kanderal klar, verlor dann aber gegen den starken Colin Dowdswell in einem intensiven Match nach 6:0, 7:9, 2:6, 3:6, Max Hürlimann setzte sich schliesslich mit einem klaren Dreisatzsieg über den schwächeren Rhodesier McKenzie klar durch. Der Gegner musste übrigens auf den besten Mann verzichten: Die ATP-Nummer 28 Andrew Pattison. In der dritten Runde der Europazone A war gegen Frankreich Endstation.

 

«Dowdeswell war nur am Netz»
Das «Bieler Tagblatt» sprach Heinz Günthardt, der 1986 als Nummer 22 der Welt seine beste Klassierung erreichte (bei 1,5 Millionen Dollar Preisgeld, drei Einzelkarrieretitel, 30 im Doppel) kürzlich in Biel auf dieses Ereignis an. «Ehrlich, ich weiss, dass wir mal gegen Rhodesien gespielt haben. Aber ich kann jetzt nicht sagen, wo das war. Es ist halt wirklich schon ziemlich lange her.» Es war eben in Scheuren. Und der heutige Tennis-Co-SRF-Reporter, zur Zeit beim US Open engagiert und mit einem Mandatsverhältnis bei Swiss Tennis versehen, weiss noch: «Ich habe danach nie mehr gegen einen Spieler wie Dowdeswell gespielt. Gegen einen, der nur am Netz anzutreffen war. Ich wusste mit der Zeit keine Mittel mehr.» Schade, dass er den zweiten Satz nach diversen Möglichkeiten nicht gewinnen konnte. «Bei 7:6 hatte ich einen Satzball. Aber ich war schon da mit meinen Passierbällen völlig ausgepowert und bald am Ende meines Lateins.»

Erinnern mag sich Günthardt an einen ungewöhnlichen Zwischenfall. Bereits beim ersten Game des ersten Spiels stürmten Mitglieder der «Revolutionären Marxistischen Liga» mit dem Ruf «Rhodesie racist, Swiss complice» und einem Spruchband das Spielfeld, um gegen die Apartheidpolitik Rhodesiens zu protestieren. Sie konnten aber von den Sicherheitskräften und von Zuschauern schnell wieder vom Platz wegbefördert werden. «Es ging in dieser Zeit um Rassismus und da kam es eben zu diesem Ereignis», so Günthardt, der sich ebenso erinnert, dass Tennis immer etwa eine Bühne für andere Anliegen «missbraucht» worden ist.

 

«Das wird spannend»
Nun weilt der 58-jährige also in New York und in acht Tagen als Kommentator in Biel. Die Sorgenfalten werden etwas grösser, wenn er auf diese Begegnung um Sein oder Nichtsein angesprochen wird. Obwohl, er erwähnt vorerst den kürzlich errungenen Weltmeistertitel der U14-Knaben. «Da wächst doch wieder Hoffnung heran. Das sind Erfolgserlebnisse, die für die Jugendlichen wichtig sind, auch für den Verband, der viel für die Bewegung tut und für die Sponsoren, die dafür zahlen.»

Zum aktuellen Stand: Man muss damit rechnen, dass Stan Wawrinka und Roger Federer nach ihrem Daviscup-Gewinn nicht mehr für die Schweiz auflaufen werden. «Wobei», sagt Günthardt., «man soll nie sagen und manchmal wird man selber überrascht, wenn einer wieder mal zusagt.» Bei Roger Federer dürfe man nicht vergessen, «dass er enorm viel für den Schweizer Tennissport leistet, auch wenn er nicht Daviscup spielt.» Für diese Abstiegspartie rechnet man nicht mit ihm, sowieso nicht mit dem verletzten Wawrinka. Günthardt sagt: «Die Zuversicht ist nicht auf den ersten Blick nicht so gross. Aber ich traue Henri Laaksonen und Marco Chiudinelli einiges zu. Wir haben es hier mit unberechenbaren Weissrussen zu tun. Das wird ohne Zweifel eine spannende Begegnung.»

 

Fragezeichen auch bei Frauen
Heinz Günthardt erfuhr dies am eigenen Leibe. Als Fedcupcoach der Frauen gegen Weissrussland. Und blickt er auf sein Team, das im Februar in den neuen Wettbewerb eingreifen wird, so wird er auch da nachdenklich. Viktorija Golubic fehle nach wie vor das Selbstvertrauen, Belinda Bencic ist auf dem Weg zurück, aber wie es dann aussehen wird, weiss niemand.

Auch bei Timea Bacsinszky nicht, die sich mit diversen Verletzungen immer wieder herumschlägt. Heinz Günthardt ist oft in Biel und bei Swiss Tennis anzutreffen, wo er die Nachwuchsleute trainiert und mit guten Karrieretipps versorgt. Die Knaben hat er erwähnt, bei den Frauen sieht er ebenso Spielerinnen, die das Zeug zum Spitzen-Profitennis mitbringen. Er nennt Rebeka Masarova, Jil Teichmann und Simona Waltert.

***

Tickets zu vergeben

  • Zwischen dem 15. und 17. September findet in Biel erstmals ein Daviscup statt. Schweiz gegen Weissrussland heisst die spannende Begegnung. Der Sieger 
verbleibt in der Weltgruppe. Das Team von Severin Lüthi ist gefordert.
  • Swiss Tennis und das BT vergeben sechs Tickets für die drei Tage (je zwei).

Melden Sie sich auf 
sportredaktion@bielertagblatt.ch

(Vermerk Daviscup-Tickets) und geben Sie an, an welchem Tag Sie gratis

die Spiele in der Swiss Tennis Arena (Freitag und Sonntag je zwei Einzel, am Samstag das Doppel) verfolgen möchten.

  • Die ersten Eingänge werden 
berücksichtigt und die Absender 
bis Ende Woche von der 
BT-Sportredaktion benachrichtigt.
bmb