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Lengnau

Ohne Einsprachen und im Plan

CSL Behring wächst weiter – und die derzeitigen und künftigen Produkte aus der Schweiz haben einen wesentlichen Anteil daran. Susanne Jecklin ist mittlerweile definitiv zur Standortleiterin in Lengnau ernannt worden.

Blick aufs Gelände aus südöstlicher Richtung: «Containerstädte», die übers gesamte Areal verteilt sind, bieten 250 Arbeitsplätze. copyright: susanne goldschmid/bieler tagblatt

Tobias Graden

In der breiten Öffentlichkeit ist es kaum wahrgenommen worden, doch für das Unternehmen CSL Behring ist es eine neue Situation:Gegen das grosse Investitionsprojekt in Lengnau sind mittlerweile keine Einsprachen mehr hängig. Die letzten drei, die sich gegen die Aufstockung des Administrationsgebäudes an der Nordseite des Komplexes (CSL nennt es das «Gebäude A») und das erst geplante Verpackungs- und Logistikgebäude auf dem südwestlichen Teil des Geländes richteten, sind behandelt und vom Tisch.

Die Situation für die beiden Teilbereiche des Standorts präsentiert sich allerdings unterschiedlich. Das Administrationsgebäude ist mittlerweile wetterdicht, wie alle anderen Gebäude auch. Die Fassadenarbeiten sind abgeschlossen, sie sind termingerecht beendet worden. Die Aufstockung (CSL Behring hatte bereits früh entschieden, das Gebäude ein Stockwerk höher zu errichten) ist vollzogen. Derzeit erfolgen Planungs- und Vorbereitungsarbeiten, als erstes soll die Belegschaft dieses Gebäude Ende diesen Jahres beziehen können.

Was das Verpackungs- und Logistikgebäude betrifft, so haben die Verzögerungen durch die Einsprachen zu einem Marschhalt geführt. Dies wurde bereits im letzten August anlässlich der Präsentation der Jahreszahlen so kommuniziert (das BTberichtete). Der Umfang des Gebäudes und sein Zweck im Detail werden neu geplant. Denn schliesslich lägen auch neue Daten vor, sagt Susanne Jecklin, künftig dürften mehr Produkte in Lengnau hergestellt werden als ursprünglich geplant. Das Unternehmen verfügt nun aber auch für dieses Gebäude über eine gültige Baubewilligung.

Umfangreicher Prozess
Susanne Jecklin ist die Standortleiterin von CSL Behring in Lengnau. Ihr offizieller Titel lautet «Vice President and Site Head» der CSL Behring Recombinant Facility AG. Diese Funktion hat sie seit letztem Juni inne, als ihr Vorgänger Uwe E. Jocham zurückgetreten war. In den Konzern eingetreten war sie Anfang 2016  als Leiterin des Qualitätsmanagements. Die Konzernleitung kommunizierte intern nach Jochams Abgang, dass die Suche nach seinem Nachfolger gut ein halbes Jahr in Anspruch nehmen könne. Die Stelle war denn auch ab August über mehrere Wochen ausgeschrieben, ernannt worden ist kürzlich Susanne Jecklin – sie ist den Zusatz «ad interim»per 1. Februar losgeworden. Dies nach einem umfangreichen Auswahlprozess, in dem durch mehrere konzerninterne Stellen auch externe Kandidaten geprüft worden seien, wie sie betont. «Ich habe mich gut eingelebt», sagt sie, «wir fahren nun in gleicher Zusammenstellung weiter. Die Führungsmannschaft ist komplett, sie ist sehr kompetent und erfahren.»

Susanne Jecklin arbeitet bereits die meiste Zeit in Lengnau. CSLBehring hat einerseits ans Gelände angrenzend Büroräumlichkeiten gemietet, anderseits auf dem Areal selber temporäre Arbeitsplätze eingerichtet. Jecklin nennt sie «Containerstädte», in diesen können bis zu 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter untergebracht werden.

Nun folgen erste Tests
Derzeit beschäftigt die Lengnauer Unternehmenseinheit des CSL-Behring-Konzerns über 150 Personen. Diese sind aber nicht alle hier tätig, so arbeiten beispielsweise einige in Stuttgart bei jener Firma, die für das Engineering der Fabrik zuständig ist.

Der Zeitplan sieht für die nächsten Wochen erste Tests in den Produktionsgebäuden vor. Diese betreffen aber noch nicht die eigentliche Medikamentenherstellung, sondern die so genannten «Plant Utilities», also die Installationen für die Versorgung mit Wasser, Dampf und Strom. Der produktbezogene Testbetrieb werde für 2020 erwartet, sagt Susanne Jecklin. Dann werde bereits mit «komplett qualifizierten Anlagen» getestet, es werde «verkaufsfähiges Material»produziert. Der Markteintritt von in Lengnau produziertem Idelvion, wie das Therapeutikum für Menschen mit Bluterkrankheit heisst, ist für 2021 vorgesehen.

Mehr Umsatz und Gewinn
Es dürfte den Umsatz des Konzerns weiter steigern. Dieser ist auch im letzten halben Geschäftsjahr gewachsen: um 11 Prozent auf 4,147 Milliarden US-Dollar. Gewinn auf Stufe Ebit und Reingewinn stiegen um je 31 Prozent auf 1,476 respektive 1,086 Milliarden US-Dollar. Susanne Jecklin nennt eine bessere Marktdurchdringung als Hauptgrund für dieses Wachstum:«Wir liegen in allen Märkten über den Erwartungen.»

Die Immunglobuline, die am Standort in der Stadt Bern hergestellt werden, tragen laut Jecklin nicht weniger als 38 Prozent zum Gesatmerlös bei. Für rekombinante Produkte, wie sie künftig in Lengnau hergestellt werden, rechnet der Konzern werde ein «sehr positives Wachstum» erwartet. Insgesamt lasse sich feststellen: «Die in der Schweiz hergestellten Produkte erzielen einen wesentlichen Teil des Gesamtumsatzes.»

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