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Biel

«Die Stadt ist sauberer geworden»

Das Sicherheitskonzept der Stadt Biel von 2007 wird von einem externen Experten evaluiert und aktualisiert. Sicherheitsdirektor Beat Feurer freut sich, dass die Kriminalitätsrate zurückgegangen ist. Auch die städtische Politik habe dazu beigetragen.

Beat Feurer: «Meine Mutter hat heute in Biel weniger Angst als früher.» Matthias Käser/a

Interview: Marjorie Spart/pl

Das Sicherheitskonzept der Stadt Biel aus dem Jahr 2007 wird evaluiert und aktualisiert. Ein externer Experte wurde mit dieser Aufgabe betraut. Dafür hat der Bieler Gemeinderat Anfang März einen Nachkredit von 60 000 Franken genehmigt. Beat Feurer (SVP), Direktor Soziales und Sicherheit, äussert sich zu den Beweggründen für die Anpassung des Sicherheitskonzeptes.

Beat Feurer, warum hat sich die Stadt Biel mit einem Sicherheitskonzept ausgestattet?
Beat Feurer: Sicherheit ist ein wichtiges Thema, sowohl in den Städten als auch im ganzen Land. Damit Sicherheit fassbar wird, müssen alle Aspekte dieses Themas beleuchtet und aufgelistet werden. Diese Arbeit muss methodisch erfolgen.

Das Sicherheitskonzept verfolgt fünf strategische Ziele. Sind diese erreicht worden?
Wir haben auf allen fünf Achsen gearbeitet und konnten Verbesserungen erzielen. Diese Ziele sind auch heute noch aktuell, aber im Vergleich zu 2007 haben sich die Schwerpunkte ein wenig verschoben.

Wie steht es zum Beispiel um das subjektiv empfundene Sicherheitsgefühl der Menschen im öffentlichen Raum?
Dazu habe ich einen einfachen Anhaltspunkt: Ich frage meine Mutter, wie sie sich in Biel fühlt. Und tatsächlich hat sie heute weniger Angst als früher. Aber bleiben wir bei den fundierten Quellen: Die Studie des Forschungsbüros Killias von 2016 hat aufgezeigt, dass sich das Sicherheitsgefühl verbessert hat. Dasselbe bestätigen uns auch die Rückmeldungen aus der Bevölkerung und von Besuchern: Biel ist im Vergleich zur Vergangenheit sauberer und dynamischer geworden.

Hat sich die Situation im Zusammenhang mit Migranten ebenfalls verändert?
Wir haben Massnahmen getroffen, die eine bessere Integration und das Erlernen einer der Amtssprachen fördern. Seither hat sich das Sicherheitsgefühl gegenüber Migranten verbessert. Allerdings besteht weiterhin ein Misstrauen gegenüber Asylbewerbern. Das hat vor allem mit ihrer Herkunft zu tun. Jede Einreisewelle aus neuen Herkunftsländern bringt Fragen und Befürchtungen mit sich. Deshalb ist es wichtig, weiter an der Integration zu arbeiten.

Es fällt auf, dass sich weniger randständige Menschen auf den Strassen aufhalten.
Wir haben für das Cactus (Anlaufstelle für Drogenabhängige, d. Red.) eine gute Lösung hinter dem Bahnhof gefunden. Das neue Lokal wirkt vertrauenerweckend. Damit konnten wir die Beeinträchtigungen in der Altstadt, wo das Cactus vorher angesiedelt war, beseitigen. Ebenso konnten wir für eine Gruppe von Alkoholkonsumierenden den Treffpunkt Ditsch einrichten. Seither haben Störungen im öffentlichen Raum, vor allem beim Bahnhof, nachgelassen.    

Trotzdem ist in Biel nicht alles rosig. Das Image der Stadt leidet unter Littering.
Das stimmt. Auf den grossen Verbindungsstrassen wird immer noch heimlich Müll entsorgt. Aber wir verfolgen die Abfallsünder, und wenn wir eine solche Person identifizieren können, sprechen wir systematisch Bussen aus.

Welche Massnahme des Bieler Sicherheitskonzeptes hat sich besonders gut bewährt?
Die Einführung der SIP-Patrouillen ist eine Massnahme, die ganz klar positive Auswirkungen zeigt. Die Sicherheitsmitarbeiter wirken präventiv und vermittelnd im öffentlichen Raum. Unsere Patrouillen weisen die Bürgerinnen und Bürger auf die geltenden Regeln hin. Sie greifen ein, wenn es zu heiklen Situationen kommt und wenn es gilt, einen Konflikt zu lösen. Die SIP-Mitarbeitenden sind häufig im Stadtzentrum, im Umkreis von Schulen und vor der Einwohnerkontrolle tätig. Jedenfalls hat unser Konzept Sicherheit-Intervention-Prävention wesentlich zur Verbesserung des Klimas im öffentlichen Raum beigetragen.

Beurteilen sie das Bieler Sicherheitskonzept generell positiv?
Ja, und ich bin zufrieden, dass die verschiedenen Massnahmen Früchte zeitigen.

Die Kantonspolizei hat vor wenigen Tagen die Kriminalstatistik 2017 veröffentlicht. Daraus geht hervor, dass die Straftaten abermals rückläufig sind. Dieser Trend gilt auch für die Stadt Biel, wo die Kriminalität ebenfalls abgenommen hat. Gibt es da einen Zusammenhang mit dem Bieler Sicherheitskonzept?
Ich freue mich sehr, dass die Kriminalitätsrate seit 2012 um 32,5 Prozent zurückgegangen ist. Diese Entwicklung beruht auf verschiedenen Faktoren. Dennoch glaube ich, dass unsere Sicherheitspolitik zum guten Resultat beigetragen hat. Allerdings lässt sich der Zusammenhang nicht messen.

Das Sicherheitskonzept hat also greifbare Ergebnisse zustande gebracht. Liegt hier der Grund für die geplante Aktualisierung?
Die Arbeit, die wir 2007 in Angriff genommen haben, muss weitergeführt werden. Wir dürfen jetzt nicht aufgeben. Die geplante Evaluation wird die Erfolge unseres Konzeptes zutage bringen. Zudem wird sich zeigen, wie sich das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung entwickelt hat. Es ist absehbar, dass unser Sicherheitskonzept an aktuelle Themen angepasst werden muss.

Welche Themen sind heute aktuell?
Die Radikalisierung ist sicher ein Thema, welches in die Überarbeitung des Sicherheitskonzeptes einfliessen muss. Immerhin hat Biel bereits eine Arbeitsgruppe zu diesem Problem ins Leben gerufen. Das ist ohne Frage ein Fortschritt. Die Stadt wird entscheiden, welchen zusätzlichen Beitrag sie auf diesem Gebiet leisten kann. Eine weitere Herausforderung ist das Bieler Nachtleben, denn dort fehlt uns immer noch ein Konzept. Hier sind Verbesserungen notwendig, denn es gibt vor allem im Umfeld von Dancings Probleme im öffentlichen Raum. Schliesslich muss die Internetkriminalität ihren Platz im neuen Sicherheitskonzept finden. Schon heute vergeht kein Tag, an dem unsere Informatikabteilung nicht auf Unregelmässigkeiten in den Systemen stösst.

Wurde die Stadt Biel schon zum Ziel einer Cyberattacke?
Ja, aber bisher konnten wir solche Angriffe abwehren. Trotzdem bereiten wir uns mit praktischen Notfallübungen auf einen mehrtägigen Stromausfall vor, welcher als Folge einer Cyberattacke eintreten könnte.

Wann wird das überarbeitete Sicherheitskonzept vorgestellt?
Der Experte wird uns die Ergebnisse seiner Erhebung rasch übermitteln. Das neue Konzept wird noch dieses Jahr vorgestellt.

Kommentare

Biennensis

@thomasroth59, genau deswegen haben die Grünen und Roten an der Madretschstrasse den Einbahnverkehr eingeführt, damit die Autofahrer nicht zu viel Müll sehen.


Gulliver

Herr Feurer, Ihre Mutter meint das nicht im ernst? Biel ist sicherer geworden? Also die Leute mit denen ich rede (u.a. auch meine Mutter und viele Urbieler ) sagen genau das Gegenteil!! Biel ist viel sauberer sicher....überall stehen alte Sofas am Strassenrand und die Abfallkübel sind überlaufen! Biel ist einzig sehr sicher im Bezug aufs Verteilen von Busszetteln. Wenn man 10 Min. nicht bezahlt hat, ist sicher eine Busse auf der Windschutzscheibe. Der linke Gemeinderat wünscht wohl nur noch Busfahrer, welche nichts einkaufen in der Stadt. Macht weiter so, bravo!


thomasroth59

Hallo Herr Feurer Waren Sie schon einmal in Madretsch, hier ist es nicht sauberer geworden. Illegale Müllentsorgung ist hier an der Tagesordnung.


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