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«Die Qualität ist da, eine Überraschung zu schaffen»

Ein Sieg, zwei Unentschieden: Die Schweiz steht im WM-Achtelfinal. Die beiden Seeländer Nationalspieler Cédric Zesiger (U21) und Florijana Ismaili (Frauen) blicken auf die bisherigen Spiele zurück und prophezeien, wie weit die Schweiz kommen wird.

Bild: Keystone

Michael Lehmann

Cédric Zesiger fühlte nach dem letzten Gruppenspiel der Schweizer Nationalmannschaft dasselbe wie wohl die meisten Zuschauer. «Ich bin nicht mehr ganz so euphorisch wie vor der Partie.» Das 2:2 gegen Costa Rica war ein kleiner Dämpfer für die Schweizer Fans – nicht primär wegen des Resultats, sondern wegen des biederen Auftritts der Nati-Spieler. «Ich kann jedoch nachvollziehen, dass die Partie für die Schweizer nicht einfach war», sagt der U21-Nationalspieler, der in Treiten aufgewachsen ist. Während die Schweiz den Einzug in den Achtelfinal praktisch sicher hatte und fast nur verlieren konnte, waren auf der anderen Seite die Mittelamerikaner, die – bereits ausgeschieden – ohne Druck aufspielten.

Deshalb hütet sich Zesiger davor, die Partie gegen Costa Rica überzubewerten. Dem stimmt die Schweizer Nationalspielerin Florijana Ismaili zu. «Es zählt einzig, dass wir im Achtelfinal stehen», sagt die Worbenerin, die sich ganz und gar mit der Männer-Nati identifiziert hat und auch in der Folge stets in der ersten Person Plural spricht.

Was die Offensivspielerin in der Gruppenphase der Schweizer allerdings vermisste, war die Angriffslust. «Wir sind eher selten zu Chancen gekommen.» Zu mutlos hätten die Schweizer in der Offensive bisher agiert. Einzig Breel Embolo konnte die 23-Jährige überzeugen. «Ich mag seine unerschrockene Spielweise einfach. Hoffentlich steht er im Achtelfinal gegen Schweden wieder in der Startformation.» Zudem würde die YB-Spielerin, wäre sie Nationaltrainerin, die gute Leistung Josip Drmic’ gegen Costa Rica belohnen und ihn im Sturmzentrum aufstellen. Er habe nach seiner Einwechslung sofort für Torgefahr gesorgt. «Das brauchen wir auch gegen die Schweden.»

Zesiger hofft auf Elvedi-Einsatz

Im Gegensatz zu Florijana Ismaili ist die Defensive Cédric Zesigers Hoheitsgebiet. Die Nati-Abwehr wird gegen Schweden durchgemischt, weil Fabian Schär und Captain Stephan Lichtsteiner gesperrt ausfallen. «Das ist schade um die beiden Führungsspieler», so Zesiger. «Doch wer einen Michael Lang als Ersatz hat, muss sich keine Sorgen machen.» In der Innenverteidigung würde es der 20-Jährigeseinem knapp zwei Jahre älteren Kollegen Nico Elvedi gönnen, «sich auf der ganz grossen Bühne zu präsentieren».

Cédric Zesiger

Dass die beiden im Nationalteam eher selten spielten, sieht Zesiger nicht als Problem. Er weiss selbst, wie es ist, länger nicht eingesetzt zu werden. In der vergangenen Rückrunde stand der GC-Verteidiger nur viermal auf dem Spielfeld. «Dank den Trainings bleibt man im Rhythmus.» In der Abwehr habe vieles mit dem Stellungsspiel zu tun. «Das beherrschen Verteidiger einfach – Nationalspieler sowieso.» Zesiger ist sich sicher, dass sich die «neuen» Verteidiger nahtlos in das Team einfügen werden.

«Viel Wind um den Doppeladler»

Dieser Meinung ist Zesiger nicht zuletzt wegen des offenbar starken Zusammenhalts im Nationalteam. Besonders in der Partie gegen Serbien zeigten sich die Schweizer als geschlossene Einheit.

Das Spiel war auch für Florijana Ismaili speziell. Sie hat wie Granit Xhaka oder Xherdan Shaqiri albanische Wurzeln. Den vieldiskutierten Doppeladler-Jubel beurteilt sie zwiespältig. Er sei zwar nicht angemessen gewesen, andererseits sei danach aber auch zu viel Wind um die Pose gemacht worden. «Da waren halt viel Emotionen im Spiel.» Etwas, das einfach zu einer Weltmeisterschaft gehöre. Lieber erinnert sie sich an die Party nach dem Spiel. «Die Strassen in Bern waren voll mit feiernden und tanzenden Leuten. Das war gewaltig.»

Florijana Ismaili

Wenn es nach Ismaili und Zesiger geht, könnten die Strassen schon bald wieder voll mit feiernden Fans sein. «Für die Schweizer Nati ist alles möglich», sagt Zesiger und fügt an: «Sogar der Finaleinzug.» Er begründet seine Zuversicht damit, dass die Schweizer gezeigt haben, wie stark sie auf Rückschläge reagieren. «Die Qualität ist da, eine Überraschung zu schaffen.»

Auch Ismaili traut der Schweiz viel zu. «Wenn wir uns in einen Lauf spielen, können wir es bis in den Final schaffen.» Am meisten überzeugt habe sie aber bisher England und Belgien. Die beiden Teams hätten aber auch nicht die stärksten Gegner gehabt. Zesiger nennt Frankreich und Brasilien als heisse Endspielkandidaten. «Aber wir haben ja gesehen: Es gibt keine klaren Favoriten mehr», sagt der Seeländer und wiederholt: «Alles kann passieren.»
 

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