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Biel

«Zu Beginn war es beängstigend»

Heute geben Schüler des Gymnasiums am Strandboden gemeinsam mit Musikern des Sinfonieorchesters Biel Solothurn zwei Konzerte. Für die talentierten Nachwuchsmusiker eine einmalige Gelegenheit.

Die Violinistin Marie Carrière (im dunkelblauen Kleid) ist eine von drei Solisten der beiden Bieler Gymnasien. Carmen Stalder

von Carmen Stalder

Ein Tag davor die erste Probe. Ein paar Stunden davor die Generalprobe. Mehr Zeit bekommen die Schülerinnen und Schüler nicht, um sich auf ihre Konzerte mit dem Sinfonieorchester Biel Solothurn (Sobs) vorzubereiten. Dabei ist dieser Auftritt für die Schüler alles andere als normaler Schulalltag. Es ist für sie die Gelegenheit, mit Berufsmusikern zusammen auf der Bühne zu stehen. Eine Chance, die sich nicht so schnell wieder bietet.

Ein leises Trommeln ertönt. Dann erklingen die Bläser. Erst sanft, dann bestimmt. Und schliesslich setzen die Streicher ein, die Geigen, Cellos und Kontrabässe erfüllen die Luft.
Das Gymnase français hat in der Vergangenheit bereits öfter mit dem Sinfonieorchester zusammengearbeitet. Für ein Konzert durften jeweils ein paar ausgewählte Gymnasiasten als Solisten mit den Musikern auftreten. «Nach einer langen Pause haben wir jetzt wieder zu dieser alten Tradition gefunden», sagt Christine Gagnebin, Konrektorin und zuständig für das französischsprachige Gymnasium.

Erstmals wirken am Sommerkonzert auch deutschsprachige Gymnasiasten mit. Seit der 2016 beendeten Sanierung der Schulanlage am Strandboden teilen sich die deutsch- und französischsprachigen Schüler die Musik-Unterrichtsräume, auch das Schulorchester wurde zusammengelegt. «Seither wird viel mehr zusammengearbeitet», sagt Rektor Leonhard Cadetg, der das Projekt mit dem Bieler Orchester als «Riesenchance» bezeichnet.

 

Üben in den Sommerferien
Um diese Chance wahrzunehmen, haben die auserwählten neun Schülerinnen und zwei Schüler eine grosse Herausforderung auf sich genommen. Im Juni haben sie die Noten für das 40-minütige Konzert erhalten. In ihren Sommerferien ging es ans Üben. Und gestern fand dann die erste gemeinsame Probe mit dem Orchester statt. Einzig die drei Solisten Marie Carrière, Philomène Michel (beide Violine) und Gian Luzi Niederhauser (Kontrabass) durften zusätzlich mit dem Dirigenten Yuram Ruiz proben. «Für die Schüler ist das, wie wenn Junioren bei Fussballprofis mitspielen dürften», erklärt Musiklehrer Bruno Ruedin, der das Konzert mitorganisiert hat. Sichtlich stolz wohnt er der Probe in der Aula des Gymnasiums bei.

Gerade steht Marie Carrière als Solistin auf der Bühne und spielt ein Werk von Felix Mendelssohn Bartholdy – auswendig, wie es sich bei den Profis gehört. Virtuos streicht sie mit dem Bogen über die Saiten, entlockt dem Instrument mal hohe, mal langgezogene Töne. Mit sechs Jahren hat Carrière angefangen, Geige zu spielen, mit zwölf kam das Klavier hinzu. Heute ist sie 17 Jahre alt, hat zahlreiche Auftritte hinter sich und mehrere Auszeichnungen gewonnen. Dennoch bezeichnet sie das heutige Konzert als tolle Gelegenheit: «Man kommt sonst nicht einfach so dazu, mit einem Orchester zu spielen.»

 

Mehr Unterstützung nötig
Markus Niederhauser ist als Klarinettist Teil des Sinfonieorchesters. «Die drei Solisten sind fantastisch, sie spielen absolut souverän», sagt er. Auch mit den restlichen Schülern ist er zufrieden – wenngleich die Zusammenarbeit mit ihnen natürlich anders sei als mit Berufsmusikern. «Im Sinfonieorchester kenne ich jede Bewegung und jeden Ton der anderen Musiker. Hier braucht es mehr Unterstützung», so Niederhauser.

Annina Beck und Aude Heiniger sind zwei weitere talentierte Violinistinnen, die es ins Projekt geschafft haben. Den Unterschied zu den gewohnten Proben im Jugendorchester bezeichnen sie als gross. «Als wir heute zum ersten Mal mit dem Orchester gespielt haben, war das zu Beginn beängstigend», sagt die 18-jährige Annina Beck. Das habe sich aber bald gelegt.

Die gleichaltrige Aude Heiniger hat festgestellt, dass das Spiel im Sinfonieorchester viel präziser und kontrollierter sei. «Man merkt, dass das Profimusiker sind», sagt sie. Selbst möchte sie das aber nicht unbedingt werden: «Ich mache die Musik vor allem für mich.» Ob sich ihre Schulkollegen für die heutigen Konzerte interessieren, spielt den beiden jungen Frauen deshalb keine grosse Rolle. Hauptsache, sie konnten bei dieser einmaligen Gelegenheit dabei sein.

Info: Das Konzert wird heute (21.08.2018) um 14.00 und 15.00 Uhr in der Aula des Gymnasiums Biel-Seeland aufgeführt. Der Eintritt ist kostenlos.

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