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Biel

Mit dem Wildwuchs ist bald Schluss

In zwei Wochen fahren die Bagger auf: Über fünf Jahre stand die ehemalige Uhrengehäusefabrik an der Bözingenstrasse 31 in Biel leer. Bis im Frühling 2020 sollen hier 27 Wohnungen entstehen.

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von Carmen Stalder

Ein knorriger Apfelbaum wächst in die Höhe, Pflastersteine kämpfen gegen das Moos an und Efeu rankt die Fassade empor. Im Innenhof der ehemaligen Uhrengehäusefabrik an der Bözingenstrasse 31 in Biel sieht es aus wie in einem Dschungel. Doch damit ist bald Schluss: Am 17. September sollen die Bagger auffahren und der langen Zeit des Leerstands ein Ende bereiten.

2013 hat die MLG Generalunternehmung aus Bern dem Kanton den Gebäudekomplex abgekauft (siehe Infobox). Die Vision der Firma: 27 Wohnungen «im mediterranen Stil» zu bauen. 2014 gab die MLG das Baugesuch für den Umbau ein. Allerdings verzögerten drei Einsprachen den Fortschritt des Projekts. «Die Einsprachen kamen von Nachbarn, die künftig die Parkplätze der Uhrenfabrik nicht mehr nutzen können», sagt Urs Neuenschwander, Projektleiter und Mitglied der MLG-Geschäftsleitung.

2015 wurde die Baubewilligung dann doch noch erteilt. Nun ging es darum, einen Käufer und Investor zu finden, da die MLG dieses Risiko nicht selbst tragen wollte. Fündig wurde sie bei der PAT-BVG, einer Personalvorsorgestiftung für Ärzte und Tierärzte. Die Stiftung investiert rund 11,5 Millionen Franken in das Gebäude, 8 Millionen davon fliessen in den Umbau. Weil das Projekt in der Zwischenzeit überarbeitet und verbessert worden war, war eine neue Baubewilligung nötig, die nun in diesem Jahr erteilt wurde.

 

Bausubstanz in gutem Zustand
«Passen Sie auf die Löcher im Boden auf», sagt Neuenschwander. Beim Rundgang durch das grosse Gebäude zeigen sich diverse Schäden: Das Parkett löst sich vom Boden, in der Decke fehlen Abdeckungsplatten und an den Wänden prangen Kritzeleien. Auch muss noch eine Asbestsanierung durchgeführt werden. Um sich hier moderne Wohnungen vorzustellen, ist zurzeit viel Fantasie nötig.

Doch Neuenschwander versichert: «Die grundlegende Bausubstanz befindet sich in sehr gutem Zustand.» Für die MLG sei deshalb von Anfang an klar gewesen, dass man das Gebäude umnutzen statt abreissen wolle. Letzteres wäre durchaus eine Möglichkeit gewesen, handelt es sich doch nicht um ein denkmalgeschütztes Objekt.

Die Generalunternehmung hat im Sinn, alte Elemente wie beispielsweise Verzierungen an der Fassade zu erhalten und hervorzuheben. So wurde bewusst entschieden, keine Aussendämmung anzubringen. «Wir wollen den früheren Charme aufleben lassen», so Neuenschwander. Obwohl in Biel derzeit viele Neuwohnungen auf dem Markt sind oder noch kommen, glaubt er an die Anziehungskraft der Uhrenfabrik. In Biel gebe es zwar genug Standardwohnungen, das hier sei jedoch alles andere als Durchschnitt.

 

Bereits fünf Reservationen
Die sogenannten Loftwohnungen (siehe Infobox) werden zwischen 52 und 147 m2 gross sein und monatlich zwischen 1600 und 3575 Franken kosten. Ruth Eveline Kurz, Geschäftsinhaberin der Aberimo AG, die das Projekt vermarktet, ist zuversichtlich: Bereits sind fünf Reservationen eingegangen. Die ersten Mieter sollen im Frühling 2020 einziehen.

Der heute noch verwilderte Innenhof soll ab diesem Moment eine wichtige Funktion einnehmen, denn nicht alle Wohnungen verfügen über einen Balkon. Im durch eine schalldämmende Glasfront nach draussen abgeschirmten Innenhof sind ein Spielplatz, «grüne Inseln» und Sitzgelegenheiten geplant. Eine Oase zum Abschalten, direkt neben der vielbefahrenen Bözingenstrasse.

 

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Was ist eine Loftwohnung?

- Lofts haben Ihren Ursprung im New York der 40er-Jahre. Leerstehende Hallen wurden damals von Künstlern zu Wohnungen umfunktioniert. Die Zimmer konnten sie sowohl fürs Arbeiten als auch fürs Wohnen verwenden.

- Unter einem Loft versteht man heute einen grossen weiten Raum, der ursprünglich als Fabrik- oder Industriehalle verwendet wurde. Typischerweise werden die Wände kaum verändert, wodurch das frühere Ambiente erhalten bleibt.

- Bei der Einrichtung lässt einem ein Loft grossen Gestaltungsspielraum. Allerdings ist es auch eine Herausforderung, in einer Wohnung zu leben, die teilweise aus nur einem Zimmer besteht und oftmals keinen Balkon hat.

 

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Die Geschichte der Liegenschaft

- Das Gebäude an der Bözingenstrasse 31 wurde ca. 1870 erbaut und diente der Omega als Uhrengehäusefabrik.

- 1983 zog die Mikrotechnische Fachhochschule hier ein.

- 2011 zog die Schule an die Salzhausstrasse um, weil die Räumlichkeiten zu klein geworden waren.

- Im März 2012 besetzte das Kollektiv Biotop die leer stehende Liegenschaft. In den folgenden Monaten entstand in den Räumlichkeiten ein Kultur- und Begegnungszentrum.

- Im Januar 2013 veranlasste der Kanton das Kollektiv dazu, die Uhrenfabrik zu räumen.

- Im selben Jahr kaufte die MLG Generalunternehmung das Gebäude. Seither steht es leer.

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