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Biel

Laut sein, um gehört zu werden

Die Organisatorinnen werten die zweite Grossdemonstration gegen den A5-Westast als vollen Erfolg: Der Aufmarsch von mehreren tausend Personen soll den Druck auf die Bieler Stadtregierung erhöhen.

Die Innenstadt gehörte am Samstag während rund zwei Stunden den Westast-Gegnern. Bild: Patrick Weyeneth / Bieler Tagblatt
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Lino Schaeren

Als vor einem Jahr die Westast-Gegner erstmals zur Demonstration riefen, war das Resultat beeindruckend. Rund 3000 Personen liefen da lärmend durch Biels Strassen. Seither hat sich die Stimmung noch einmal zugespitzt. Die Stadt ist in dieser Angelegenheit gespaltener denn je.

Als die Bewegung «Biel wird laut» nach der Stellungnahme der Kantonsregierung, man lehne die präsentierte Alternatividee «Westast – so besser!» ab, erneut zur Grossdemo aufrief, durfte diesen Samstag deshalb mit noch einmal deutlich mehr Menschen auf der Strasse gerechnet werden. Zumal nach einer garstigen Woche auch das Wetter mitspielte. Gekommen sind dann auch tatsächlich viele, wenn auch nicht eklatant mehr als vor einem Jahr: 3500 Demonstranten waren es nach Zählung des Polizeiinspektorats. Die Angaben der Organisatoren liegen mit bis zu 5000 Teilnehmern naturgemäss deutlich höher.

Die Demonstration an sich war im Eigentlichen eine Kopie der letztjährigen – selbe Route, selber Ablauf, selbe Botschaft: Die Teilnehmer protestierten gegen den geplanten Westast der Autobahnumfahrung von Biel und insbesondere gegen die beiden Anschlüsse auf Stadtgebiet.

Und die zweite Auflage war schon allein aufgrund der Anzahl Teilnehmer nicht minder beeindruckend: Kein anderes Thema hat es in den vergangenen 20 Jahren vermocht, in Biel in diesem Ausmass zu mobilisieren. Es hat sich einmal mehr gezeigt: Der Widerstand gegen das Projekt ist substanziell. Und auch an diesem Samstag war die Emotionalität des Themas zwar spürbar, der Anlass blieb aber erneut äusserst friedlich, es gab keinerlei Zwischenfälle. Polizeiinspektor René Geiser zeigte sich denn auch zufrieden: «Alle Auflagen wurden eingehalten», resümierte er.

Überhaupt zur zweiten Demonstration gekommen ist es, weil die Projektgegner der Ansicht sind, dass ihre Anliegen auf höchster Stufe in Bern noch immer nicht angekommen sind. Der Demonstrationszug wurde denn auch unter dem Motto «Bern, hörst du uns?» angeführt – gekoppelt mit der zweiten Frage «Biel, handelst du?», die sich wohl weniger an die anwesenden Demonstranten, sondern vielmehr an die Bieler Stadtregierung richtete, die sich schwertut, klar Position zu beziehen. Mitgeführt wurden etliche weitere Transparente, «Keine Schneisen in unserem Stadtkörper» sowie «Mehr Beton oder mehr Grün?» stand da etwa. Am Umzug teilgenommen haben viele Familien, auffallend war, dass diesmal mehr Jugendliche mitgelaufen sind als noch bei der ersten Demonstration. Es war im Vorfeld denn auch eine der Absichtserklärungen der drei Organisatorinnen Sabine Kronenberg, Susanne Gafner und Sarah Fuhrimann gewesen, die jüngeren Generationen besser abholen zu wollen (das BT berichtete).

Die Organisatorinnen zeigten sich mit dem Protest zufrieden: Der Umzug sei ein «voller Erfolg» gewesen, teilten sie mit. Die Frage bleibt, wie nachhaltig er sein wird. Auf der Esplanade gegenüber dem Kongresshaus angekommen, widmete sich die Demonstration denn auch noch der Frage, wie es nun weitergehen solle. Ivo Thalmann vom Berner Heimatschutz bekräftigte dabei: Man werde den A5-Westast nicht nur auf der Strasse, sondern auch in den Gerichtssälen bekämpfen. «Bis vor Bundesgericht.» Doch das war an diesem Samstag eigentlich nur eine Randnotiz. Denn hier ging es nicht um die Justiz, sondern um die Politik. Und auf diese wollen die Organisatorinnen mit dem neuerlichen Grossaufmarsch den Druck erhöhen.

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