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Aus dem Stadtrat

Im Zangengriff
 des Wandels

Wandel und Veränderungen begleiten uns durch unseren Alltag. Immer wieder sind wir gefordert, uns damit auseinanderzusetzen.

Martin
 Wiederkehr, SP

Martin Wiederkehr

Oft sind es Ereignisse von aussen, die uns überraschen, verunsichern oder faszinieren. Plötzlich ist morgen nicht mehr heute. Wir müssen hinschauen, analysieren, Fakten beurteilen, Entscheidungen treffen und neue Wege finden.

Genau dieses Vorgehen ist jetzt im Stadtrat gefragt, wenn wir Politikerinnen und Politiker über den A5-Westast diskutieren. Viele Vorstösse mit unterschiedlichen Anliegen werden nächstens beraten. Die Angst vor Veränderung, der Wandel als Bedrohung ist oft in den Voten zu hören. Da erinnere ich mich an meinen Geschichtsunterricht, wie uns Schülerinnen und Schüler die Angst, ja die Panik der Bevölkerung geschildert wurde, als vor über 150 Jahren die ersten Maschinen, Lokomotiven und Autos den Alltag und das Landschaftsbild veränderten. Risiken und Chancen wurden damals und müssen auch heute sorgfältig gegeneinander abgewogen werden. Die Mobilität macht nicht Halt, sie entwickelt sich nur der Technik entsprechend.

Was früher war, ist nicht mehr heute und wird in Zukunft anders sein. Aber wie? Diese Frage erschwert uns heute, zum A5-Westast Entscheide zu treffen, die in 20 Jahren noch die Richtigen sein sollten. Doch folgende Fakten sind Realität:

- Die Bevölkerung in unserer Region wächst in den nächsten 15 Jahren um gut 10 Prozent.
- Autos von heute sind nicht die von morgen.
- Die individuelle Mobilität wird auch in Zukunft ein Bedürfnis sein.
- Gewohnheiten lassen sich nur ungern ändern. Bequemlichkeit geht vor.
- Der regionale Binnenverkehr nimmt weiter zu und belastet immer mehr unsere Quartiere.
- Der ÖV, die Fahrradstreifen, der öffentliche Raum, die Begegnungs- und Grünzonen benötigen dringend mehr Platz.
- Die Oberfläche unserer Stadt ist begrenzt.

Fazit: Der A5-Westast mit Stadt-Anschluss ist eine Chance für mehr öffentlichen Freiraum.

Vor allem für den Binnenverkehr in und aus der Stadt müssen optimale Lösungen erarbeitet werden. Weniger Verkehr im Quartier ist das Ziel. Doch dazu herrschen unterschiedliche Vorstellungen. Das vorliegende Westastprojekt mit den Stadtanschlüssen ist ein solcher Lösungsansatz, weckt jedoch vor allem Ängste. Doch worin bestehen die echten Chancen? Fachpersonen sind gefordert, uns diese jetzt ausführlich darzustellen. Der verlangte Marschhalt und der entsprechende Dialog sind dringend notwendig.

Aber Achtung! Ein echter Dialog ist kein Streitgespräch, sondern ein gegenseitiges, respektvolles Zuhören und Austauschen. Er endet damit, dass sich jede und jeder anschliessend in den Prozess der Veränderung begibt. Ein Verharren auf Positionen ist kein Dialog. Befreien wir uns vom Zangengriff der Ängste. Gestalten wir den Wandel im Interesse für mehr Freiraum im Quartier.

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