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Swissmetal

Ohne rasche Einigung droht der Konkurs

Die chinesische Gläubigerbank will nicht auf ihre Forderungen verzichten. Damit ist die Übernahme von Swissmetal vorderhand blockiert.

Unruhige Zeiten in Reconvillier. Ohne Einlenken der chinesischen Bank kommt es zum Konkurs. Bild: bt/a

Philippe Oudot/pl

Der Krimi um die Rettung von Baoshida Swissmetal geht weiter: Die Investorengesellschaft Swiss Team unter dem Vorsitz des Industriellen André Rezzonico hatte vor wenigen Tagen ein festes Übernahmeangebot für das angeschlagene Unternehmen eingereicht. Aber jetzt stellt sich die Gläubigerbank quer. Kommt es zur Tragödie?

Nachdem die Investorengruppe Swiss Team mit 9 Millionen Franken das beste Angebot für den Erwerb von Swissmetal eingereicht hatte, verfügte Nachlassrichter Gabriel Zürcher die Befragung der Gläubiger, die sich bis zum 18. April zum Angebot äussern mussten. Ohne Einsprache wäre der Vertrag zur Rettung von Swissmetal in Rechtskraft erwachsen.

Windiger Kredit
Aber dann kam der Hammer: Die China Development Bank (CDB) besteht auf ihrer Forderung von rund 15 Millionen Franken. Die Bank hatte das Geld dem ehemaligen Besitzer von Swissmetal, Xingjun Shang, im November 2016 geliehen.

Er selbst, seine Ehefrau und die chinesische Baoshida International Holding Group Co Ltd sollten für den Kredit geradestehen. Nur: die Millionen sind nie in die Swissmetal, sondern nach China geflossen.

Inzwischen sitzt Xingjun Shang in der Schweiz in Untersuchungshaft. Er wird der ungetreuen Geschäftsführung, der Urkundenfälschung und des eventuellen Betrugs verdächtigt.

Investor Rezzonico sieht zwei Opfer in dieser Geschichte: Das Unternehmen Baoshida Swissmetal, das sich mit 15 Millionen Franken Schulden wiederfindet, ohne jemals einen Rappen bezogen zu haben, und die Bank CDB, deren Kredit auf windigen Bürgschaften fusst.

Lenkt die Bank noch ein?
Die Investoren von Swiss Team hatten im Vorfeld deutlich gemacht, dass eine Übernahme von Swissmetal nur dann infrage käme, wenn der Immobilienbesitz des Unternehmens in Reconvilier nicht durch ein Grundpfand der CDB belastet sei.

Sachwalter Andreas Bättig hatte sich bei der chinesischen Bank für die Löschung dieser Forderung eingesetzt: Die Investoren sollten als Gegenleistung einen Teilbetrag von 1,6 Millionen Franken an die CDB bezahlen. Die Restschuld würde in den dritten Rang der Gläubigerforderungen überführt.

Am 18. April traf die Antwort der CDB ein: Man erwarte die Zahlung des Teilbetrags und werde das Grundpfand auf den Industrieimmobilien löschen. Allerdings müsse Swiss Team Bankschulden von Baoshida Swissmetal über 16 Millionen Franken übernehmen.

Die Reaktion von André Rezzonico kam prompt: «Unglaublich! Wir nehmen Geld in die Hand, um ein Unternehmen zu retten, aber doch nicht, um Bankschulden zu tilgen.»

Pierre Ducret, der Rechtsvertreter von CDB, wollte sich auf Anfrage nicht dazu äussern. Immerhin bestätigt Ducret, dass die Forderung seiner Klientin derart hoch sei, dass eine Zustimmung zum Vertrag nicht infrage komme. Zudem bezichtigt die Gläubigerbank den Sachwalter der Bevorteilung von Swiss Team zum Nachteil der chinesischen Hailiang-Gruppe. Diese hätte nämlich alle Aktien – also nicht nur die Aktiven – von Baoshida Swissmetal übernommen. Die Anschuldigung gilt als unbegründet, denn Hailiang habe nie ein förmliches Interesse angemeldet, die Aktien zu kaufen und das Unternehmen zu sanieren. Investor André Rezzonico glaubt an ein Einlenken der CDB. Im Konkursfall hätte die chinesische Bank nämlich alles zu verlieren. Die Immobilien von Baoshida Swissmetal in Reconvilier würden keineswegs ausreichen, um die Verbindlichkeiten zu tilgen. Bei einer Liquidation werde vorrangig die Hypothekarbank – und diese ist nicht die CDB – mit 2,5 Millionen Franken befriedigt. Die Forderung der chinesischen Bank würde in den zweiten und dritten Gläubigerrang abrutschen. Und dort besteht nicht die geringste Chance auf die Auszahlung eines Liquidationserlöses.

Gesetzeswidrige Handlungen?
Es könnte aber noch schlimmer kommen: Die CDB hat die Immobilien in Reconvilier im Juli 2018 mit einem Grundpfand von 21 Millionen Franken belegt. Es handelt sich dabei um Hypotheken im zweiten und dritten Rang. Im Rückblick könnte sich diese Absicherung als gesetzwidrig erweisen. Das glaubt jedenfalls Rezzonico: Die Sicherstellung durch Hypotheken erfolgte nämlich 20 Monate, nachdem Baoshida Swissmetal bereits im November 2016 erhebliche Kredite aufnehmen musste. Das Unternehmen war demnach schon damals überschuldet. Deshalb hätte die CDB die Verpfändung der Immobilien nicht vornehmen dürfen. Es liegen also gute Gründe für eine gerichtliche Annullierung des Hypothekendeals vor, so der Chef der Investorengruppe Swiss Team.

Das Schicksal des Schweizer Traditionsunternehmens liegt jetzt in der Hand einer Bank im Reich der Mitte. Sie muss rasch entscheiden, ob sie auf ihre Forderungen verzichtet. Nur dann kann Swissmetal wieder zu alter Grösse wachsen.

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