Sie sind hier

Abo

Biel

Jetzt trifft es auch die Stadt

Der Abbau von Filialen ist in Biel angekommen: Die Post schliesst die Standorte Gurzelen und Mett und ersetzt sie durch Agenturen. Die Stadt lässt sich dabei nicht in die Verantwortung nehmen, sie distanziert sich aber auch nicht von diesem Entscheid.

Symbolbild: Keystone

Lino Schaeren

Über 300 Filialen hat die Post schweizweit im Zuge der Reorganisation des Poststellennetzes bereits geschlossen. Bis Ende 2020 sollen noch einmal so viele hinzukommen. Davon betroffen ist auch das Seeland, in etlichen Gemeinden sind seit 2016 die eigenständig betriebenen Poststellen verschwunden – meistens wurden sie durch sogenannte Agenturen ersetzt. Die Post bleibt dabei im Dorf, weil sie bei einem Partner, etwa beim Dorfladen, unterkommt. Trotzdem haben die Poststellenschliessungen immer wieder harsche Kritik ausgelöst; begründet werden sie mit den massiv rückläufigen Zahlen beim Hauptgeschäft, den Paketen, Briefen und dem Zahlungsverkehr. Von der Reorganisation betroffen war bisher vor allem das ländliche Gebiet. Doch jetzt trifft es auch die Stadt: In Biel werden die Filialen Gurzelen und Mett geschlossen. Das teilte die Post gestern mit.

Dass es diese beiden Standorte erwischt, vermag nicht zu überraschend, schliesslich hatte die Post bereits 2017 angekündigt, die Filialen Gurzelen und Mett zu überprüfen. Und überprüfen hiess in der Reorganisation meistens: schliessen. Die Gurzelen-Poststelle soll bereits diesen Herbst dichtmachen. Die Post in Mett, dem bevölkerungsreichsten Quartier der Stadt, folgt dann im Verlaufe des kommenden Jahres. Beide Filialen werden aber durch eine Partner-Lösung ersetzt: Sie ziehen bei der Migros-Tochter Voi ein. Dass in der Überbauung «Jardin du Paradis» Anfang Mai überhaupt ein Voi-Geschäft eröffnet wurde, geht laut der Post-Mitteilung sogar auf die neue Zusammenarbeit von Supermarkt und Poststelle zurück: Auf Anfrage der Post habe sich die Migros Aare bereit erklärt, in der Überbauung einen Laden mit integriertem Postangebot einzurichten; das Erledigen der Postgeschäfte übernehmen die Mitarbeiter des Supermarkts.

Erich Fehr sieht Vor- und Nachteile
In Biel verbleiben damit vier eigenständige Poststellen. Die Hauptpost am Bahnhof sowie die Filialen Neumarkt, Bözingen und Madretsch. Die Neumarkt-Post wird zudem umgebaut und kommt künftig in demselben Gebäude mit weniger Fläche aus. Vier Postfilialen seien grundsätzlich eine korrekte Postversorgung für Biel, sagt Stadtpräsident Erich Fehr (SP) auf Anfrage, «im Vergleich zu anderen Gemeinden haben wir keine schlechte Abdeckung». Zur Schliessung der beiden Poststellen Gurzelen und Mett bezieht der Bieler Gemeinderat aber nicht Stellung. «Das ist ein unternehmerischer Entscheid, den die Post verantworten muss», sagt Fehr. Die Post versuche bei der Reorganisation zwar, die Gemeinden zu Komplizen zu machen, Biel lasse sich hier aber nicht einspannen und dadurch in die Verantwortung nehmen.

Fehr sieht Vor- und Nachteile im Umbau des Schweizerischen Poststellennetzes. «Klar ist es bedauerlich, wenn attraktive Stellen abgebaut werden, doch wenn nun das Klagelied des Abbaus beim Service Public gesungen wird, zeigt das nur die eine Wahrheit.» Eine andere sei der Wandel im Nutzungsverhalten – viel, was früher am Postschalter erledigt wurde, passiert heute überwiegend online. Und Fehr betont, dass gerade Lösungen wie auf der Gurzelen, wo die Schliessung der Poststelle mit der Eröffnung eines Voi-Supermarkts einhergeht, auch eine Chance sein könne: Dadurch werde die Nahversorgung eines Quartiers gestärkt, in dem es bisher nur sehr wenige Einkaufsmöglichkeiten gab. Aus Kundensicht sei zudem von Vorteil, dass die Agenturen in aller Regel längere Öffnungszeiten hätten als die klassischen Poststellen.

«Biel muss sich aktiv wehren»
Keine Freude an der gestrigen Mitteilung der Post dürfte PdA-Stadtrat Peter Heiniger gehabt haben. Er hatte erst am Donnerstag im Bieler Parlament ein Postulat eingereicht, in dem er den Gemeinderat auffordert, sich aktiv gegen den Abbau von Poststellen in Biel einzusetzen. Heiniger fordert, dass sich Biel dem Beispiel der Gemeinde Milvignes anschliessen solle, die den Schutz der Poststellen in allen Schweizer Gemeinden fordert. Milvignes schlägt eine gemeinsame Aktion der Kommunen gegen die Post vor, damit diese auf weitere Schliessungen von Poststellen verzichtet.

Der Vorstoss des PdA-Politikers wird mit der Ankündigung der Post, die Standorte Gurzelen und Mett zu schliessen, aber nicht obsolet. Denn Heiniger sieht mittelfristig auch die Poststellen Bözingen und Madretsch in Gefahr. Er moniert, dass mit dem Verschwinden der Filialen immer weitere Wege in Kauf genommen werden müssten, um zu einer ordentlichen Poststelle zu gelangen. «Gerade für Leute mit reduzierten Bewegungsmöglichkeiten bedeutet dies eine grosse Erschwernis ihres alltäglichen Lebens.»

Die Post schreibt, dass sie sich klar zu ihren eigenbetriebenen Filialen bekenne, so auch in Biel. Die Hauptpost beim Bahnhof sowie die Filialen Neumarkt, Bözingen und Madretsch seien bis Ende 2020 garantiert. Ängste, dass es danach mit dem Abbau weitergeht, versucht die Post zu zerstreuen: Es gebe Stand heute keine Pläne, das Netz nach 2020 systematisch zu verändern.

***************************************

Das Angebot 
der Post in Biel
- Hauptpost am Bahnhof, Filiale garantiert bis 2020
- Biel Neumarkt, Filiale nach neuem Konzept, garantiert bis 2020
- Biel Gurzelen, Filiale, Umzug im Herbst 2019 als Partner in den Voi
- Biel Bözingen, Filiale garantiert bis 2020
- Biel Madretsch, Filiale garantiert bis 2020
- Biel Mett, Filiale, Umzug im Jahr 2020 als Partner in den Voi
- Biel Distributionsbasis mit Geschäftskundenschalter
- Biel Bahnhof SBB, mit Aufgabe- und Abholstelle lsg

Nachrichten zu Biel »