Sie sind hier

„Krawattenzwang“

Kein Wiederholungs-Täter beim Bücher-Lesen

Im persönlichen Blog berichtet Bernhard Rentsch, publizistischer Leiter der Gesamtredaktion und Chefredaktor „Bieler Tagblatt“ wöchentlich über Erlebnisse im privaten wie im beruflichen/gesellschaftlichen Leben – dies immer mit einem Augenzwinkern. Heute: Kein Wiederholungs-Täter beim Bücher-Lesen.

Bernhard Rentsch: Krawattenzwang
  • Dossier

Eine Beige Bücher liegt auf dem Tisch – ja, echte Bücher aus Papier! Die Titel wirken alle verlockend, die Umschläge sind marketingmässig attraktiv gestaltet, die farbigen Zeilen sprechen mich an. Da es sich um Massenliteratur von meist amerikanischen Bestseller-Autoren handelt, gleichen sich die Geschichten. Es stellt sich rasch einmal die Frage, was bereits gelesen wurde. Vor den nahenden Sommerferien ist die Lust auf lockere Freizeit-Literatur besonders gross. Aber bitte keine Doubletten.

Wenn erzählt wird, dass ein Buch gleich mehrmals verschlungen wurde, ist das für mich unverständlich. Wenn aus Versehen ein bereits früher einmal gelesener Krimi den Weg auf den Nachttisch findet, führt dies zu einem raschen Lektüreende. Schon nach mehreren Seiten ist die Geschichte bekannt und – zugegeben ohne Erinnerung an den detaillierten Verlauf und das Ende – das Buch wird wieder weggelegt. Selbst die allerbesten Bücher lese ich kein zweites Mal. Und ebenfalls ein absolutes No-go: den Schluss auf den letzten Seiten «vorzulesen». Das nimmt jegliche Spannung.

Das Gleiche gilt an sich für Filme. Nur ganz selten habe ich im Kino zweimal den gleichen Streifen angeschaut. Wenn schon, dann lieber wieder Neues. Natürlich kann ich mich schon nach kurzer Zeit nicht mehr an alle Details erinnern und eine Wiederholung würde sich aus verschiedenen Gründen aufdrängen. Aber die Geschichte und vor allem das Ende sind ja bekannt – auch hier ist die Spannung weg.

Filme im TV? Gerne möchte ich bestätigen, auch da konsequent zu sein. Hier jedoch erwische ich mich dabei, bereits bekannte Filme zum wiederholten Male anzuschauen. Warum, weiss ich nicht. Es hat sicher viel mit Bequemlichkeit zu tun, obwohl ein Umschalten ja wirklich nicht sehr viel Aufwand bedeutet. Die aktuell ausgestrahlte Serie mit «alten» James-Bond-Filmen gehört dazu. Zwei Stunden lang jagen sich Gedanken, wie es weitergeht und wie es endet. Um- oder Abschalten tue ich dennoch nicht.

Am wenigsten lebe ich diese Grundsätze bei Live-Veranstaltungen wie Theater oder Konzerte. So gibt es in der Tat Musikgruppen, deren Auftritte ich bereits mehrmals besucht habe. Denn hier gilt – wie es die Bezeichnung «live» beinhaltet: Alles passiert unvorbereitet und direkt vor Ort. Kein Auftritt ist genau gleich wie ein früherer. Die Spannung ist entsprechend immer vorhanden und kann mich begeistern.


brentsch@bielertagblatt.ch

Twitter: @BernhardRentsch


 

Nachrichten zu Biel »