Sie sind hier

Abo

Nidau

Langsam, aber sicher

Seit die Wehrbrücke für Lastwagen gesperrt ist, hat der Schwerverkehr in Nidau um 60 Prozent zugenommen. Nun führt der Kanton unter anderem Tempo 30 ein.

Durch das Stedtli darf man künftig nur noch mit 30 statt 50 Stundenkilometern fahren. Nico Kobel/a
  • Video

Weiteres zum Thema

von Carmen Stalder

Vermutet haben es viele, nun legt der Kanton Zahlen vor: Der Schwerverkehr im Stedtli hat seit dem Frühling um 60 Prozent zugenommen. Statt durchschnittlich 400 fahren derzeit rund 670 Lastwagen pro Tag durch Nidau. Diese laut Gemeinderätin Sandra Friedli (SP) «massive Zunahme» hängt mit der Sperrung der Wehrbrücke Port/Brügg zusammen: Wegen des schlechten Zustands der Brücke ist über 3,5 Tonnen schweren Lastwagen seit April die Durchfahrt untersagt (das BT berichtete).

Die nächste Ausweichmöglichkeit führt über die Hauptstrasse in Nidau – was sich für die Anwohner deutlich bemerkbar macht. Im Mai hat der Gemeinderat beim kantonalen Tiefbauamt Massnahmen gefordert, um die Verkehrssicherheit im Stedtli zu erhöhen. Nun ist der Kanton diesem Anliegen nachgekommen und hat dem Gemeinderat zwei Varianten zur Verbesserung der Situation unterbreitet.


Sicherheitsgefühl verbessern

Beiden Varianten ist gemein, dass die Fussgängerschutzinseln verbreitert, bei den Zebrastreifen Signalisationen angebracht und die Beleuchtung optimiert werden. Die Strasse über den Nidau-Büren-Kanal wird neu markiert: Der Mittelstreifen verschwindet, dafür kommen auf beiden Seiten Radstreifen hinzu. Dies soll gemäss Kanton «das Sicherheitsgefühl für Fahrradfahrende erhöhen». Mit dieser Lösung sei der Gemeinderat nicht ganz glücklich, sagt Friedli: «Eine sogenannte Kernfahrbahn ist eigentlich nur bis 10'000 Fahrzeuge pro Tag wirksam, wir haben jedoch 17'000.» Daher gelte es hier ein Augenmerk darauf zu richten, ob sich die Sicherheit tatsächlich verbessere.

Weiter verlängert der Kanton den Radstreifen vor dem Kreisel Kreuzweg in Richtung Ipsach. Zudem werden die Arbeiter die Bushaltestelle Kirche (Richtung Ipsach) versetzen: Neu hält der Bus auf der Fahrbahn, sodass keine gefährlichen Überholmanöver mehr möglich sind.


Parkplätze bleiben

Die vom Kanton vorgeschlagenen Varianten unterscheiden sich in der Festlegung der Höchstgeschwindigkeit. Eine Variante sieht vor, die aktuellen 50 km/h beizubehalten. Dann würden jedoch mehrere Parkplätze und Anlieferstellen für Geschäfte aufgehoben, die Haltestelle Kirche müsste zudem in beiden Richtungen auf die Fahrbahn versetzt werden.

Vor allem wegen diesen laut Friedli «einschneidenden Massnahmen» hat sich der Gemeinderat für die Variante mit Tempo 30 entschieden. Die Zone wird ungefähr von der Höhe der UBS bis zum Bibliotheksparkplatz reichen. Bei dieser Variante muss nur ein Parkplatz weichen und am Fahrbahnrand werden lediglich farbige Bänder aufgemalt, um die Sicherheit für den Langsamverkehr zusätzlich zu verbessern.

«Unserer Meinung nach ist die Variante mit Tempo 30 für alle der beste Kompromiss», sagt Friedli. Klar seien die Anpassungen nicht ohne Einschränkungen für den motorisierten Verkehr. Aber: Schon heute könne man tagsüber aufgrund des vielen Verkehrs kaum schneller als mit 30 km/h durchs Stedtli fahren.


SVP Nidau ist zufrieden

Die Massnahmen werden ab August umgesetzt. Bis Tempo 30 eingeführt wird, kann es aber noch dauern: Dafür ist ein längeres Verfahren nötig, das durch Einsprachen verzögert werden könnte. Einmal eingeführt, bleiben die Massnahmen definitiv bestehen – auch wenn die Wehrbrücke dereinst wieder für den Schwerverkehr geöffnet werden sollte.

Entsprechend haben die Sofortmassnahmen zur Folge, dass der Kanton das Projekt zur Erneuerung der Nidauer Ortsdurchfahrt zurückgestellt hat. «Der Kanton hat nun laut seiner Aussage seine Pflicht, die Verkehrssicherheit in Nidau zu erhöhen, vorerst erfüllt», so Friedli. Begraben sei das Projekt jedoch nicht, lediglich «in der Schublade verstaut».

Glücklich über diesen Ausgang ist die SVP Nidau, die letzte Woche die Petition «Stopp Erneuerung der Nidauer Ortsdurchfahrt» eingereicht hat. «Nun ist genau das eingetroffen, was wir schon lange gefordert haben», sagt SVP-Stadtrat Leander Gabathuler. Dass das Projekt vorerst nicht weiterverfolgt wird, sei neben der gesperrten Wehrbrücke auch der Petition zu verdanken: «Wir konnten damit zeigen, dass die Bevölkerung aufgrund des Projekts nur den Kopf geschüttelt hat», so Gabathuler.

Nachrichten zu Biel »