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Titelgeschichte

«Ich spiele nicht so gut Schach»

Zum Beginn des Internationalen Schachfestivals Biel hat eine Klasse des Gymnasiums Biel-Seeland diese Titelgeschichte produziert. Den OK-Präsidenten des zweitältesten Schachfestivals in Europa, Peter Bohnenblust, haben sich die Schüler anders vorgestellt.

Peter Bohnenblust: Der 68-Jährige ist seit über 20 Jahren im Organisationskomitee des Internationalen Schachfestivals Biel tätig. Bild: Lee Knipp

Nicola Beck, Tim Kunz 
und Sofian Waeber

«Ich komme einfach nie zum Schach spielen.» Diese Aussage wäre nicht besonders ungewöhnlich, käme sie nicht aus dem Mund des OK-Präsidenten eines internationalen Schachfestivals. Er habe sich bei der Pensionierung zwar vorgenommen, wieder mehr Schach zu spielen, erzählt Peter Bohnenblust, geklappt habe es bis jetzt nicht. Wer sich vor dem Interview ein Schachbrett organisierte und sich auf einen Amateurschachspieler erster Güte vorbereitete, wurde von ihm früh auf den Boden der Realität geholt. Er spiele sogar zu wenig, um für sich eine «klassische Eröffnung» zu beanspruchen, sagt er. Er spiele höchstens «C4», wenn der Gegenspieler noch nicht so erfahren sei. «C4» ist die sogenannte Englische Eröffnung. Eine bevorzugte Spielfarbe hat Bohnenblust nicht. Auch für eine Lieblingsfigur kann er sich nur schwer entscheiden. «Das hängt von meinem Gemütszustand ab, aber grundsätzlich ist der Springer sehr interessant, er kann Hürden überwinden», sagt er dann doch. Aber schon im nächsten Satz merkt man, dass dies keine eindeutige Entscheidung war, denn auch die Dame und der König gefallen ihm. Die Dame habe die meisten Möglichkeiten, und der König habe halt einfach die wichtigste Rolle.

Mit Schachspielen begann Peter Bohnenblust am Gymnasium. «Manchmal hat man einfach ein bisschen unter dem Tisch gespielt», erzählt er. Doch richtig ernsthaft in Vereinen oder an Turnieren gespielt habe er nie. Nur ein bisschen in der Freizeit. Sein Sohn hingegen spielte schon früh gegen einen «Kasparow-Computer». Dem IBM-Rechner «Deep Blue» gelang es vor 23 Jahren als erstem Computer, einen amtierenden Schachweltmeister, eben Garri Kasparow, zu schlagen. Bohnenblusts Sohn trat in der ersten Klasse dem Schachclub bei. Und in der dritten Klasse schlug er seinen Vater das erste Mal.

Mit seinen 68 Jahren hat der pensionierte Peter Bohnenblust immer noch mehr um die Ohren als manche Jüngere. Der ehemalige Staatsanwalt ist beispielsweise politisch aktiv und sitzt als FDP-Mitglied im Bieler Stadtrat. Aber wirklich viel zu tun gibt ihm im Moment vor allem das Internationale Schachfestival in Biel, das morgen beginnt und bis Ende Monat dauert.

Profis und Amateure
Seit mehr als 20 Jahren sitzt Bohnenblust während des Festivals jeweils zusammen mit Menschen aus der Region an einem Tisch und gleich danach mit grossen Namen, wie dem norwegischen Schachweltmeister Magnus Carlsen, an einem anderen.

Denn das ist etwas Besonderes am Bieler Schachfestival: Dass Profis den Amateuren beim Spielen über die Schulter schauen. «Die Vermischung von Amateur- und Spitzensport schätzen auch die Profis», sagt Bohnenblust. Er geniesse es, zu sehen, dass die Stars auch bloss normale Menschen seien.

Zu seiner tragenden Rolle beim Schachfestival kam er, weil sein Sohn im Schachclub aktiv war. Der damalige Präsident des Clubs und Gründer des weltweit bekannten Schachfestivals, Hans Suri, holte ihn als Vater und als Politiker ins Organisationskomitee. 1997, bei der 30. Ausgabe des Schachfestivals, trug Suri das letzte Mal die Verantwortung. Danach übernahm Bohnenblust zusammen mit Peter Burri und Oliver Breisacher die Organisation des Festivals. «Ich bin zwar OK-Präsident, aber wichtig ist, dass ich immer ein Team um mich herum habe», sagt Bohnenblust. Als OK-Präsident ist er zuständig für die Finanzen und die Aussenkontakte. Heute arbeitet er vor allem mit Burris Nachfolger Paul Kohler zusammen.

Der ständige Kampf ums Geld
Peter Bohnenblust hat in über 20 Jahren am Schachfestival Biel viel erlebt. Er sagt, er könne auf viele angenehme Ereignisse zurückblicken. Auf der einen Seite sei es einfach schön, mit anzusehen, wie das Schachfestival Leute verbinde und zu Diskussionen und persönlichen Kontakten anrege. Andererseits sei es natürlich unglaublich spannend, mit Grossmeistern wie Magnus Carlsen an einem Tisch zu sitzen.

Die Arbeit des OK-Präsidenten hat allerdings auch ihre Schattenseiten. Dazu gehört der ständige Kampf ums Geld. Bohnenblust führt diesen bereits seit 23 Jahren. Glücklicherweise könne er dabei auch auf die wertvolle Unterstützung der Stadt Biel zählen, sagt er.

«Innerhalb der FDP hat im Stadtrat niemand gegen die Subventionierung des Festivals gestimmt», sagt Bohnenblust. Der Stadtrat muss sich also zumindest nicht mit parteiinterner Uneinigkeit herumschlagen. Die Subventionierung eines Schachfestivals liege zwar nicht unbedingt auf der Parteilinie, bringe der Region aber wirtschaftliche Vorteile und erhöhe deren Bekanntheitsgrad. Immerhin ist das Bieler Schachfestival das zweitälteste noch existierende Schachfestival Europas.

Kritisch werde es allerdings dann, wenn die Politik auf das Schachspiel Einfluss nehme. Etwa, wenn sich ein Spieler aus dem arabischen Raum weigere oder weigern müsse, gegen einen Israeli zu spielen. «Das sind heikle Momente, die schmerzen mich als Organisator», sagt er.

Neu mit Schach-Triathlon
Peter Bohnenblust und das OK des Bieler Schachfestivals warten in diesem Jahr im Grossmeisterturnier mit einer Neuheit auf, mit einer Art Schach-Triathlon. Neben klassischen Partien werden auch Schnell- und Blitzpartien ausgetragen, daraus ergibt sich ein neues Klassement. Verfolgt werden können die Partien natürlich vor Ort im Kongresshaus, wo es in der Mitte des Saals Platz für Zuschauer hat. Viel sei dort aber nicht los.

Wichtiger ist das Internet: «Die meisten Zuschauer sehen sich die Partien im Internet an», erklärt Bohnenblust. Das Netz eröffne dem Schach eine einzigartige Chance. Wegen der langen Denkpausen gilt Schach nicht als telegene Sportart. Deshalb schaffen es höchstens Blitz- oder Schnellpartien ins Fernsehen.

Dank Schachbrettern, die mit Sensoren versehen sind, sodass die Züge digital auf einem Bildschirm übertragen werden, können die Partien direkt gestreamt werden. «Wir waren eine der ersten Veranstaltungen, die das Internet so genutzt haben, das war Ende der 80er-Jahre die erste Zusammenarbeit mit dem ‹Bieler Tagblatt›», erzählt Bohnenblust. Auch dank solchen Anpassungen an die Zeit sei es gelungen, das Internationale Bieler Schachfestival als traditionsreiches Turnier zu erhalten.

Die Finanzierung des Festivals bereitet den Organisatoren des Festivals viel Arbeit. Wenn dann aber alle kleinen Dinge erledigt sind und der Startschuss zum Schachfestival mit einer Partie Simultanschach fällt, lehnt sich der OK- Präsident zurück, geniesst die Atmosphäre und schaut sich die spannenden Grossmeisterspiele an. Könnte man meinen, aber weit gefehlt: «Um die langen Spiele zu verfolgen, fehlt mir meistens die Zeit oder das nötige Verständnis», sagt Bohnenblust. Er lasse sich lieber von Kollegen und Schachmeistern einige Dinge erklären, davon profitiere er mehr. «Immer schön sind auch die Jugendturniere.» Seine Augen strahlen, als er ein Bild von einem Jungen zeigt, der auf einem Stuhl kniet, damit er überhaupt auf das Schachbrett sieht.

Vorfreude auf das Turnier
Was sich Peter Bohnenblust auf keinen Fall entgehen lässt, ist der morgige Start des Festivals in der Schalterhalle der BEKB-Filiale am Zentralplatz. Eine Grossmeisterin spielt gegen 25 Amateure gleichzeitig. Gut möglich, dass Bohnenblust noch während dieser Partien bereits an die 53. Ausgabe denken wird. Arbeit gibt es genug. Er macht aber trotz seiner fast 70 Jahre Lebenserfahrung nicht den Eindruck, als würde es ihm dafür an Energie fehlen. Obwohl er noch Dutzende Dinge erledigen muss, freut er sich zuerst auf das diesjährige Festival.

Bei allem Engagement für das «Spiel der Könige» will Peter Bohnenblust seine Familie nicht vernachlässigen. Wenn er sich mit nur einem Satz in einer Enzyklopädie darstellen müsste, würde er sich eher überraschend als «glücklicher Grossvater von fünf Grosskindern» beschreiben. Und nicht etwa als «OK-Präsident des zweitältesten Schachfestivals Europas».

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«Mein geliebter Freund»
Inspiriert von Robert Walsers «Rede an einen Knopf» und seiner «Rede an einen Ofen» haben es ein Schüler und eine Schülerin gewagt, eine «Rede an einen Bauern» respektive eine «Rede an einen König» zu schreiben.

Eines Tages, als ich beim Schachspiel meinen nächsten Zug so genau plante, gleich dem Chirurgen bei der Operation, überblickte ich die Situation. Mir fiel auf, dass ich mit meinem letzten Zug einen so gravierenden Fehler begangen hatte, einen Fehler, der nur den unterlegensten und ahnungslosesten aller Anfänger des Schachspiels passieren konnte.

Schon bald bedrohte mein gerissenes Gegenüber meinen majestätischen, durchaus wichtigen König und rief mit vollem Selbstbewusstsein so laut «Schach», dass alle Zuschauer, die bis zu diesem Moment lieber das Spiel unserer Nachbarn verfolgt hatten, voller Spannung auf unser Schachbrett schauten.

Die Situation schien so aussichtslos, dass ich ein mir bekanntes, ein wenig kribbelndes, unaufhaltbares Gefühl verspürte. Ich realisierte, dass mir in diesem Moment der Verzweiflung ein Schweisstropfen das Gesicht herunterrann. Aus Nervosität zitterte mein Bein so sehr, als wäre ich von einem Zitteraal berührt worden. Ich warf einen letzten Blick aufs Brett. In diesem Augenblick erlebte ich einen Glücksmoment, wie ich ihn in meinem Leben noch nicht verspürt hatte. Ich erblickte meinen Bauern auf G2  und spielte ihn mit nasser und doch sicherer Hand vor den König.

In diesem Moment verspürte ich plötzlich diesen unaufhaltbaren Drang mich bei diesem kleinen Bauern zu bedanken.

«Ach du, mein geliebter und geschätzter Freund, wie du mich gerade aus dieser brenzligen Situation, aus der ich mich nicht selber zu retten vermochte, befreit hast, so oft vermöge ich dir gar nicht danken. So oft schon habe ich dich aufgeopfert für andere Leute, die ich in diesem Moment als wichtiger empfand. Doch nie, und das meine ich auch wirklich so, noch nie habe ich einen Wunsch im Gegenzug von dir aus deinem Munde kommen gehört. Dein Verhalten, deine Tugend, deine Selbstlosigkeit und deine Bescheidenheit kann man nicht genug loben.

Schon seit meinen Anfängen gingst du immer furchtlos und stolz voraus und bildetest die Frontlinie, die mich stets von Gefahren der Oppositionen schützte. In all dieser Zeit, in der du mich und meine Fehlzüge begleitet hast, für welche du nie selbst Verschulden trugst, hast du dich noch nie nebst dem Schachbrette in den Vordergrund gestellt.

Du warst nicht nur mein Begleiter und Beschützer in schwierigen und aussichtslosen Schlachten, nein, du, der du dich niemals in den Vordergrund stelltest, um ein vorteilhaftes, bewundernswertes und vielleicht sogar längeres Leben zu erlangen, du wurdest zu meinem besten Freund, einem Freund, der mir vieles beigebracht hat, wie die Treue und Bescheidenheit zu seines Nächsten, so wie stets das Gute in einer Situation zu sehen, auch wenn sie noch so aussichtslos scheint.» Tayanç Izgi

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Unser Leben spielt schwarz-weiss

Lisa Maria Marti

Das Leben ist selten nur so schwarz und weiss, wie es ein Schachbrett ist. Schach wurde vor mehr als 1500 Jahren erfunden, nach dem damaligen Weltbild. Gibt es noch Gemeinsamkeiten zwischen dem Spiel und dem heutigen Leben?

Genau wie die einzelnen Figuren im Schach nicht viel erreichen können, so ist es auch für uns Menschen kaum möglich etwas alleine zu erledigen. Jede Schachfigur hat ihre eigenen Fähigkeiten, manche werden als wichtiger erachtet als andere. Doch auch eine Dame ist auf die Unterstützung der Bauern angewiesen, damit sie geschützt oder zumindest gedeckt wird.

Genauso wie der König, der eine Leibgarde braucht, weil er zwar der Wichtigste ist, wenn es um die Niederlage geht, jedoch auch der Unbedeutendste, wenn es um den Sieg geht. So ist es auch in unserer Gesellschaft. Alleine können wir kaum etwas bewirken. Erst wenn sich Menschen mit anderen zusammenschliessen, können sie wirklich Siege in den verschiedensten Gebieten erringen. Alle haben ihre spezifischen Stärken, die sie zum Wohl der Gesellschaft einsetzen können.

Durch die vielen verschiedenen Bewegungsmöglichkeiten gibt es im Schach immer verschiedene Optionen, wie der nächste Zug aussehen kann. Einige Zugvarianten sind dabei offensichtlich sinnvoller als andere.

Da aber jeder Spieler eine eigene Strategie hat und die Kontrahenten die Pläne des Gegners nicht genau kennen, muss die eigene Spielweise immer wieder von Neuem angepasst werden. Bei ungeübteren Spielern tauchen auch regelmässig Situationen auf, auf die diese nicht vorbereitet sind. Dadurch lässt sich der Verlauf eines Schachspiels nicht vorausbestimmen. Zwei, drei Züge sind in der Regel voraussehbar. Doch mehr zu prophezeien, verkäme zu einem Glückspiel.

Weit voraussehen können wir Menschen ebenfalls nicht, zu unberechenbar ist unser Leben. Menschen, die im Leben auftauchen oder wieder verschwinden, Krankheiten oder Überraschungen im Beruf machen ein klar geplantes Leben unmöglich. Es gibt zu viele Möglichkeiten, wie sich unsere Leben entwickeln können.

Doch gerade solche Überraschungen machen manchmal Bauernopfer nötig. Ein «Bauernopfer» zu bringen, wird heute nicht mehr nur im Schach, sondern ganz allgemein als geflügeltes Wort gebraucht. Gemeint ist, dass ein Bauer, der im Schach als unwichtig erachtet wird, geopfert wird, um den Gegner zu zwingen die Deckung eines wichtigen Charakters aufzugeben oder eine eigene wichtigere Figur zu schützen. Wenn es nicht anders geht, so werden gezwungenermassen auch Springer oder Läufer in die Angriffslinien gestellt.

Doch es sind immer die in der Situation kleineren Verluste, die in Kauf genommen werden, um die grössere Sache zu schützen. Für die betreffenden Personen, die als die kleinsten Verluste angesehen werden, ist es natürlich schlimm, wenn ihre Stellen gestrichen werden, damit die Firma nicht Konkurs geht. Oder wenn sie dem Staat Land abgegeben müssen, etwa für nationale Bauprojekte. Doch ihr Leiden wird von den anderen oft nicht wahrgenommen.

Die Gemeinsamkeiten von Schach und Leben sind also durchaus heute noch vorhanden. Meistens ist das Leben zwar nicht ganz so schwarz-weiss wie ein Schachbrett. Denn es gibt viele verschiedene Grauzonen. Dennoch finden viele Situationen auf dem Brett eine Entsprechung im richtigen Leben.

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Klein angefangen 
und gross geendet
Die Klasse 20a des Gymnasiums Biel-Seeland las im letzten Herbst im Deutschunterricht die «Schachnovelle» von Stefan Zweig. Weil in den nächsten Tagen das Biel International Chess Festival stattfinden wird, ist die Klasse erneut vom Schachfieber angesteckt worden. In Absprache mit dem «Bieler Tagblatt» entschloss sie sich, eine «Kontext»-Titelgeschichte zum Thema Schach zu erarbeiten. Während vier Wochen hat die Klasse daran gearbeitet. Dabei wurde sie von der Deutschlehrerin Iris Meier und der BT-Redaktion unterstützt.

In der Klasse 20a sind drei Schülerinnen und elf Schüler im Alter von 17 bis 20 Jahren. Sie werden in einem Jahr die Matura machen. Ihre Wohnorte liegen sehr weit auseinander. Jemand kommt aus Lyss, ein anderer aus Nidau und jemand wohnt sogar im neuenburgischen Montezillon. In der Klasse 20a sind die Schwerpunktfächer Wirtschaft und Recht wie auch Physik und Anwendungen der Mathematik vertreten.

Am Anfang dieser publizistischen Aufgabe standen die Themen und die Zuteilung der einzelnen Texte an die Scheibenden zur Diskussion. Ideen gab es viele, aber es war schnell klar, wer was machen sollte. Und dann ging es mit der Arbeit los: Es wurde geplant, geschrieben, gegengelesen, korrigiert und überarbeitet, bis die journalistischen Texte schliesslich fertig waren.

Die einzelnen Aufgaben waren sehr verschieden: Fotos schiessen, eine Karikatur zeichnen, Interviews durchführen und natürlich die Texte verfassen. Alle aus der Klasse konnten sich mit ihren Fähigkeiten und Begabungen einbringen.

Die Klasse nutzte ihre drei Deutschlektionen pro Woche, um an diesem Projekt zu arbeiten. Jede und jeder arbeitete an seiner kleinen Aufgabe, um dem grossen Projekt eine Gestalt zu geben. Als die Klasse dann die Bruchstücke zu einer Einheit zusammenfügte, freute sie sich über das Ergebnis. Und sie war auch ein bisschen stolz auf ihre Leistung. Die temporären Journalisten und Redaktorinnen konnten es kaum erwarten, das fertige Produkt in den Händen zu halten. Tabea Köhler

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Schachspielen im Internet –einfach und kostenlos
Seit seiner Lancierung im Jahr 2010 hat sich «lichess.org» zu einer der grössten Websites fürs Schachspielen entwickelt. Die bedienungsfreundliche Seite hat es auch dem Bieler Physiklehrer Benedikt Bühler angetan.

Jonas Althaus und 
Luis Felipe Olivares Pfeifer

Die Digitalisierung ermöglicht es Schachliebhabern auch mal zwischendurch, zum Beispiel in der Mittagspause, Schach zu spielen. Denn es gibt heutzutage viele Websites, die das Online-Schachspielen anbieten. Wer im Internet nach einer Schachspielseite sucht, wird unweigerlich auf die Seite «lichess.org» stossen. In den letzten Jahren hat sich deren Spielanzahl stark vergrössert, von 120 000 Spielen im Januar 2013 auf rund 35 Millionen im März dieses Jahres.

Das freut auch Benedikt Bühler, Physik- und Mathematiklehrer am Gymnasium Biel-Seeland und leidenschaftlicher Schachspieler. Auch er verbringt gelegentlich eine Stunde oder zwei auf der Seite und spielt dabei gegen andere, zufällig ausgewählte Spieler. Doch was ist «lichess.org» überhaupt und wieso ist diese Website so populär?

Computer wählt Gegner aus
Ein Vorteil der Seite ist gemäss Bühler, dass sie sehr übersichtlich und anfängerfreundlich aufgebaut ist. Das können wohl die meisten Benutzer bestätigen. In der Mitte der Seite kann man auswählen, wie lange die Bedenkzeit für einen Zug sein soll, zum Beispiel fünf Minuten. Danach wird automatisch ein Spiel erstellt, mit dem die Nutzer gegen eine zufällige Person spielen können. Natürlich können sie auch ihre Freunde zu einem Spiel auffordern, dafür brauchen diese aber ein Konto.

Während das Spiel bei Bedenkzeiten von 10 oder 15 Minuten noch angenehm ist, wird es bei bloss fünf Minuten oder noch weniger sehr schnell hektisch. Deswegen sollten Anfänger sehr kurze Bedenkzeiten vermeiden. Neben solchen Spielen mit zwei Teilnehmenden veranstaltet «lichess.org» auch Turniere, bei denen manchmal sogar bekannte Spieler wie Magnus Carlsen, 28-jähriger Schachweltmeister aus Norwegen, teilnehmen.

Obwohl man zunächst wohl keine Turniere gewinnen wird, ist die Seite auch für Anfänger geeignet. Wenn man oben auf der Seite auf den Button «Lernen» klickt, werden einem die Grundlagen des Spiels erklärt. Dort findet man Taktikaufgaben, und es gibt sogar verschiedene Trainer, die ihre Dienste anbieten. Dazu gibt es noch ein sogenanntes Elo-System, das Spieler nach ihrer Stärke einordnet und so zu fairen Spielen führen soll.

Nicht einzigartig, aber gratis
Während eines Spiels kann man sich mit seinem Gegner schriftlich austauschen. Wie Benedikt Bühler sagt, seien die Gegner fast immer nett. Generell ist er von der Seite überzeugt. Ein Spiel zu finden, sei kinderleicht. Mit dem Elo-System finde man problemlos einen gleich starken Gegner, mit dem man sich messen könne. Falls sich Bühler mal bloss entspannen will und sich keine Sorgen um seine Elo-Werte machen will, spielt er einfach Spiele, die nicht in die Wertung aufgenommen werden.

Die meisten Eigenschaften dieser Website sind nicht einzigartig. Der Punkt, an dem sich «lichess.org» aber von den meisten anderen Seiten unterscheidet, ist, dass sie gratis ist. Alle Funktionen sind von Anfang an freigeschaltet. Und man kann so viele Spiele spielen, wie man will.

Die Seite wurde von dem französischen Programmierer Thibault Duplessis im Jahr 2010 gegründet. Er erklärt in einem Artikel auf seiner Seite, warum das Angebot gratis bleibt: «Ich liebe das Internet, es ist doch wie ein neuer Kontinent, der gerade erfunden wurde, noch jungfräulich, magisch, und voll mit Möglichkeiten. Es wird sein, was wir wollen.»

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«König, du bist untalentiert und faul»
Eines Abends sass ich auf einer Parkbank und sah zwei beschwipsten Männern dabei zu, wie sie Schachfiguren über das auf den Boden gemalte, öffentlich zugängliche Schachbrett bewegten. Sie spielten so schlecht, dass es mir schwerfiel, ihr Herumschieben der Figuren überhaupt als «Schach» zu bezeichnen. Als ich so darüber nachdachte, wie schwach ihr Schachspiel doch war, kamst du mir plötzlich in den Sinn, König. Denn eigentlich bist du der Schwächste auf dem Feld.

«Du hältst dich für was Besseres, nur weil du eine Krone trägst?», rief ich dir zornig zu, während die beiden Männer in die Nacht torkelten.

«Du bist untalentiert und faul. Alles was du kannst, ist, dich um ein einziges Feld zu bewegen. Weil du ein kronentragender Tropf bist, kommst du dir wichtig vor. Schöne Wichtigkeit! Du lässt nur die anderen für dich arbeiten, und während alle Figuren so gut es geht über das Feld hetzen, um dich zu beschützen, stehst du selbstpräsentierend und schlankposierend herum und lässt es dir gut gehen. Kronenglanz und Selbstsucht ersetzen Freundschaft und Hilfsbereitschaft in deinem beschränkten Lebensvokabular.

Getränkt in all deinem Funkeln und Glanz magst du nichts, was matt ist, und besonders magst du Schachmatt nicht. Du fehlst nie im Schwarz-Weiss-Spiel, denn du betitelst dich selbst als den wichtigsten Mann auf dem Feld. Immer wenn du dich direkt bedroht und in die Enge getrieben fühlst, immer wenn du nicht mehr weiter weisst und keinen Ausweg mehr siehst, wird jede noch so lustige Schachpartie sofort beendet. Du gibst den anderen nie die Chance, dich zu vermissen, nie die Chance, ihnen zu fehlen, denn ohne dich darf gar nicht erst gespielt werden.

Deine Mitspieler opfern sich für dich. Und was tust du? Du bist ein Egoist! Egal wer dich schützt und stützt, du versteckst dich bloss hinter den andern. Und dabei bildest du dir weiss Wunder was auf deinen Wert ein. Du willst immer im Mittelpunkt stehen, doch du schaffst es nicht einmal bis zum Mittelpunkt des Schachbrettes zu gehen.

Vielleicht wird es Zeit für eine Schachrevolution, um dich, untalentierter König, durch einen beweglicheren, solidarischen Präsidenten zu ersetzen.» Lara Hofer

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Schach-Witze:

«Dieses Turnier ist nur für geladene Gäste»
Aus einer grossen Zahl von Schach-Witzen haben die Schülerinnen und Schüler der Gymnasialklasse 20a ihre acht Lieblingswitze ausgewählt.

In einem Schachklub fand einmal folgender Dialog zwischen zwei unbekannten Schachspielern statt: «Sie spielen wie ein Kleinbahnhof» – «Wieso?» – «Jeder Zug hat eine halbe Stunde Verspätung.»

«Ich hab mein Italienisch, Russisch, Spanisch, Holländisch, Ungarisch und Portugiesisch verbessert.» – «Was? Dann musst du ja ein Sprachgenie sein!» – «Warum denn Sprachgenie?» – «Na, wenn du so viele Sprachen lernen kannst!» – «Ich rede doch nicht von Sprachen, sondern von Schacheröffnungen!»

Bruno sagte: «Du bist dran». Darauf Otto: «Tja ..., mal überlegen ..., Schachmatt!» – «Du kannst mich doch nicht Schachmatt setzen!», meinte Bruno voller Entsetzen. Otto lachte ihn aus: «Aha! Der Herr verliert wohl nicht gern, was? Und warum kann ich dich bitte sehr nicht Matt setzen? Sag mir nur einen Grund!» Bruno seufzte: «Weil wir Monopoly spielen!»

«Die schönsten Stunden in meinem Leben verdanke ich dem Schach», bekennt Frau Müller einer Freundin. «Warum?», fragt diese erstaunt. «Spielst du oft Schach?» – «Ich nicht, aber mein Mann.»
 
Ein Positron, ein Elektron und ein Neutron wollen bei einem Schachturnier teilnehmen. Das Positron und das Elektron dürfen mitspielen, aber das Neutron bekommt vom Organisator eine Absage: «Dieses Turnier ist nur für geladene Gäste.»

In einer Turnierpartie machte ein Spieler einen sehr stark aussehenden Angriffszug. Sein Gegner studierte lange die Stellung und meinte dann: «Scheint bald matt zu sein.» – «Jawohl», bekam er zur Antwort, «in zwei Zügen matt.» – «Warum haben Sie es denn nicht angesagt?» – «Weil ich es nicht gesehen habe.»
 
Herr Kleidermann und Herr Schubert spielen Schach. Nach dem elften Zug sagt Herr Kleidermann etwas verwirrt: «Wie soll ich denn mit Ihnen Schach spielen, wenn Sie mir dauernd die Figuren wegnehmen?!»

Ein Bauer zieht Bilanz: «Meine Mitgliedschaft hat dem Schachclub gutgetan. Als ich kam, hatten Sie schlechte Laune und als ich ausgetreten bin, waren Sie wieder gut drauf.» Kilian Maendly

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Impressum

Redaktion der Titelgeschichte:
Management: Tabea Köhler
Text: Jonas Althaus, Nicola Beck, Lara Hofer, Gaudenz Hurter, Tayanç Izgi, Tim Kunz, Kilian Maendly, Lisa Maria Marti, Leon Nhan, Luis Felipe Olivares Pfeifer, Sofian Waeber, Raphael Waller, Tabea Köhler
Foto: Lee Knipp, Leon Nhan
Karikatur: Leon Nhan
Projektleitung: Iris Meier (Lehrerin), Peter Staub (Bieler Tagblatt)
Adresse der Schule: Gymnasium Biel-Seeland, Ländtestrasse 12, 2503 Biel/Biennewww.gymbiel-seeland.ch

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