Sie sind hier

Abo

Biel

Mit grünen Säcken gegen die Trockenheit

Nicht nur in der Landwirtschaft fehlt der Regen, auch die städtischen Baumpfleger müssen die Bäume in Biel kräftig wässern, damit sie nicht vertrocknen. Dabei wird die Stadt erfinderisch.

Die Plastiksäcke werden mit Wasser gefüllt, das durch kleine Löcher kontinuierlich in den Boden sickert. Bild: Nico Kobel

Die Bäume auf der Schüssinsel, jene entlang der Jakob-Stämpfli-Strasse und jene bei der Tissot Arena haben etwas gemeinsam: Sie brauchen bei der aktuellen Hitze extra Wasser, um überhaupt überleben zu können. Bei all diesen Bäumen handelt es sich um junge Gewächse. «Ihre Wurzeln sind noch nicht tief genug, um auch bei längeren Hitzeperioden an genügend Wasser zu gelangen», sagt der Leiter der Bieler Stadtgärtnerei, Markus Brentano. Etwa zwei bis drei Jahre brauchen laut ihm junge Bäume noch extra Wasser, danach sind sie in der Regel gut genug im Boden eingewachsen. Ältere Allee-Bäume, die an der Dufourstrasse und an der Seevorstadt stehen, haben hingegen Wurzeln, die bis zu 1,5 Meter tief in den Boden reichen. Entsprechend weniger leiden sie unter der Hitze.

Laut dem Leiter der Stadtgärtnerei sind es auf dem gesamten Stadtgebiet derzeit etwa 250 Bäume, die von den Baumpflegern regelmässig mit einem Tankwagen gewässert werden müssen. Pro Durchgang werden einem Baum etwa 100 Liter Wasser gespendet. Trinkwasser notabene. Denn einfach Wasser aus der Schüss zu entnehmen, wäre illegal.

«Wenn es so heiss ist wie jetzt, wässern wir etwa einmal pro Woche», sagt Brentano. Während es noch vor wenigen Jahren nur etwa einmal pro Sommer eine solche Hitzeperiode gab, ist dies laut Brentano mittlerweile zwischen vier und fünf Mal pro Sommer der Fall.

75-Liter-Säcke für mehr Effizienz
Die Stadt hat sich deshalb etwas Besonderes einfallen lassen, um möglichst effizient zu sein: Bei einzelnen Bäumen liegen am Stamm grosse grüne Plastiksäcke, die von den Stadtgärtnern mit 75 Litern Wasser gefüllt werden. Das Wasser sickert dann durch kleine Löcher kontinuierlich in den Boden. «Dieses System ist neu und wurde in verschiedenen Städten schon ausprobiert, wir verwenden es in Biel seit letztem Sommer», sagt Markus Brentano. «Es hat den klaren Vorteil, dass wir weniger Aufwand haben, weil wir nicht warten müssen, bis 100 Liter Wasser versickert sind.»

25 solche Säcke hat die Stadtgärtnerei bisher an Jungbäumen platziert. Und gerade hat man weitere Säcke bestellt. Es gibt zudem noch eine weitere Auswirkung, die die vermehrten Trockenheitsphasen auf die Arbeit der Gärtner hat: Laut Brentano wählt man in der Stadt trockenheitsresistente Baumarten aus, wenn man neue Bäume pflanzt. Dazu gehört beispielsweise die exotische Zelkove aus Japan, von der neuerdings an der Jakob-Stämpfli-Strasse 20 Exemplare wachsen. An der gleichen Strasse wachsen Feldahorne und Eichen, die ebenfalls gut mit Hitze umgehen können.

Auch der Schneeballblättrige Ahorn wird in der Stadt neuerdings öfters gesetzt. Ein Baum, der sonst oft unter anderem entlang des Jurasüdfusses und im Rhonetal vorkommt, also warme Standorte mag. «Versuchsweise haben wir ihn beim Renferareal gepflanzt, wir möchten herausfinden, ob er sich als Alleebaum eignen würde», so Brentano. Ebenso sieht man den Französischen Ahorn seit wenigen Jahren in Biel, ein Baum, der vor 50 Jahren nur in Südfrankreich zu sehen war. Insgesamt wachsen auf städtischem Gebiet rund 8000 Bäume.

Kontrolle wegen brechenden Ästen
Diese Woche war von einem Fall zu hören, bei dem in Basel ein trockener Ast auf ein fahrendes Auto krachte. Bäume können bei extremer Hitze Trockenheitsstress bekommen, der Druck im Innern fällt, und Äste brechen ab. Aus diesem Grund kontrolliert die Stadtgärtnerei Biel ihre Bäume auch regelmässig. Denn laut Markus Brentano ist vor etwa zehn Jahren während einer Hitzeperiode am Brunnenplatz ein schwerer Ast einer Linde abgebrochen. «Glücklicherweise ist damals nichts passiert», sagt er. Uns wurde damals von einem Experten empfohlen, den Grossteil der älteren Linden zu ersetzen. Heute stehen am Brunnenplatz junge Bäume. Deborah Balmer

Nachrichten zu Biel »