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Washington

Trump wirft mächtigsten Falken raus

US-Präsident Donald Trump wechselt seinen Sicherheitsberater aus. Zum Bruch mit dem Hardliner John Bolton führte offenbar ein Streit über die Politik gegenüber den Taliban.

Kritiker sahen ihn als Einflüsterer Trumps: Nun hat sich der US-Präsident mit John Bolton überworfen. Bild: Keystone

Donald Trump hat seinen umstrittenen Nationalen Sicherheitsberater John Bolton gefeuert. Er habe eine «stark» abweichende Meinung zu vielen Positionen des 70-jährigen Bolton, gab der US-Präsident als Grund für die Entlassung an.

«Ich war mit vielen seiner Vorschläge nicht einverstanden, wie auch andere in der Administration, und deshalb habe ich ihn gebeten, zurückzutreten», twitterte Trump gestern. Bolton, der anderthalb Jahre als Nationaler Sicherheitsberater im Weissen Haus diente, ist als aussenpolitischer Hardliner bekannt. Er war einer der glühendsten Verfechter des US-Einmarsches in den Irak.

Konfusion im Weissen Haus

Trump habe seinen Berater vorgestern Abend darüber informiert, «dass seine Dienste im Weissen Haus nicht mehr gebraucht werden», schrieb Trump auf Twitter weiter.

Die abrupte Personalentscheidung hinterliess den Eindruck von Konfusion im Weissen Haus: Sie erfolgte nur knapp eine Stunde, nachdem das Weisse Haus für den selben Tag eine gemeinsame Pressekonferenz von Aussenminister Mike Pompeo und Bolton zum Thema Terrorismus angekündigt hatte. Pompeo erklärte nach Boltons Rauswurf, dass auch er «viele Male» anderer Meinung als der Sicherheitsberater gewesen sei.

Zweifel an Trumps Version

Bolton widersprach Trumps Darstellung, er sei entlassen worden: «Ich habe gestern Abend meinen Rücktritt angeboten und Präsident Trump hat gesagt: ‹Lass uns morgen darüber reden›», schrieb er auf Twitter. Trump ernannte gestern Abend Charles Kupperman zum kommisarischen nationalen Sicherheitsberater. Ein Regierungssprecher bestätigte, dass Kupperman die Geschäfte vorübergehend übernehmen werde. Seit Anfang des Jahres war Kupperman Boltons Stellvertreter. In der kommenden Woche will Trump einen Nachfolger Boltons benennen.

Laut US-Medienberichten hatte es zwischen dem Präsidenten und seinem Sicherheitsberater offenen Streit um Trumps Entscheidung gegeben, Vertreter der radikalislamischen Taliban auf den Präsidenten-Landsitz Camp David einzuladen – ausgerechnet kurz vor dem Jahrestag der Terroranschläge vom 
11. September 2001. Trump hatte die Gespräche führen lassen, um einen US-Truppenabzug aus Afghanistan zu ermöglichen. Am vergangenen Wochenende brach der US-Präsident die Gespräche nach einem Jahr plötzlich ab. Als Begründung nannte er einen Taliban-Anschlag in Kabul, bei dem auch ein US-Soldat getötet worden war.

Treffen mit Kim ferngeblieben

Bolton war auch für seine harten Positionen gegenüber dem Iran, Nordkorea und Venezuela bekannt. Die Differenzen beim Thema Nordkorea wurden deutlich sichtbar, als Bolton im Mai Nordkoreas Raketentests als «zweifelsfreien» Verstoss gegen UNO-Sanktionen verurteilte und Trump dies mit den Worten zurückwies, er sehe das anders.

Als Trump überraschend ein Treffen mit dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un im Grenzgebiet zwischen Nord- und Südkorea arrangierte, blieb Bolton dieser Reise fern. Im Juni sagte Trump einen von Bolton befürworteten geplanten Vergeltungsangriff auf den Iran nach dem Abschuss einer US-Überwachungsdrohne in letzter Minute ab.

Unklare aussenpolitische Linie

Trump habe in letzter Zeit «zwei Stimmen gehabt, die ihm ins Ohr flüstern», urteilte der Politikexperte Rob Malley von der International Crisis Group: «Eine, die zur Diplomatie rät und vor Konflikten warnt, eine andere, die zum Krieg rät.» Mit dem Abgang des Nationalen Sicherheitsberaters habe die zweite Stimme «ihren lautesten Vertreter verloren». Seit dem Amtsantritt Trumps hat es im Apparat der US-Regierung ungewöhnlich viele Rauswürfe, Personalwechsel und Rücktritte gegeben. sda

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