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„Krawattenzwang“

Zeitumstellung: Egal – einfach eine einheitliche Lösung

Im persönlichen Blog berichtet Bernhard Rentsch, publizistischer Leiter der Gesamtredaktion und Chefredaktor „Bieler Tagblatt“ wöchentlich über Erlebnisse im privaten wie im beruflichen/gesellschaftlichen Leben – dies immer mit einem Augenzwinkern. Heute: Zeitumstellung: Egal – einfach eine einheitliche Lösung.

Bernhard Rentsch: Krawattenzwang
  • Dossier

Am letzten Sonntag wurden die Uhren wieder auf Winterzeit zurückgestellt (Eselsbrücke: Frühling = «füre», Herbst = «hingere»). Das haben wir gemacht, einfach so, weil wir es uns gewohnt sind. Einige Uhren mussten von Hand verstellt werden, viele funktionieren via Funk automatisch. Keine grosse Sache also, auch wenn der halbjährliche Gang durch die Wohnung nötig ist, um mit Staunen zu erkennen, wo überall Uhren eingebaut sind. Unser Backofen und die Mikrowelle schaffen die Hürde nicht von allein.

Bei der Frage, ob die Zeitumstellung abgeschafft wird, geht der Blick in die Archive. Was soll das überhaupt? Die Geschichtsschreibung ist da nicht ganz klar. Es wird von Energieargumenten von vor über 100 Jahren gesprochen: Mit dem längeren Tageslicht während den Sommermonaten konnten damals teure Beleuchtungsmittel gespart werden. Allerdings sind sich nicht alle Quellen einig, ob der Effekt erreicht wurde. Zumal die Sommerzeit sich ja bald auf mehrere Monate ausdehnte und nicht – wie zu Beginn – auf wenige Sommerwochen konzentriert wurde. So geht der im Frühjahr und im Sommer erwünschte Effekt mit längerem Tageslicht am Abend im Herbst verloren. Gerade aktuell fällt sehr deutlich auf, wenn es am Abend eine Stufe früher einnachtet.

Bei der neuzeitlichen Umstellung in der Schweiz, die auf die späten 70er-Jahre zurückgeht, war es schlicht eine Vernunftfrage. Ganz kurz war die Schweiz nämlich eine Zeitinsel in Europa ohne Umstellung. Der Quatsch wurde rasch beerdigt, stiess doch jeder grenzüberschreitende Kontakt zeitässig auf Unverständnis. Die Vereinheitlichung folgte, auch wenn sich einzelne Landwirte lange wehrten. Probleme beim Melktermin können aber schrittchenweise gelöst werden, wie mir ein Milchproduzent bestätigt. Die einheitliche Lösung ist auch mit Blick auf die Diskussionen pro oder kontra Abschaffung meine einzige Forderung: Der Entscheid muss einheitlich sein und europaweit erfolgen. Alles andere ist mit egal.

Eine positive Erinnerung an die Zeitumstellung bleibt: In der Dorfbeiz war die jährliche Herbstchilbi stets auf den Samstag/Sonntag mit Umstellung auf Winterzeit angesetzt. Bei Feierabend um 3 Uhr setzten die Musiker nochmals an, schliesslich war es sofort erst wieder 2 Uhr. Eine Stunde mehr Umsatz für den Wirt, eine Stunde mehr Chilbi für die Gäste.


brentsch@bielertagblatt.ch

Twitter: @BernhardRentsch

Kommentare

Laikka

Sollte wieder abgeschaft werden.


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