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„Krawattenzwang“

Prüfungsstress – auch die „Gegner“ sind unter Druck

Im persönlichen Blog berichtet Bernhard Rentsch, publizistischer Leiter der Gesamtredaktion und Chefredaktor „Bieler Tagblatt“ wöchentlich über Erlebnisse im privaten wie im beruflichen/gesellschaftlichen Leben – dies immer mit einem Augenzwinkern. Heute: Prüfungsstress – auch die „Gegner“ sind unter Druck.

Bernhard Rentsch: Krawattenzwang
  • Dossier

Prüfungssituation: Neben einigen schriftlichen Tests gilt es, sich in einem Gespräch vor einer mehrköpfigen Jury zu präsentieren. Wie man sich als Kandidatin oder Kandidaten «verkaufen» soll, ist offen. Ebenso, was besprochen wird.

Eine Situation, die viele kennen. Und die sich so in den letzten Tagen auch in Luzern am Medienausbildungszentrum (MAZ) abgespielt hat. Junge Journalistinnen und Journalisten bewerben sich da um die Aufnahme für die zweijährige Diplomausbildung, der wichtigsten Journalistenausbildung in der deutschsprachigen Schweiz. Immer wieder werden externe Experten zu diesen Gesprächen beigezogen, so auch der Chefredaktor des «Bieler Tagblatt» – für uns Ehre und Verpflichtung zugleich.

Die Begegnungen mit den jungen Menschen aus allen Ecken der Deutschschweiz sind spannend. «Was habe ich im Journalismus verloren?», lautet dabei die Einstiegsfrage. Vieles, wie uns in den Gesprächen erklärt wird. Es ist für uns Fachleute motivierend, zu erleben, wie positiv der Nachwuchs ans Werk geht. Medien sind nicht tot, allen Unkenrufen zum Trotz. Auch Zeitungen nicht, wenn das Interesse von jungen Journalistinnen und Journalisten als Trend gewertet wird. Viele suchen ihren Weg im Print, wohlwissend, dass gerade da die grösste Veränderung seit fast 200 Jahren passiert. Es ist vor allem auch eine Chance – so der Tenor. Wohltuend!

Nervosität, Stress und Unsicherheit prägen die Begegnungen. Logisch, ist die Situation schlecht geeignet, sich in lockerer Atmosphäre gegenüber zu sitzen. Weil es aber ein offenes Gespräch und keine Wissensabfrage ist, entspannt sich die Atmosphäre bei der rund halbstündigen Begegnung meist rasch und es entsteht ein interessanter Meinungsaustausch. Von diesem profitieren im besten Fall beide Seiten – auch die Experten, die aus jeder Unterhaltung für sich und die eigene Arbeit ein Stücklein mitnehmen können. Deshalb hier: Danke für Offenheit, Kreativität, Kritik und Durchhaltewille. Und es sei zugegeben: Nicht nur Prüflinge stehen unter Druck. Auch als «Gegner» ist man im Stress, möchte man doch nicht durch falsche Entscheide eine Zukunft verbauen.

Zwei Tipps an Prüflinge: Zeigen Sie Ihre Nervosität nicht allzu offensichtlich – trainieren Sie insbesondere, was Ihre Hände machen. Darauf achten Experten besonders. Und dann: Hören Sie gut zu und antworten Sie auf gestellte Fragen. Ein gemeinsames Thema entspannt alle.


brentsch@bielertagblatt.ch

Twitter: @BernhardRentsch

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