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„Krawattenzwang“

Der einzige Ort, der für einen Geist taugt

Im persönlichen Blog berichtet Bernhard Rentsch, publizistischer Leiter der Gesamtredaktion und Chefredaktor „Bieler Tagblatt“ wöchentlich über Erlebnisse im privaten wie im beruflichen/gesellschaftlichen Leben – dies immer mit einem Augenzwinkern. Heute: Der einzige Ort, der für einen Geist taugt.

Bernhard Rentsch: Krawattenzwang
  • Dossier

Beruflich gab’s zuletzt innert wenigen Tagen drei Gelegenheiten für eine Präsenz in Magglingen, in der «Sportschule», wie das nationale Kompetenzzentrum hoch über Biel im Volksmund nach wie vor genannt wird. Da war zuerst die Jubiläumsfeier «75 Jahre Magglingen», die nach der Gründung der Eidgenössischen Turn- und Sportschule 1944 in diesem Jahr fällig war. Es war ein Polit- und Sportfunktionärstreffen erster Güte. Was Rang und Namen hat im Schweizer Sport traf sich mit vielen Vertreterinnen und Vertretern aus allen Verbänden. Wobei: Das -innen kam etwas zu kurz. Der Männertreff mit weiblicher Beteiligung zeigte deutlich auf, dass da an der Spitze punkto Geschlechtergleichstand noch viel zu machen ist. Als Mann unter vielen Männern fiel einem das deutlich auf.


Fünf ehemalige und aktive Bundesräte, ein eindrücklicher Aufmarsch, wenn auch hier mit (zu) kleinem Frauenanteil. Und ein klares Bekenntnis zur wichtigsten Nebensache der Welt, die rund um Magglingen das Nebensächliche mehr als verliert. Schön zudem immer wieder, wie sich derart viel Prominenz frei auf kleinem Raum bewegen kann. Relativ frei, möchte man anfügen. Denn die Präsenz von auffällig vielen jungen sportlichen Männern in eleganten Anzügen und mit Funkknopf im Ohr deutete an, das das Sicherheitsdispositiv engmaschiger war, als vordergründig angenommen.

Wer auch fehlte, waren aktive Sportlerinnen und Sportler. Ganz bewusst war der Kreis der Anwesenden nicht weiter geöffnet worden – wie auch, gilt es mit Blick auf die Platzverhältnisse anzufügen. Andererseits schade, sind doch an klassischen Athletentreffen wie Olympia-Treffpunkten oder an Ehrungen die Aktiven ihrerseits mehrheitlich unter sich. Einmal eine Sport-Landgemeinde mit allen – warum auch nicht?

Sicher waren auch ohne Bodyguards die Interviewsituationen in den nachfolgenden Tagen. Es blieb dabei sogar Gelegenheit, sich nach dem berühmten Magglingen Geist umzuschauen. Auch wer sonst nicht so «geisterig» unterwegs ist, muss zugeben, dass die Stimmung in Magglingen immer speziell ist. Es ist der einzige Ort, der für einen Geist taugt. Dem Vernehmen nach zwar weniger als «in den guten alten Zeiten». Die neuen Zeiten sind jedoch ebenfalls gut, wenn auch anders. Hoffentlich bleibt man auch im Mekka des Schweizer Sports weiterhin nie stehen.


brentsch@bielertagblatt.ch

Twitter: @BernhardRentsch

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