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Biel

«Die Kommunikation des Kantons ist miserabel»

Wegen einem gravierenden Wasserschaden werden die Turnhallen des Gymnasiums Biel Seeland seit dem Sommer saniert. Doch die Arbeiten verzögern sich immer weiter. Der Unmut bei den betroffenen Vereinen ist gross.

Die Arbeiten an den Böden der Turnhalle sollen gemäss Kanton Ende März abgeschlossen werden. Aimé Ehi

von Carmen Stalder

Im August hat sich in den Turnhallen des Gymnasiums Biel Seeland ein Wasserschaden ereignet. Während eines Wochenendes drang aus einem defekten Schlauch unbemerkt Wasser in die Hallen. «Der entstandene Schaden ist beträchtlich» sagt Beat Keller, Abteilungsleiter Immobilienmanagement im kantonalen Amt für Grundstücke und Gebäude (AGG). Zu den daraus entstandenen Kosten könne man allerdings derzeit nichts sagen. Besonders betroffen sind die Hallen 4 und 5: Hier müssen die gesamten Bodenbeläge sowie die Unterlagsböden herausgerissen und ersetzt werden.

Während der Arbeiten stellte sich heraus, dass das Ausmass des Schadens grösser war, als angenommen. Beim AGG hiess es im September, dass die Instandstellung mindestens bis Ende Oktober, eher sogar bis Ende Jahr andauern wird (das BT berichtete). Nun ist klar: Es geht noch länger. Gemäss Keller werden die Arbeiten voraussichtlich erst Ende März abgeschlossen.

Ab dem 6. Januar soll immerhin die Nutzung der Dreifach-Turnhalle (Hallen 1 bis 3) für Sportvereine am Abend und an Wochenenden wieder möglich sein. Dies jedoch nur unter Aufsicht von Sicherheitspersonal, das darüber wacht, dass niemand die Baustelle betritt.


Erschwerter Unterricht

Gemäss Kanton könnte die Dreifach-Turnhalle bereits jetzt wieder für den Sportunterricht der Gymnasiasten genutzt werden. Aufgrund des Lärms und Staubs sei das in den letzten Wochen allerdings nicht möglich gewesen, sagt Christine Gagnebin, Rektorin des Gymnase français. Sowieso müssen die Sportlehrerinnen und -lehrer derzeit Kreativität beweisen: Während der warmen Jahreszeit verlegten sie den Unterricht ins Freie, derzeit findet er unter anderem in Fitnessstudios, auf Kletterwänden, in Schwimmbädern oder auf Eisbahnen statt. Teilweise weichen die Klassen auch auf andere Turnhallen aus.

«Die Situation schafft für die Lehrer viele Schwierigkeiten», sagt Gagnebin. Der Unterricht ändere sich praktisch jede Woche, was einen hohen administrativen Aufwand verursache. Die Lehrer würden durch die Leitung des Gymnasiums so regelmässig wie möglich über den Fortschritt der Arbeiten informiert. Trotzdem komme es manchmal zu Unterrichtsausfällen.

Von der temporären Schliessung der Halle sind rund 30 Vereine betroffen. Einer von ihnen ist der Handballverein HS Biel, der mehrheitlich hier trainiert. Auch Matches werden hier ausgetragen. Wegen der Bauarbeiten musste der Verein nach alternativen Trainingsmöglichkeiten suchen, was gemäss Co-Präsident Simon Meier einen «extremen Mehraufwand» zur Folge hatte. Kommt hinzu: «Wir können seit dem Sommer weniger Trainings durchführen», so Meier. Dies, weil es in der Stadt schlicht zu wenig freie Hallen hat. Bereits im Vorjahr musste der Verein seine Trainings wegen Bauarbeiten für drei Monate auslagern. Und vor ungefähr fünf Jahren wurde das jährliche «Ballkidz Camp» kurzfristig abgesagt – weil in der Halle Asbest gefunden wurde.

Meier stellt insbesondere der Kommunikation des Kantons ein schlechtes Zeugnis aus. Erst sei die Wiedereröffnung der Halle auf Anfang Winter angekündigt worden, später sei die Frist auf die Sportferien verlängert worden. «Biel ist so für mich keine Sportstadt mehr. Dafür müsste die Infrastruktur höher gewichtet sein», sagt Meier.


Finanzielle Einbusse

Der Vereinspräsident von Volley Espoirs Biel, Beni Rieder, bestätigt die unbefriedigende Situation. Sein Verein habe sehr viele Trainings- und vor allem Matchverschiebungen organisieren müssen. «Wir wollten zudem im Februar und März die Nachwuchs-Schweizermeisterschaften austragen, was nun unter diesen Voraussetzungen nicht möglich ist. Dies bedeutet für den Verein eine grosse finanzielle Einbusse», so Rieder.

Darauf angesprochen sagt der städtische Sportdelegierte Etienne Dagon, dass man eine Verschiebung des Turniers nach Magglingen geprüft habe. Diese Option hat sich jedoch für den Verein als zu teuer herausgestellt. «Ich habe nun gegenüber Swiss Volley schweren Herzens erklären müssen, dass sich Biel in diesem Jahr nicht als Turnierort auszeichnen kann», sagt Sven Tschanz vom Organisationskomitee.
Die Kritik von Beni Rieder zielt derweil in die gleiche Richtung wie beim HS Biel: Die Stadt versuche zwar bestmöglich zu informieren, allerdings erhalte sie die Informationen vom Kanton nicht. «Die Kommunikation des Kantons ist miserabel», so Rieder. Er verlangt mehr Transparenz – und dass die Stadt diese auch einfordert.

Der Basketballverein Rapid Bienne Basket trainiert normalerweise ebenfalls in der Sporthalle am See. Gemäss dem Vereinspräsidenten Jonathan Sunarjo habe man mit Mehraufwand und dank der guten Zusammenarbeit mit der Stadt und einigen Vereinen Lösungen gefunden, die es erlaubten, den Spielbetrieb aufrecht zu erhalten. Einziger Wermutstropfen: Einige Teams mussten auf Hallen mit alten Bodenmarkierungen oder einem kleineren Feld ausweichen.

Bezüglich der Situation in der Gymer-Turnhalle komme die Stadt Biel immer aktiv auf ihn zu, sobald sie Neuigkeiten habe. Allerdings fehlten die direkten Informationen vonseiten des Kantons. «Auch in vergangenen Jahren haben wir den Kontakt mit dem Kanton gesucht, um nach Informationen zu fragen oder Inputs zu geben, sind jedoch dort nirgends auf offene Ohren gestossen», sagt Sunarjo.


Kanton sieht kein Problem

Beim AGG sorgen die Vorwürfe der Vereine für Unverständnis. Man habe die Stadt stets über den aktuellen Baufortschritt informiert. «Wir haben kein Kommunikationsproblem», hält Beat Keller fest. Nach dem aktuellen Terminplan gebe es zudem derzeit keinen Grund, die Wiedereröffnung von Ende März infrage zu stellen.

Etienne Dagon teilt diese Meinung: Vom Kanton sei man gut informiert worden. Zudem findet er nicht, dass die Hallenschliessung für die Vereine zu grossen Problemen geführt hat. «Man muss das sehen wie eine Naturkatastrophe: Es passiert etwas und wir versuchen, das Beste daraus zu machen. Und wir haben für alle Vereine eine Lösung gefunden.» Ob das alle Betroffenen so sehen, scheint indes fraglich.

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