Sie sind hier

Tennis

Mit Auf und Ab zum verdienten Sieg

Vor den Augen der Grosseltern und des Vaters gewann Jil Teichmann ihr erstes Einzelspiel im Fed Cup. Sie brachte die Schweiz gegen Kanada 1:0 in Front. Danach doppelte Belinda Bencic nach.

So freut sich eine Debütantin: Jil Teichmann brachte die Schweiz in Front. Bildquelle: Keystone

Beat Moning
Sichtlich erleichtert jubelte Jil Teichmann nach 90 Spielminuten und einem hart erkämpften 7:6- und 6:4-Sieg den rund 1500 Zuschauern entgegen. Sie hatte soeben nicht nur die Schweiz mit 1:0 gegen Kanada in Führung gebracht, sondern auch ihr Einzeldebüt im Fed Cup erfolgreich bestritten. Dies als Favoritin, denn auf der Gegenseite stand die talentierte 17-jährige Leylah Fernandez, die mit variantenreichem Tennis Teichmann nach deren Blitzstart (sie gewann die erste zehn Punkte) doch einiges abverlangte.
Auf der Tribüne freuten sich mit Jil Teichmann ihre Freunde, Grosseltern und der in Biel wohnhafte Vater. «Ich musste damit rechnen, dass ich mein Spiel so nicht durchziehen kann, zumal die Gegnerin auch immer besser wurde.» Nach dem Sieg fiel ihr ein Stein von der Schulter. Die schwierigen Phasen meisterte sie auch deshalb, «weil mir Heinz (Teamcaptain Heinz Günthardt, die Red.) immer wieder die nötigen Tipps gab. Er gab mir das Vertrauen und strahle viel Ruhe aus, die ich in diesem Moment gut gebrauchen konnte.» So verspielte Teichmann eine 5:3- und 30:0-Führung, auch im Tiebreak lag sie 1:3 zurück. Im zweiten Satz wirkte dann alles souveräner, trotz zwei Break-Rückständen. Da haben ihr die beiden WTA-Siege vom letzten Jahr geholfen. Einerseits dabei, «vor so vielen Fans zu spielen, andererseits, in hektischen Phasen Lösungen zu finden». Sie sei zudem nicht völlig überrascht worden, gegen eine Spielerin zu agieren, die ebenfalls Linkshänderin ist. «Da haben mir die beiden Trainings gegen Nachwuchsspieler Dominic Stricker doch sehr geholfen.»
Dabrowski anstelle Bouchard
Das zweite Einzel bestritt Belinda Bencic nicht gegen Eugénie Bouchard, die sich am Donnerstag am Handgelenk verletzte und am Freitagmorgen nach dem Warm Up definitiv Forfait erklären musste. Die Doppelspezialistin Gabriela Dabrowski, Nummer 8 der Welt, hatte beim Match knapp unter einer Stunde keine Chance, verlor 1:6 und 2:6. «Für mich änderte der Wechsel der Gegnerin grundsätzlich nichts. Du konzentrierst dich auch in solchen Momenten stets auf dich, auch wenn du dein Spiel etwas anpassen musst», so Bencic.
Das muss sie auch heute, sich umstellen. Belinda Bencic bleibt im «Tunnel». Es geht um den dritten Punkt und Fernandez will sie nicht auf die leichte Schulter nehmen. «Ich spiele noch gegen Jil ein. Aber wir kennen uns ja aus dem Training in dieser Woche und ich bin auf jeden Fall gegen die Linkshänderin gewappnet.» Namentlich beim Return gebe es eine Umstellung. «Zudem rechne ich mit etwas längeren Ballwechseln als heute gegen Gabriela.» Mit ihrem Match war Bencic soweit zufrieden. «Ich servierte gut und konnte die Gegnerin kontrollieren. Auch heute werde ich offensiv und bestrebt sein, Leylah hinten zu halten.» Die Junior-French-Open-Siegerin von 2019 freut sich auf jeden Fall auf die Begegnung der letzten Chance. «Jetzt habe ich mal gegen eine Top 100 Spielerin gar nicht so schlecht ausgesehen. Jetzt wird es gegen Belinda noch härter. Aber ich vertrete hier die Farben von Kanada und ich werde wie im ersten Match alles geben, so effizient wie möglich dagegen zu halten», so Fer-nandez. Sie spricht von einer wichtigen Erfahrung, die sie hier rund um Topspielerinnen erlebe. Sie bedaure zwar, dass eigene starke Spielerinnen ausgefallen seien, «was nichts daran ändert, dass ich die ganze Woche auf diese Partien fokussiert war. Ich kann da wirklich nur lernen», so der Fed-Cup-Rookie der Nordamerikanerinnen.
Ein medizinisches Wunder?
Kein Lächeln war bei Teamcaptain Heinz Günthardt auszumachen, höchstens ein Schmunzeln war ihm zu entlocken. «Wir brauchen erst den dritten Punkt.» Mit der überraschenden Aussage, dass man nie wisse, was kommt, dass da plötzlich ein medizinisches Wunder geschehe und auf einmal Andreescu und Bouchard antreten, bleibt auch Günthardt konzentriert und fokussiert. Das erwartet er von der ganzen Delegation, von seinen Spielerinnen sowieso. «Fernandez spielte sehr solid. Da gilt es aufzupassen.» Günthardt war aber auch zufrieden. «Wir haben bis jetzt alles richtig gemacht und liegen 2:0 in Führung. Jil spielte ein Supermatch und reagierte richtig, als es in die entscheidenden Phasen des Spiels ging. Sie konnte rechtzeitig ihre aufkommende Nervosität, die ganz normal ist, ablegen.»
Zur Erinnerung: Der Sieger dieser Playoff-Partie qualifiziert sich für das neue Fed-Cup-Finalturnier vom 14. bis 19. April auf Sandplätzen in Budapest.

Stichwörter: Jil Teichmann, Fed Cup