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Fussball

«Man hätte eine Finalrunde austragen können»

Der angestrebte Saisonabbruch im Regionalfussball wäre für den FC Ins besonders bitter. Der Drittligist war auf bestem Weg, erstmals in der Vereinsgeschichte in die 2. Liga aufzusteigen.

Auch dank Dominik Kochers Toren (hier als Penaltyschütze) wurde der FC Ins souveräner Wintermeister. Bild: Raphael Schaefer/Bieler Tagblatt

Michael Lehmann

Es soll wohl einfach nicht sein. Der FC Ins wird mit grosser Wahrscheinlichkeit auch in diesem Jahr den erstmaligen Aufstieg in die 2. Liga verpassen. In den letzten Jahren waren die Inser dem Coup wiederholt nahe, scheiterten letztlich aber oft knapp. In dieser Spielzeit sollte es endlich klappen.

Die Voraussetzungen waren gut: Weil die 2. Liga vergrössert werden sollte, wäre der Erstplatzierte direkt aufgestiegen. Das Team des Trainerduos Mirco Picardi und Lorenzo Catalano spielte in der Herbstrunde gross auf. Nach elf Partien (neun Siege, je ein Unentschieden und eine Niederlage) lagen die Inser mit fünf Punkten Vorsprung auf den FC Grünstern an der Tabellenspitze. Der Start in die Rückrunde hatte sich wegen der Coronakrise verzögert, nun deutet alles auf den Saisonabbruch hin.

Am Samstag haben Vertreter der Amateurliga sowie der Regionalverbände beim Schweizerischen Fussballverband (SFV) beantragt, die Spielzeit zu beenden und nicht zu werten. Bis und mit 2. Liga interregional soll es keine Meister, Cupsieger sowie Auf- und Absteiger geben. Bei den Diskussionen hat gemäss «Sonntagszeitung» grosse Einigkeit geherrscht. Weil der Bundesrat das Versammlungsverbot frühestens am 8. Juni aufheben möchte und deshalb bis dahin keine Mannschaftstrainings möglich seien, habe man schlicht keinen Spielraum mehr, sagte ein Regionalverbandsvertreter. Der Zentralvorstand des SFV wird «bis Mitte dieser Woche» über den Antrag entscheiden.

Entweder alle oder niemand
Dominik Kocher, Captain und Toptorschütze des FC Ins, ist angesichts des bevorstehenden Saisonendes zwiegespalten. «Ich verstehe, dass die Gesundheit Vorrang hat und momentan auf Fussball verzichtet werden muss.» Nach der starken Vorrunde seines Teams habe er aber trotzdem gehofft, dass der Verband eine Möglichkeit findet, die Saison fortzuführen.

Aber auch unabhängig der Teamzugehörigkeit verstehe er den Alleingang der Amateurliga und der Regionalverbände nicht ganz. «Es wäre doch seltsam, wenn im Juni in den oberen Ligen plötzlich wieder Fussball gespielt würde, in den unteren aber nicht. Entweder ist es für alle wieder möglich, Fussball zu spielen oder eben nicht.» Kocher hätte eine Verlängerung der Saison befürwortet. In die Ferien zu verreisen, käme aufgrund der derzeitigen Situation ja sowieso nicht infrage. Auch das oft genannte Argument, dass es nicht möglich gewesen wäre, die Meisterschaft ohne vorangehende Trainings zu starten, lässt er nicht gelten. «So wie ich das mitbekomme, sind meine Teamkollegen fitter denn je. Durch den Lockdown haben viele genug Zeit für selbstständige Trainings. Wir hätten sofort loslegen können.»

Der Inser hätte sogar eine Idee für den Fall gehabt, wenn es nicht möglich gewesen wäre, die gesamte Rückrunde durchzuführen. «Man hätte eine Finalrunde austragen können», sagt Kocher. Die Teams der oberen Gruppenhälfte hätten um den Aufstieg, die restlichen gegen den Abstieg gekämpft. So wären halb so viele Partien auf dem Spielplan gestanden. «Aber das wäre organisatorisch wohl eine zu grosse Herausforderung gewesen», räumt er ein.

Aufstieg soll verdient sein
Eher möglich wäre gewesen, dass die Vorrunde gewertet und die Auf- und Absteiger anhand der aktuellen Tabelle ermittelt worden wären. Gemäss Medienberichten hätten sich dies einige Teams gewünscht, welche die Tabelle anführen. Diese Variante wäre bei Dominik Kocher auf wenig Gegenliebe gestossen. «Ja, wir warten nun schon lange auf den Aufstieg; aber so? Ganz ohne Emotionen? Nein, wir wollen uns den Erfolg verdienen.»

Vorerst bleibt der FC Ins der Spielklasse treu. 35 der letzten 36 Jahre verbrachte er in der 3. Liga.

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Faes: «Abbruch würde nicht überraschen»
Der Antrag der Amateurliga und Regionalverbände beinhaltet keine Wettbewerbe des SFV (insbesondere Frauen NLA und NLB, Schweizer Cup der Männer und Frauen), der Swiss Football League (Super League und Challenge League) und der Ersten Liga (Promotion League und 1. Liga). Für den Erstligisten FC Biel geht das Warten also weiter. «Wir hoffen, die Saison beenden zu können, denn wir verfolgen mit dem Erreichen der Aufstiegsspiele und der Qualifikation für die Cup-Hauptrunde hohe Ziele», sagt Vereinspräsident Dietmar Faes.

Wie realistisch die Hoffnung ist, sei schwierig einzuschätzen. Die Uefa pochte zuletzt auf einen Abschluss der nationalen Liga- und Pokalwettbewerbe. In dieser Woche dürften Entscheidungen fallen, die für die Swiss Football League wegweisend sind. Ob auch für die Erste Liga, bleibt fraglich.

In einem Interview, das am 27. März auf der Verbandswebsite erschien, sagte Romano Clavadetscher, Präsident des Komitees Erste Liga: «Falls der Spielbetrieb tatsächlich noch einmal aufgenommen werden kann, dann kann das nur gemeinsam abgestimmt in allen Spielklassen erfolgen.» Dies dürfte nun kaum möglich sein. Für Dietmar Faes steht daher fest: «Ein Saisonabbruch würde mich nicht überraschen. Doch die Hoffnung stirbt zuletzt.»