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Fussball

Auf den Saisonabbruch könnte der Umbruch folgen

Nach dem Meisterschaftsabbruch blickt der FC Biel bereits auf die nächste Saison. Sportchef Mauro Ierep deutet an, es könnte mehrere Abgänge geben. Steht sogar der Captain vor dem Absprung?

Spielt Labinot Sheholli in der nächsten Saison noch für den FC Biel? Der Captain wird mit dem FC Besa Biel in Verbindung gebracht. Bild: Raphael Schaefer/Bieler Tagblatt

Michael Lehmann

Es sei schade, aber nachvollziehbar. So lautet der Tenor beim FC Biel nach der gestrigen Mitteilung des Schweizerischen Fussballverbands (SFV), im Amateurfussball sämtliche Meisterschaften abzubrechen und zu annullieren. Es wird also keine Meister, keine Auf- und keine Absteiger geben. Nicht betroffen sind die Profiligen Super und Challenge League; wie es in diesen weitergeht, will die Swiss Football League nach Absprache mit den Klubs entscheiden.

«Wir hätten gerne gespielt und versucht, den Aufstieg in die Promotion League zu realisieren», sagt Vereinspräsident Dietmar Faes. «Doch je länger der Unterbruch dauerte, desto mehr wurde uns klar, dass dies kaum mehr möglich sein dürfte.» Die Bundesratsmitteilung vom Mittwoch, wonach Fussballspiele in der Schweiz frühestens am 8. Juni wieder möglich sein werden, und dies auch nur «in Ligen mit übermässig professionellem Spielbetrieb» habe keinen Spielraum zugelassen, begründet der SFV seinen Entscheid. Das kann Faes nachvollziehen. Auf Geisterspiele wie es in der Super und Challenge League geben wird – sollte die Meisterschaft wieder aufgenommen werden – hätte er wenig Lust gehabt. «Es hätte Kosten für die Organisation gegeben, während Einnahmen ausgeblieben wären», so der Bieler Präsident.

Nun gelte es, sich der Zukunft zu widmen. Für Faes bedeutet das, Gespräche mit bestehenden und möglichen neuen Sponsoren zu führen. Zwar ist der Verein dank Kurzarbeit finanziell etwas entlastet worden, dennoch ist durch die Coronakrise ein Teil der budgetierten Einnahmen weggefallen. «Wir hoffen, in dieser Saison mit einer schwarzen Null davonzukommen», sagt Faes.

Derweil soll Sportchef Mauro Ierep dafür sorgen, dass der FC Biel auch in der nächsten Saison ein Kandidat für den Aufstieg wird. Die Verhandlungen mit den Spielern haben eben erst begonnen, weshalb Ierep keine sicheren Zu- oder Abgängen nennen kann. Er sagt jedoch, dass das derzeitige 25-Mann-Kader um zwei oder drei Spieler verkleinert werden soll und dass er insgesamt mit etwa sieben bis acht Abgängen rechnet. Eine Aussage, die überrascht. So hatte der Verein bisher stets festgehalten, die nächste Saison mit etwa dem gleichen Kader angehen zu wollen. Sieben bis acht Abgänge kämen dagegen einem kleinen Umbruch gleich – besonders, wenn sich langjährige Teamstützen verabschieden würden.

Geht man nach der Gerüchteküche, könnte genau das passieren. Es wird gemunkelt, dass sich der FC Besa Biel mit mehreren Spielern des FC Biel verstärken möchte. Einer davon soll Captain Labinot Sheholli sein. Wird er Spielertrainer beim Zweitligisten? Der 31-Jährige hat zuletzt mehrere Trainer-Ausbildungen absolviert. Sheholli lacht, als darauf angesprochen wird und verneint: Trainer werde er bei Besa sicher nicht. Pause. Und Spieler? Nun antwortet Sheholli ausweichend. Da er durch seine albanischen Wurzeln eng mit Besa verbunden sei, sei er schon mehrmals mit dem Verein in Verbindung gebracht worden. «Einmal dort zu spielen, schliesse ich nicht aus», so Sheholli. «Aber nun stehen die Verhandlungen mit dem FC Biel auf dem Programm.»

Für Gesprächsstoff ist also gesorgt. Wie es fussballerisch beim FC Biel weitergeht, ist offen. Ab dem 11. Mai dürften die Spieler wieder in Fünfergruppen trainieren. Der Verband hat angekündigt, Weisungen zu versenden, wie die Trainings unter Einbezug der Schutzmassnahmen aussehen könnten. Diese will die Vereinsleitung mit Trainer Anthony Sirufo analysieren, bevor entschieden wird, ob es Sinn macht, die Spieler, die teils lange Anfahrtswege haben, in die Tissot Arena zu berufen.

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Viel Verständnis
Während der FC Biel gute Aussichten auf den Aufstieg hatte, drohte den Frauen des FC Walperswil der entgegengesetzte Weg. Vor dem Abbruch belegte das NLB-Team den letzten Tabellenrang und hatte fünf Punkte Rückstand auf den Platz über dem Strich. «Das lässt sich nun einfach sagen, aber ich bin mir sicher, dass wir den Ligaerhalt auch aus eigener Kraft geschafft hätten», sagt Trainer Lukas Sturm. Eine gewisse Erleichterung spüre er aber schon, räumt er ein.

Für Sturm war der Saisonabbruch «der einzig mögliche Entscheid». Die verbleibenden zwölf Runden in englischen Wochen zu bestreiten, sei für Nicht-Profis keine reelle Option. «Wie sollen wir unter der Woche genug Zeit haben, nach der Arbeit zum Beispiel noch nach Rapperswil zu reisen?»

Auch in der 2. Liga regional, in der es äusserst selten lange Auswärtsfahrten gibt, herrscht viel Verständnis für den beschlossenen Saisonabbruch. Es sei besser gewesen, einen Schlussstrich zu ziehen, sagen David Meister (Lyss) und Albertoz Murtaj (Besa) unisono. So könne man sich in Ruhe auf die Saison 2020/21 vorbereiten. Über deren Beginn werde unter Berücksichtigung der behördlichen Vorgaben so früh wie möglich entschieden, sagt der SFV.

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Cup: Biel und Grenchen brauchen Losglück
Auch die Cup-Qualifikationen werden abgebrochen. Welche Teams in der nächsten Saison in der Hauptrunde antreten dürfen, wird deshalb unter den in den Wettbewerben verbliebenen Teams ausgelost. Der FC Biel hätte noch eine Runde überstehen müssen und hat somit eine 50-Prozent-Chance, dass sein Los gezogen wird. Mehr Glück braucht der FC Grenchen. Die 2. Liga interregional erhält zehn Plätze in der Cup-Hauptrunde, in der Qualifikation waren zuletzt noch 36 Equipen. Die restlichen Teams aus dem Seeland sind bereits ausgeschieden.