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Biel

Am Nachthimmel leuchten in diesem Sommer nur die Sterne

Alles andere wäre eine Überraschung gewesen: Der Big Bang vom 31. Juli ist definitiv abgesagt. Um das 25-Jahr-Jubiläum des Feuerwerks über dem Bielersee doch noch zu retten, wurden diverse Alternativen geprüft – und allesamt verworfen.

Der Strandboden ist am 31. Juli jeweils proppenvoll. In Zeiten von Corona ein kaum vorstellbares Szenario.  Matthias Käser/a
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26%

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7%

Nein, ich bin froh, wenn dieser „Lärm“ nicht stattfindet.
40%

Nein, das ist eine Wohltat für meine Tiere.
27%

von Carmen Stalder

Ob Orpund oder Lengnau, Brügg oder Schwadernau: Seit Wochen trudelt aus vielen Seeländer Gemeinden ein- und dieselbe Nachricht ein: Wegen der Coronakrise findet die 1. August-Feier dieses Jahr nicht statt. Es gibt kein gemütliches Cervelat-Grillieren mit dem Gemeindepräsidenten, keine schwungvolle Rede der Gemeindepräsidentin – und auch kein Feuerwerk.

Nur aus Biel gab es keine derartige Neuigkeit. Auf der Website des Bielerseefests stand bis vor Kurzem, dass das Feuerwerk gemäss aktuellem Stand stattfinden werde. Diese Aussage machte stutzig: Wie soll unter den gegebenen Umständen ein Fest mit gegen 100'000 Besucherinnen und Besuchern durchgeführt werden? Ein Spektakel, bei dem die Menschen dicht gedrängt beieinander stehen, um das Feuerwerk zu begutachten?

Was viele schon geahnt haben, wurde nun gestern bestätigt: Es gibt dieses Jahr keinen Big Bang. Man habe wochenlang an möglichen Alternativen gefeilt, um das Fest doch noch in irgendeiner Art durchführen zu können, sagt Nicolas Dähler, Projektleiter beim Verein Bielerseefest. «Beim Abwägen von Nutzen und Risiken haben wir aber festgestellt, dass es nicht aufgeht.»


Feuerwerk aus Magglingen?

Eigentlich hätte der Verein am 31. Juli zum 25. Mal ein grosses Feuerwerk zünden wollen. Zum Jubiläum wären auch einige Neuerungen geplant gewesen. Und wiederum hätten Tausende Besucherinnen und Besucher aus Biel, dem Seeland und der ganzen Schweiz entlang der rund 100 Stände und Bars am Strandboden schlendern sollen.

Dass der ursprüngliche Plan nicht funktionieren würde, sei dem OK früh klar geworden, sagt Dähler. Also hat der Verein, der aus Mitgliedern von Tourismus Biel Seeland (TBS), der Bielersee-Schifffahrt (BSG) und der Congrès Tourisme et Sports SA (CTS) besteht, versucht zu retten, was zu retten war.

Eine Idee lautete, das Feuerwerk von Magglingen oder vom Bözingenberg aus zu zünden. Dies mit dem Gedanken, dass die Leute den Himmel von ihren Gärten oder Balkonen aus beobachten könnten. «Wir überlegten uns, wie wir eine Menschenansammlung verhindern können», so Dähler. Aufgrund von zu vielen unsicheren Punkten sei diese Idee aber wieder verworfen worden.


Viele Firmen betroffen

Das Feuerwerk online zu übertragen, war eine weitere Idee, die nicht überzeugen konnte. Es auf verschiedene Seeländer Gemeinden aufzuteilen, erwies sich ebenfalls nicht als Lösung. Nach Rücksprache mit den Behörden habe sich ergeben, dass keine der Alternativen ohne Risiko umsetzbar wäre. Und aufgrund der weiterhin unsicheren Lage verfüge man auch über zu wenig Planungssicherheit.
Dähler tun nun vor allem die Partner leid, die auf das Einkommen durch den Big Bang verzichten müssen. Neben den Standbetreibern sind das viele weitere Firmen, die etwa für Strom, Musik oder Sicherheit sorgen.

Allein gegen 100'000 Franken entgehen der für das Feuerwerk zuständigen Bugano AG. Das Bielerseefest sei für seine Firma einer der grössten Anlässe im Jahr, sagt Geschäftsführer Toni Bussmann. Grosse Aufträge seien mittlerweile keine mehr übrig. «Wir haben schon trockene Sommer überstanden, aber etwas so Verrücktes wie die Coronakrise ist uns noch nie passiert», sagt er.

Felix Bloesch von der Bieler Bar Provisorium hat schon längst nicht mehr mit dem Big Bang gerechnet. Für die Bar sei der Stand am Bielerseefest zwar eine coole Sache, geschäftlich sei die Absage jedoch keine Katastrophe. «Wir konzentrieren uns jetzt auf das ‹Provi›», sagt Bloesch.


Nur ein kleines Minus

Dagegen hat Thomas Mühlethaler, Geschäftsführer der BSG, den 1. August noch nicht aufgegeben. Für sein Unternehmen ist das Bielerseefest der Grossanlass schlechthin: Alle Schiffe sind während des Feuerwerks auf dem See, die über 1000 Plätze sind restlos ausgebucht. «Wir überlegen uns, am 1. August Seerundfahrten anzubieten – wenn auch ohne eigenes Feuerwerk», so Mühlethaler.

Er hat bis zuletzt gehofft, dass eine Big-Bang-Alternative zustande kommt. Die Schiffe hätten beispielsweise gestaffelt rausfahren können, um Menschenansammlungen zu vermeiden. Trotzdem sei der Entscheid nachvollziehbar. «Man kann ja den Strandboden nicht in ‹Quadrätli› einteilen», so Mühlethaler.

Für die Fans des Bieler Feuerwerks heisst es nun, sich zu gedulden. Die nächste Ausgabe sei gesichert, verspricht Dähler: Die Ausgaben habe man schon früh gestoppt, deshalb resultiere nur ein kleines Minus. Und: «Wir konnten in den letzten Jahren glücklicherweise ein kleines Polster ansparen.» Wie und ob das Jubiläum überhaupt noch gefeiert wird, will der Verein derzeit nicht bekannt geben.

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