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Soziale Medien

«Das Potenzial wird unterschätzt»

Seit Anfang Juli tummelt sich die Digitalagentur Leeway auf dem Platz Biel. Die beiden Multimedia-Spezialisten erklären, wie sich Werbung und Kommunikation auch in der Krise machen lässt.

Dean Shirley und Florian Rüdisühli zeigen in ihren Workshops Tipps und Hacks, wie man auf den sozialen Kanälen Interesse weckt. Bild: zvg

Manuela Schnyder

Die Budgets sind bei vielen Unternehmen durch die Corona-krise eingebrochen. Gespart wird überall dort, wo die Ausgaben nicht zwingend notwendig sind. Und das ist oft auch bei den Werbe- und Marketingmassnahmen: «Dabei ist es gerade in einer Krise wichtig, mit seinem Publikum in Kontakt zu bleiben, sie über angepasste Angebote zu informieren oder mit Medieninhalten und Diskussionsanregungen auf dem Markt präsent zu bleiben», sagt Florin Rüdisühli. Und das müsse nicht mal viel kosten, gerade wenn man das über die Sozialen Medien tue. Der Bieler Multimediaexperte hat seit Anfang Juli zusammen mit Dean Shirley eine eigene Digitalagentur namens Leeway gegründet. Mit ihrem Geschäftsmodell wollen die beiden Unternehmen helfen, wirksam über die digitalen und sozialen Kanäle zu kommunizieren: «In solchen Ausnahmesituationen ist das für viele Unternehmer eine besondere Herausforderung», erklärt Rüdisühli.

Das Verkaufspotenzial über die sozialen Kanäle ist laut Rüdisühli riesig und wird oft unterschätzt: «Jeder fünfte Klick auf einer Unternehmens-Website kommt über Facebook und mehr als die Hälfte aller Konsumenten recherchieren Produkte und Dienstleistungen über die Sozialen Medien», betont er. Dabei sind es längst nicht mehr nur die Jugendlichen, die sich dort tummeln. Die ersten Digital Natives sind inzwischen 40-jährig. Gerade kleinere Unternehmen hätten oft nicht die Zeit, sich mit dem Thema zu beschäftigen und verspielten sich so grosse Chancen.

Ein eingespieltes Team

Die beiden Multimedia-Spezialisten waren bereits während des Studiums gemeinsam Mitinhaber einer Berner Agentur und haben mit dieser nationale und internationale Kampagnen betreut. Zu ihrem Kundenstamm gehörten beispielsweise Coop, Suva oder die englische Fast-Food-Kette Leon. Für Intersport waren die beiden unter anderem in Berlin unterwegs und machten die Shootings für die drei Kampagnen-Videos zum Thema Yoga, Fitness & Running. Und gemeinsam haben die beiden auch das Fahrradfestival HalloVelo! in Bern werbemässig begleitet, also die Website betreut, die Animationen in den Bussen produziert, Werbung in den sozialen Medien geschaltet, Plakate und Flyer verteilt oder die Live-Berichterstattung umgesetzt. «Wir haben uns im Studium wie auch bei der ehemaligen Agentur immer super ergänzt und hatten damit Erfolg, weshalb wir uns nun zutrauen, alleine weiterzumachen», sagt Rüdisühli.

Während der Bieler vor allem die strategische Umsetzung von Kommunikations- und Social Media-Kampagnen entwickelt, ist der Zürcher Dean Shirley der kreative Kopf, der die Inhalte produziert, also die Fotos schiesst, Logos zeichnet und Videos und Filme dreht. Der Name Leeway bedeutet Spielraum: «Soll heissen, die Dinge vielleicht auch mal anders anzupacken, als man das normalerweise tun würde», sagt der Bieler zu ihrem Credo.

Influencer mit an Bord

Und wie bedient man nun die Sozialen Medien professionell? «Es braucht drei Zutaten», sagt Florin Rüdisühli. Das eine seien die Inhalte. So wollten die Leute nicht mehr mit aggressiven Push-Nachrichten, Newslettern und Rabatten zugemüllt, sondern vielmehr informiert, unterhalten und inspiriert werden. Zum Beispiel, indem man seinem Publikum etwas beibringt.

Die zweite Zutat ist zielgerichtete Werbung. So kann man heute genau definieren, wer, wann und wie lange eine bestimmte Werbung sehen soll. Zum Beispiel nur die Freunde von Menschen, die im nächsten Monat Geburtstag haben und deshalb vielleicht ein Geschenk suchen. Oder nur die Leute, die ein Produkt in den Warenkorb gelegt, es aber nicht gekauft haben. «Diese Leute anzusprechen ist viel effektiver und günstiger, als einfach über das Fernsehen oder Plakate mit viel Streuverlust etwas rauszuhauen.»Und wenn es nicht vorher scheitert, dann scheitert es meistens am dritten Punkt, wie Rüdisühli sagt. Nämlich, mit den Followern regelmässig in Kontakt zu treten und einen Dialog aufzubauen: «Es bringt nichts, einfach nur da zu sein. Man muss den Zielgruppen einen Mehrwert bieten, ihr Feedback einholen und Gespräche führen», sagt er. Das sei dann wie ein Kundenservice, einfach über Instagram. Wie das aber genau geht, wollen Rüdisühli und Shirley mit einem Workshop den Unternehmern in der Region beibringen: «Wir haben etliche Tipps und Tricks und geben in einem halben Tag alle Infos und Tools an die Hand, die man für einen erfolgreichen Start in den Sozialen Medien benötigt.» Mit an Bord bei diesen Workshops sind auch die Artworth Brothers aus Biel (das BT berichtete). Die Influencer haben sich mit ihren kopflosen Fotos schnell auf Instagram einen Namen gemacht und arbeiten seit Längerem für Prestige-Marken wie etwa Titoni, Jaguar oder das Dolder Grand Hotel. Zusammen könnten sie die strategischen und konzeptionellen Grundlagen vermitteln und an einem Beispiel aufzeigen, wie man das in der Praxis umsetzt. «Solche Einsichten können nicht viele bieten», sagt Rüdisühli.

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