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Leichtathletik/Fussball

Eine langersehnte Rundbahn wird sichtbar

Seit 30 Jahren spricht man über eine neue Leichtathletik-Anlage. Im Frühjahr wird sie auf dem Längfeld, wo auch der FC Bözingen und der FC Mett Fussball spielen, Tatsache sein. Dies zur Freude von Biel Athletics.

Aufbruchstimmung: Die Bieler Leichtathleten freuen sich afu eine neue Anlage im Längfeld. Bild: Matthias Käser

Beat Moning

Hoch- und Weitsprung stehen an – und Ballwurf. Auf der 333-m-Rundbahn wird gelaufen. Die Champagne, wie sie ist, seit Jahren die Heimat der Bieler Leichtathleten, der Biel-Bienne Athletics, dem Zusammenschluss von LAC Biel und LSV Biel im 2012. Kürzlich ist wohl der letzte Wettkampf auf dieser völlig in die Jahre gekommenen Anlage ausgetragen worden. Dort, wo einst die schnellsten Bieler Schülerinnen auf der sandigen Unterlage erkoren wurden, wo grosse Sportler und grosse Trainer wie Armin Scheurer für nationale Schlagzeilen besorgt waren. «Noch müssen wir uns etwas gedulden», sagt der Präsident von Biel-Bienne Athletics, Hansjörg Fahrni. Aber klar: «Wer 30 Jahre um eine 400-m-Tartanbahn kämpft, dem kommt es auf ein halbes Jahr auch nicht mehr drauf an», so Fahrni.

Wechsel ins Längfeld: BT-Fotograf Matthias Käser begibt sich zum Klubhaus des FC Bözingen 34 und des FC Mett. Er lässt die Foto-Drohne steigen, schiesst eindrucksvolle Bilder von oben. Die Bahn, für die so viel Aufwand betrieben worden ist und unzählige Gespräche und Verhandlungen über Jahre hinweg nichts gebracht haben, ist deutlich erkennbar. Geteert ist sie inzwischen. «Wegen der Pandemie sind wir in Verzug gekommen», sagt Tobias Grimm vom Bieler Hochbauamt, zuständig für das Materiallager und die Zeitmessung. Dieser schwarze Asphalt muss sich erst setzen. Der neue Naturrasen wird aber demnächst gesät. Bald gibt es eine kleine Einweihungsfeier unter der abtretenden Gemeinderätin Barbara Schwickert. Im Frühjahr wird er schliesslich gelegt, der rote Tartan, die Kunststoffbahn. Auf sechs Bahnen darf dann um die Wette gelaufen werden. Ob dann eines Tages der Schweizer Rekord über 400 m von knapp 45 Sekunden angegriffen wird?

Perspektive geben

«Die Vorfreude ist in der Tat gross, sehr gross», sagt Hansjörg Fahrni zur bevorstehenden Eröffnung der vor 15 Monaten vom Bieler Stadtparlament genehmigten 3,8-Millonen-Franken-Anlage. Eine Vorfreude, die er mit knapp 300 Mitgliedern, davon 140 meist junge Athletinnen und Athleten, teilt. Und es ist ein wichtiger Schritt, denn in den letzten Jahrzehnten, als die Bieler nach Magglingen oder Lyss ausweichen mussten, verlor der Klub seine grössten Talente. Die meisten haben sich dem TV Länggasse Bern angeschlossen, andere haben gar aufgehört. Da bringt Fahrni angesichts der Bieler Verhältnisse durchaus Verständnis auf. Aber: «Wechsel hoffen wir natürlich in Zukunft verhindern zu können», sagt er. Im Wissen, dass es weiterhin viel Aufbauarbeit benötigt. Man brauche nämlich nicht darum herumzureden: «Wir sind ein Ausbildungsklub, der immer wieder gute Sportlerinnen und Sportler hervorbringt. Wir müssen diesen Athleten eine Perspektive in unserem Klub geben.»

Dazu sei die neue Anlage beste Werbung. Er rechne denn auch mit einem weiteren Zulauf an Interessierten dieser Sportart. Fahrni gibt aber auch zu: «Im Moment fehlen uns die Ressourcen. Es sind vor allem Mütter und Väter, die uns helfen, die am Karren ziehen. Wir brauchen mehr ausgewiesene Fachkräfte, damit wir die heranwachsenden Sportlerinnen und Sportler entsprechend betreuen und weiterbringen können.»

Was von heute auf morgen nicht gehen kann. Aber die Motivation, in Biel eine neue Leichtathletik-Generation heranwachsen zu sehen, sei gross. Und: «Wir wollen Wettkämpfe anbieten, wie wir es auch in der Vergangenheit getan haben. Aber eben auf einer Anlage, die sich sehen lässt, die den neusten Ansprüchen genügen wird.» Die Vorfreude, man spürt sie bei Hansjörg Fahrni. Und wer weiss: Das von den Hallenmeetings erprobte Organisationskomitee könnte eines Tages die Schweizer Meisterschaften nach Biel bringen. Mit den Kantonalmeisterschaften könnte man einen Anfang machen.

Fussball mit mehr Distanz

Vorfreude auch bei den Fussballern des FC Bözingen und des FC Mett? Marc Schneider, der Präsident des FCB34, freut sich tatsächlich auf die Rückkehr.  Mit der Corona-Auszeit werden wir am Ende ja nur ein halbes Jahr verbannt sein», hält er fest. Trotzdem wird sich so einiges verändern. Die Kicker können ab 2021 unter Flutlicht Abendspiele austragen. Mit der Stadt und den Leichtathleten habe man sich in konstruktiven Gesprächen gefunden. Weitere Details werde man anschauen müssen. Trainiert wird weiterhin auf anderen Plätzen. Der Hauptplatz auf dem Längfeld ist für Ernstkämpfe vorgesehen.

Schneider heisst die Leichtathleten willkommen und denkt, «dass wir da gut aneinander vorbeikommen werden». Sei es in den alten Garderoben, im blauen Häuschen, wie es genannt wird. Sei es, wenn etwa bei Veranstaltungen das weiterhin bestehende Klubhaus geöffnet wird. «Da werden wir sicher Hand bieten.» Nur zwei Sorgen hat Schneider ein halbes Jahr vor der Eröffnung: «Wir haben nun zwischen Fussballfeld und Zuschauerrängen eine sechsbahnige Rundbahn. Da geht bei den Spielen sicher etwas Stimmung verloren.» Was womöglich mit einer kleinen Tribüne auf der Längsseite zwischen den beiden Fussballterrains zu lösen wäre. Dann ist da noch das Parkplatzproblem um die Anlage. Derzeit müssen die Autos ein paar hundert Meter weiter vor der Tissot Arena abgestellt werden. Parkplätze, wie sich noch zu Zeiten des alten Eisstadions vorhanden waren, sind Vergangenheit. Trotzdem: Aufbruchstimmung auch bei zwei Bieler Traditionsklubs? Es wäre den Fussballern zu wünschen.