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Kunst

Der nimmermüde Aquarellist

Heinz-Peter Kohler, Sohn eines Uhrenarbeiters, einst aktiver Fussballer, feiert heute seinen 85. Geburtstag.
 Der begabte Aquarellist setzte sich einst für den Bau eines Bieler Kunstmuseums ein. Bis heute malt er täglich.

Heinz-Peter Kohler reiste einst auf den Spuren Paul Klees nach Tunis, am Ende zog es ihn immer wieder zurück nach Biel. Bild: Matthias Käser

Daniel Andres

Heinz-Peter Kohler ist 85 Jahre alt, weit über Biel hinaus ein bekannter und anerkannter Künstler und immer noch aktiv. Sein Werk ist riesig, hunderte, wenn nicht tausende von Aquarellen, aber auch Ölbilder, Zeichnungen und Druckgrafik. Er hat ein eigenes Archiv aufgebaut, in dem seine Bilder aufbewahrt werden, viele gerahmt, aber noch viel mehr ungerahmt, in Mappen und Schubladen.

Heinz-Peter Kohler wird am 11. November 1935 in Biel geboren und wächst an der Rainstrasse in Madretsch auf. In Madretsch besucht er die Primar- und die Sekundarschule, dann beginnt er eine kaufmännische Lehre, die er aber abbricht, um sich 1955 an der Münchner Kunstakademie einzuschreiben. Schon früh werden andere Künstler auf ihn aufmerksam: «Der Hans Hotz, der die Fresken im Krematorium gemalt hat, bei dem war ich Schüler.» Auch von Max von Mühlenen in Bern bekommt er Unterricht und Anregungen.

Früher Einsatz fürs Kunsthaus

Nach der Kunstakademie wird in Bern Harald Szeemann, der in seinen Anfängen auch in Biel gewirkt hat, auf Kohler aufmerksam und fördert ihn. «In Biel wurde ich nie gefördert, ich habe zwar 1999 den Kulturpreis erhalten, aber sonst nichts.» Er beklagt sich nicht, er stellt fest. «Gefördert und unterstützt wurde ich in Bern, da haben Leute meine Bilder gekauft. In Bern war ich in der Kunstkommission, aber nicht in Biel, in Bern war ich im Vorstand der Gesellschaft Schweizerischer Maler und Bildhauer, in Biel war ich gewöhnliches Mitglied.»

Immerhin fanden in Biel erste Ausstellungen statt, die ganz erste im späteren Théâtre de Poche im Keller der Alten Krone, später in der Galerie Socrate an der Murtenstrasse und bei Sylvia Steiner in der Galerie 57. Und schon früh hat Kohler die Schweiz an der Biennale in Venedig vertreten. Zur Bieler Kunstszene hatte er immer eine zwiespältige Beziehung. «Das Verhältnis war immer gestört. Ich konnte machen, was ich wollte, es wurde immer alles herabgewürdigt», meint er, «auch meine Motionen im Stadtrat für die Kunst, das wurde total vergessen. Das macht nichts, ich habe das gern gemacht. Man muss nicht erwarten, dass etwas zurückkommt.» Kohler hat als Stadtrat 1976 eine Motion zur Schaffung eines Bieler Kunsthauses eingereicht. Verwirklicht wurde dieses viel später und auch vor allem dank eines Vermächtnisses von Paul Ariste Poma. «Aber ich habe meinen Kulturpreis geschenkt und dazu zwei Goldbarren,» ergänzt Kohler. Dabei konnte Heinz-Peter Kohler kaum von seiner Kunst leben. Etliche Museen haben Bilder aufgekauft, «aber ob sie auch hängen, ist eine andere Frage, die Museen kaufen Bilder und sie landen im Depot», konstatiert Kohler. Seinen Lebensunterhalt hat er mit verschiedenen Berufen bestritten: «Mein erstes Geld habe ich mit Verkauf von Möbelpolitur verdient.» Später war er immerhin Zeichenlehrer an verschiedenen Schulen, aber auch Bademeister im Hallenbad. «Ich habe mich von Spaghetti und Stocki mit Tomatensauce ernährt.» Als das Haus, in dem er aufgewachsen ist, «viel zu billig» an die Stadt verkauft wurde, hat er 60 000 Franken geerbt, davon habe er zehn Jahre lang gelebt.

Angekauft hat die Stadt meist an den Weihnachtsausstellungen. «Da habe ich jahrelang mitgemacht, in Bern und in Biel, bis sie mal das Gefühl hatten, sie müssten mich jetzt entsorgen.» Von da an habe er nicht mehr mitgemacht. Das sei zu Beginn der kantonalen Ausstellungen gewesen, da sei ein neuer Kurator gekommen. «Für die Sportbilder, die ich gemalt habe, erhielt ich eine Medaille, aber die Aufträge bekam ein anderer. Ich habe ein Wandbild gemalt, im Primarschulhaus Orpund, das war der einzige Auftrag.»

Ausstellungen auf der ganzen Welt

Man könnte meinen, Heinz Peter Kohler sei verbittert, aber das ist nicht der Fall, er stellt einfach nüchtern fest: «Ich habe in der ganzen Welt ausgestellt, ich bin sozusagen der einzige Internationale in Biel.» Mehrere Bücher sind über ihn erschienen, der Zürcher Galerist Silvio R. Baviera hat zwei grössere Bände mit Werken von Kohler herausgegeben. Andere Publikationen erschienen mit Texten von Hans Saner, Andreas Urweider, Andreas Meier und Heinz Heer und anderen.

Heinz Peter Kohler ist auch jetzt noch unermüdlich aktiv, vor allem Aquarelle entstehen noch fast täglich, sein Werk ist unvollendet und auch seine einzelnen Bilder sind im besten Sinn unvollendet wie seine Vorbilder: «Das kommt von den Ägyptern. Davon habe ich gelernt, die freie Behandlung, das Unvollendete, wie wenn einer davongelaufen wäre. Das habe ich von den Ägyptern.»

Die Aquarelle entstehen meist an einem Tag. Vielleicht korrigiere oder ergänze er am nächsten Tag etwas. Manchmal gebe es auch Serien. «So wie die Aquarelle von Tunesien. Da war ich auf den Spuren von Klee und anderen. Der Klee hat auch von den Ägyptern gelernt.»

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