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Regionalfussball

Das Winterprogramm wird angepasst

Normalerweise hätten die 2.-Liga-Teams jetzt das Wintertraining aufgenommen. Die Umstände lassen jedoch keinen ordentlichen Betrieb zu. Je länger das so bleibt, desto unrealistischer wird der frühere Rückrundenstart.

Hallenfussball wird es für die Zweitligisten aus dem Seeland in diesem Winter kaum geben. Bild: Anita Vozza/Bieler Tagblatt

Michael Lehmann

Bevor sie antworten, hört man von fast allen Trainern ein belustigtes Schnauben. Es ist dieses leicht amüsierte, leicht spöttische Lachen, wenn es auf eine Frage eigentlich nur eine Antwort geben kann. Etwa so, wie wenn man den irrtümlich vom Platz gestellten Spieler fragte, ob er die Entscheidung des Schiedsrichters verstehen könne. Natürlich nicht, aber ändern lässt sie sich gleichwohl nicht. Ebenso machtlos ist man gegen die momentanen Umstände. Deshalb lautet die Antwort der Trainer auf die Frage, was bei ihren Teams derzeit anstehe, unisono: «Gar nichts.»

Normalerweise hätten die Zweitligisten jetzt das Winterprogramm aufgenommen. Doch entweder sind die Hallen für sie geschlossen oder es herrschen darin klare Vorschriften. Zum Beispiel sind keine Spielformen erlaubt, es müssen Masken getragen und die Abstände eingehalten werden. Da verzichten die Fussballer lieber ganz auf die Einheiten. Bliebe noch, sich draussen zu treffen. Doch auch das ist angesichts der nun wieder zunehmenden Coronafälle nicht angezeigt.

Daher haben die Trainer entschieden, die sowieso unbeliebten Dezembertrainings zu streichen. Wie im Frühlingslockdown haben sie den Spielern Übungen für Zuhause mitgegeben, in der Hoffnung, dass sie auch tatsächlich gemacht werden. Doch wie geht es danach weiter? Normalerweise haben die Zweitligisten im Winter genug Zeit, sich auf die Rückrunde vorzubereiten. In dieser Saison ist der Beginn der Rückrunde statt Anfang April jedoch bereits für Anfang März vorgesehen. Dies, weil in der Hinrunde wegen der verschärften Massnahmen zur Eindämmung der Pandemie nicht alle Spiele ausgetragen werden konnten.

Hallentraining ist kein Thema
Angesichts dessen hat Nidaus Trainer Kurt Baumann das erste Mannschaftstraining am 26. Januar vorgesehen. Er will wöchentlich zweimal auf dem Kunstrasen bei der Bieler Tissot Arena trainieren. Bereits am 30. Januar würde er gerne das erste Testspiel abhalten. «Das ist zumindest der Plan», sagt Baumann. «Ob wir dann tatsächlich wieder normal trainieren dürfen, bezweifle ich momentan ein bisschen.»

Da ist der Nidau-Trainer beileibe nicht der Einzige. «Ich rechne fest damit, dass wir bis Februar noch nicht mit Körperkontakt trainieren dürfen», sagt Lyss-Trainer David Meister. Er möchte sein Team Mitte Januar ein erstmals aufs Lysser Grien aufbieten, wo er die Rundbahn und die Tribüne für Lauf- und Athletikübungen nutzen wird. Einmal wöchentlich ist ein Training auf dem Bieler Kunstrasen vorgesehen.

Das gilt neuerdings auch für den FC Aarberg. Das Team von Trainer Marco Aebischer hat in den vergangenen Jahren aufgrund fehlender Kunstrasenplätze eine intensive Hallensaison abgehalten. Bereits im letzten Winter hat Aebischer dann als Bedingung für eine Vertragsverlängerung festgehalten, er brauche eine Möglichkeit, in den Wintermonaten auf Kunstrasen zu trainieren. «Sonst gehen wir immer mit einem Trainingsrückstand in die Rückrunde», erklärt der Trainer. Der Verein hat die Mittel locker gemacht, damit das Team einmal wöchentlich in Biel trainieren kann. Als Ergänzung sieht Aebischer «die klassischen Lauftrainings» vor. Unter den derzeitigen Umständen seien keine Hallentrainings geplant.

Albertoz Murtaj hat bis jetzt sogar darauf verzichtet, einen konkreten Winterplan zu erstellen. «Mit den stetig ändernden Bestimmungen macht das für mich keinen Sinn», sagt der Besa-Trainer, der aber zuversichtlich ist, dass er beim ersten Teamtraining auf fitte Spieler trifft. «Ich schicke ihnen immer wieder Übungen, die sie daheim machen können.»

Verband hofft auf Besserung
Der trainingsfreie Dezember ist für die Zweitligisten auch angesichts der Festtage, die sowieso eine längere Pause mitbringen, verkraftbar. Doch je länger die Einschränkungen im Amateursport gelten, desto unwahrscheinlicher wird es, dass die Meisterschaft tatsächlich bereits Anfang März wiederaufgenommen werden kann. «Falls die zweite Welle andauert, müssen wir neue Lösungen finden», sagte Marco Prack, Geschäftsführer des Fussballverband Bern/Jura, vor ein paar Wochen. Und heute? «Solange die Fallzahlen so bleiben oder sogar noch zunehmen, ist eine Wiederaufnahme des Trainingsbetriebs, geschweige des Spielbetriebs, undenkbar. Wir hoffen aber immer noch auf eine Besserung der Situation im Laufe des Spätwinters. Daher gilt für uns weiterhin die Planung, die Hinrunden-Spiele zu Beginn des Frühlings nachzuholen.»

Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Nicht nur David Meister kann sich jedoch mittlerweile ein Szenario vorstellen, bei dem im Frühling statt der Rückrunde bloss die noch nicht durchgeführten Partien der Hinrunde gespielt werden. Dank einer Anpassung des Reglements könnte die Saison so immerhin gewertet und die Ligareform (nur noch sechs Gruppen in der 3. Liga, das BT berichtete) durchgeführt werden.

Da die Teams aus dem Seeland – bis auf Azzurri Biel (siehe Zweittext) – nicht in Abstiegsgefahr sind, könnten sie mit der Wertung nach der Saisonhälfte leben. «Aber wir hoffen alle sehr darauf, dass wir normal spielen können», sagt Albertoz Murtaj vertretend für alle anderen Trainer. «Erneut ein Frühling ohne Fussball wäre hart.»

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Erste Spieler kehren zu Azzurri zurück
Azzurri Biel hat eine unruhige Hinrunde hinter sich. Nachdem Trainer Anderson Kor nach dem zweiten Meisterschaftsspiel entlassen wurde, haben 16 Spieler den Klub verlassen. Das in der Folge mit Junioren ergänzte Team hatte es schwer; Neo-Trainer Giuseppe Romano hielt kurz vor der Pause fest, dass sich der Klub über den Winter unbedingt verstärken müsse, wenn sich Azzurri in der 2. Liga halten wolle. Nun sind die zwischenzeitlich abgewanderten Christopher Mamona (Lyss) und Perceval Baumgartner-Essay (Besa) zu Azzurri zurückgekehrt. Offenbar gibt es noch weitere Zugänge, die der Klub jedoch noch nicht vermelden möchte. Es dürfte sich dabei aber eher nicht um Akteure von Seeländer Ligakonkurrenten handeln. Gemäss den Trainern von Lyss, Nidau und Besa haben ihre Spieler für die Rückrunde zugesagt.

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