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Automobil

Weniger Kosten, mehr Aussichten

Neel Jani kehrt nächstes Jahr in die Langstrecken-WM zurück. Derweil plant Porsche, ab 2023 wieder um den Gesamtsieg in Le Mans zu fahren – mit Jani?

So ähnlich wie in dieser Illustration könnte der LMDh-Prototyp von Porsche dereinst aussehen. Bild: zvg

Moritz Bill

Was in Motorsportkreisen schon seit Längerem gemunkelt wurde (das BT berichtete), hat Porsche nun offiziell mitgeteilt: Der deutsche Sportwagenhersteller wird 2023 in die neue Topklasse der FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) einsteigen. Der Prototyp, der dafür entwickelt wird, kann aufgrund desselben Reglements auch in den wichtigsten nordamerikanischen Rennen starten. Namentlich strebt Porsche Siege in den legendären Langstreckenrennen in Le Mans, Daytona und Sebring an. «Das Projekt ist für Porsche deshalb höchst attraktiv – und das zu vertretbaren Kosten. Der Langstrecken-Motorsport gehört zur DNA unserer Marke», sagt Oliver Blume, Vorstandsvorsitzender von Porsche.

Porsche zog sich 2017 nach drei Le-Mans-Siegen in Serie aus der damaligen LMP1-Kategorie zurück – vor allem aus Kostengründen. Eine Saison soll schätzungsweise rund 100 Millionen Euro verschlungen haben. Das neue Projekt dürfte deutlich weniger kosten. Denn das Reglement der neu geschaffenen LMDh-Klasse mit Hybrid-Motoren sorgt mit vielen Standardbauteilen und darum einer weniger offenen Entwicklung für tiefere Ausgaben. Die Autos basieren auf einem weiterentwickelten LMP2-Chassis. Das Hybridsystem inklusive der Steuerungselektronik ist einheitlich. Chassis von vier verschiedenen Herstellern stehen zur Wahl. Das Konzept für den Verbrenner-Antrieb und das Design der Karosserie können die Marken im Rahmen des Reglements frei wählen.

 

Fährt auch Ferrari mit?

Fritz Enzinger, schon zum LMP1-Zeiten Leiter Motorsport bei Porsche, sagt: «Wir sind mit 19 Erfolgen Rekordsieger bei den 24 Stunden von Le Mans und haben auch bei den grossen Rennen in den USA ein ums andere Mal ganz oben auf dem Treppchen gestanden. Diese Tradition können wir mit einem LMDh-Fahrzeug vor dem Hintergrund maximaler Kosteneffizienz fortführen. Das Interesse weiterer Hersteller ist gross.» Angeblich sollen unter anderem Ferrari und BMW an einem Einstieg interessiert sein. Handkehrum öffnet die neue Kategorie Herstellern wie zum Beispiel Cadillac, die bislang auf die nordamerikanischen Rennen setzten, die Möglichkeit, in Le Mans an den Start zu gehen. Die LMDh wird ab 2023 eingeführt und zusammen mit den Le-Mans-Hypercars (LMH) die künftige Topkategorie «Hypercar» in der WEC bilden. Unter anderem werden Toyota und Peugeot in der Hypercar-Klasse mit einem LMH starten.

 

Jani wohl in der Pole-Position

Was bedeutet Porsches Engagement für den Seeländer Werksfahrer Neel Jani? Unlängst ist bekannt geworden, dass der 37-Jährige nächstes Jahr in die WEC zurückkehren wird. Jani pilotiert in der GT-Pro-Klasse zusammen mit dem Franzosen Kévin Estre (32) einen 911 RSR. Der Jenser hat sein Debüt im bekannten Sportwagen schon hinter sich; ein erfolgreiches: Anlässlich der 12 Stunden von Sebring sass Jani vor einem Monat erstmals am Steuer eines 911 und fuhr sogleich auf den 2. Platz.

Dass er für 2021 im einem von nur zwei übrig gebliebenen Porsche-Werkteams (Formel E, GT-Pro WEC) ein Cockpit erhalten hat, stimmt den Seeländer glücklich. Wegen der Coronakrise haben andere Werksfahrer diesen Status verloren. «Ich freue mich sehr darüber und ich sehe mich langfristig in der WEC», sagt Jani. Also auch 2023 im Porsche LMDh? Noch ist Porsches Engagement in der LMDh zu frisch, als dass schon Fahrer feststehen würden. Jani spricht jedenfalls von «coolen Aussichten»: «Diese Kategorie ist mein Ziel. Dass nun Porsche dabei ist, ist natürlich umso besser für mich. Aber ich habe noch keinen Vertrag und muss meine Leistung natürlich stimmen.»

Naheliegend wäre es allerdings schon, würde der Seeländer schon bei der Entwicklung des Fahrzeugs mithelfen und es später auch fahren. Gleiches tat er bereits beim später äusserst erfolgreichen LMP1-Projekt.

Neel Jani,
Porsche-Werksfahrer

Stichwörter: Auto, Porsche, Neel Jani

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