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Kunstpreis

«Trotz eigenständiger Haltungen bilden wir eine Art ‹Gang›»

Die Bieler Laurent Güdel, Chri Frautschi und Rudolf Steiner kommen in die zweite Runde
des Kunstwettbewerbs Swiss Art Awards. Ihr gemeinsamer Bezugspunkt: Frautschis Lokal-int.

Die Finalisten: Tonkünstler Laurent Güdel, Galeriebetreiber Chri Frautschi und Fotograf Rudolf Steiner. Bild: zvg

Jérôme Burgener/pl

Die Eidgenössische Kunstkommission hat 72 Kulturschaffende eingeladen, ihre Arbeiten an der Ausstellung Swiss Art Awards 2021 vorzustellen.

Zu den Kandidaten für den ältesten Schweizer Kunstpreis gehören drei Bieler: Der Künstler und Musiker Laurent Güdel, der selbstständige Fotograf Rudolf Steiner vom Künstlerkollektiv Haus am Gern und Chri Frautschi, Initiant und Leiter der 2006 eröffneten Galerie Lokal-int.

 

«Echte Bieler»

Die drei haben einen gemeinsamen Bezugspunkt, nämlich das Lokal-int. «Wir arbeiten zusammen und sind wie eine Familie. Trotz unterschiedlichen Alters, verschiedener Sprachkulturen und eigenständiger künstlerischer Haltungen bilden wir eine Art ‹Gang›», erklärt Chri Frautschi.

Tatsächlich gehören Rudolf Steiner und Laurent Güdel zur Leitung von Frautschis Galerie. Dass die Kunstkommission des Bundes ausgerechnet diese drei Bieler für die Teilnahme an den Swiss Art Awards ausgewählt hat, ist bemerkenswert. Güdel findet die Situation «verrückt», denn «in einer Kunstwelt, die auf Individualismus und Konkurrenz aufbaut, stehen wir gleichsam als Kollektiv vor der Wettbewerbsjury».

Rudolf Steiner betont, dass sich hier keine jungen Absolventen einer Kunsthochschule gefunden hätten: «Wir arbeiten unterschiedlich und unabhängig, dennoch sind wir echte Bieler.»

 

Mehrfach geehrt

Die drei Preisanwärter gehören seit Jahren zur anerkannten Kunstszene der Seelandmetropole.

Laurent Güdel erhält von der Stadt Biel eine Unterstützung, weil seine Arbeit als «besonders vielversprechend» betrachtet wird. Rudolf Steiner wurde mehrfach geehrt, sei es als Einzelkünstler oder im Rahmen seiner Tätigkeit im Kollektiv Haus am Gern, von dem die Installation «Texas» vor dem Kongresshaus stammt.

Chri Frautschi stellt selbst keine Kunstwerke her, aber als Betreiber der Galerie Lokal-int steht er mitten im Kunstbetrieb: «Ich muss gute Arbeit leisten und beweisen, dass meine Veranstaltungen seriös sind, auch wenn dazu ein bisschen ‹Punkerspirit› gehört.»

Der Gründer von Lokal-int bewirbt sich in der Kategorie Kritik/Edition/Ausstellung und wurde dieses Jahr schon zum dritten Mal für die zweite Runde der Swiss Art Awards auserwählt. Allein diese Nominationen rücken Frautschis Galerie ins Licht: «Damit kann ich auf nationaler Ebene mitspielen.» Trotzdem möchte er die dritte Chance nutzen und den Preis erringen, denn «in ein paar Jahren werde ich die Dinge wohl ruhiger angehen».

 

Ausstellung an der Art Basel

In der ersten Runde hatten die drei Bieler ihre Dossiers beim Bundesamt für Kultur eingereicht. Nachdem die Jury – die Eidgenössische Kulturkommission – die Projekte für die zweite Runde auserkoren hat, bekommt jeder Bewerber 5000 Franken für die Realisierung seines Vorhabens.

Die Arbeiten werden im Rahmen der Art Basel im September vorgestellt und bewertet.

Rudolf Steiner und Laurent Güdel wollen noch nicht genau verraten, wie ihr Beitrag aussehen wird. «Ich denke, dass ich mich an meine Fotoserie ‹Ricochet› anlehnen werde, die letztes Jahr im Photoforum Biel gezeigt wurde», sagt Steiner. «Ob ich ein angefangenes Werk fertigstelle oder etwas ganz Neues in Angriff nehme, ist noch nicht entschieden», bemerkt Güdel. Chri Frautschi wird ein Konzept für den zukünftigen Betrieb seines Lokal-int erarbeiten.

Die Gewinner der Swiss Art Awards werden im September in Basel verkündet. Auf sie wartet ein Beitrag von 25 000 Franken. Für die drei Bieler ist schon die Teilnahme am Finale ein Höhepunkt, wie Laurent Güdel erklärt: «Es ist toll, wenn man seinen Lebenslauf mit dieser Nominierung ergänzen kann.»

 

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