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«Concrete Cowboy»

Drama mit Menschen und Pferden

Ein sturer Sohn trifft auf seinen nicht minder sturen Vater. Das neue Beziehungsgeflecht will aber nicht so richtig gedeihen. Doch die gemeinsame Liebe zu Pferden bricht das Eis.

Bild: zvg

Der rebellische Teenager Cole (Caleb McLaughlin, bekannt aus der Netflix-Hitserie «Stranger Things») wird mitten in der Nacht von seiner Mutter mit allen Habseligkeiten nach Philadelphia chauffiert, wo er vor der Tür seines Vaters abgeladen wird. Kraftlos lässt die Mutter ihren Sohn stehen und braust davon.

Cole hat keine gute Beziehung zu seinem Erzeuger Harp (Idris Elba), muss sich aber der neuen Situation stellen. Zu Beginn ist Cole immer noch ein Rebell und mitten in der Sturm-und-Drang-Phase. Ein alter Jugendfreund nimmt ihn mit zu nächtlichen Abenteuern, die bald einmal das Verbrechermilieu streifen.

Parallel lernt er aber auch eine Gesellschaft von schwarzen Cowboys kennen, die, angeführt von seinem Vater, in der modernen Welt einer besseren Zeit nachtrauern. Ein alter, schäbiger Reiterhof mitten in der Stadt ist Dreh- und Angelpunkt einer kleinen Gemeinschaft, die unweigerlich dem Untergang geweiht ist.

Teenager Cole findet immer mehr Gefallen an der neuen Familie und entdeckt seine Liebe zu Pferden. Das Verhältnis zu seinem Vater Harp bleibt aber vorerst rau und distanziert. Als aber dem Reiterhof der definitive Untergang droht und parallel eine Verbrecher-Gang nach dem naiven Jungen greifen will, kommen sich Vater und Sohn endlich näher.

Die Romanverfilmung «Concrete Cowboy» möchte viel erzählen, schafft es aber nicht, jedem einzelnen Erzählstrang genug Gewicht zu geben. Egal ob Vater-Sohn-Konflikt, Ausflug ins Verbrecher-Milieu oder People-of-Color-Cowboy-Thematik, jeder einzelne Part bekommt zu wenig Aufmerksamkeit. Vor allem die Tatsache, dass dunkelhäutige Cowboys sowohl in der Geschichtsschreibung als auch in der Filmindustrie kaum Beachtung fanden und finden, hätte viel mehr Aufklärungszeit verdient als das simple Familien-Drama, das sich stets in den Vordergrund schiebt und dessen Ausgang schon nach den ersten Minuten ersichtlich ist.

Nichtsdestotrotz überrascht der Film von Ricky Staub, der ein sehr grosser Fan von Sonnenaufgängen und Sonnenuntergängen sein muss, vor allem im letzten Drittel dann doch noch, bringt mehr filmische Substanz auf die Zielgerade und die eine oder andere kleine Wendung.

«Concrete Cowboy» bleibt also ein sehenswertes Beziehungsdrama. Auch wenn es über weite Strecken nicht so recht weiss, wohin es denn nun eigentlich reiten soll. Simon Dick

Info: «Concrete Cowboy» ist auf Netflix zu sehen.

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