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Gewerbeverbände

Zweiter Anlauf für Fusion

Die Gewerbevereine KMU Ipsach und KMU Nidau wollen sich zusammenschliessen. Die erste Abstimmung dazu ist im März gescheitert. Am Sonntag wird in Ipsach erneut ausgezählt.

Die Ipsacher Gewerbetreibenden müssen erst einer Auflösung ihres Vereins zustimmen, um mit Nidau zu fusionieren. Bild: Matthias Käser

Manuela Schnyder

Die Gewerbevereine KMU Ipsach und KMU Nidau sind eng verbunden. Schon seit jeher lädt man sich etwa gegenseitig zu Netzwerkanlässen ein. Einige Mitglieder sind zudem in beiden Verbänden vertreten. Nun wollen die Vorstände einen Schritt weitergehen und sich in einem gemeinsamen Verein organisieren: «Es ist über die letzten Jahre zu einem gewissen Aderlass gekommen. Mit dem Zusammenschluss können wir unsere Ressourcen bündeln und das Vereinsgebiet grösser fassen, auch beispielsweise mit den Gewerblern aus Bellmund, Port und eventuell auch Jens», sagt François Zahnd, Interimspräsident des KMU Nidau.

Um das Vorhaben umzusetzen, muss sich aber der KMU Ipsach auflösen, um sich danach dem KMU Nidau anschliessen zu können. Die erste briefliche Abstimmung dazu ist im März allerdings wegen zu wenig Teilnehmenden gescheitert: Es sei ohnehin schwierig, eine Zweidrittelmehrheit aller Mitglieder in einem Verband zu erreichen, sagt Barbara Bühler. Dass wegen den behördlichen Bestimmungen keine Versammlungen möglich gewesen seien, habe diesen Umstand noch erschwert.

Das Vorstandsmitglied der KMU Ipsach räumt aber auch ein: «Wir haben im Vorfeld der ersten Abstimmung zu wenig mobilisiert. Das haben wir nachgeholt. Wir sind zuversichtlich, dass es beim zweiten Anlauf klappt.»

 

Vorstand wird aufgeteilt

So war vor der ersten Abstimmung im März offenbar einiges noch unklar. Zum Beispiel wurde nicht oder ungenügend kommuniziert, wie sich der Vorstand im Nidauer Verein nach dem Anschluss der Ipsacher zusammensetzen wird und damit wie gut die Interessen der Ipsacher Gewerbetreibenden vertreten sein werden. Einzelne Mitglieder haben sich deshalb nicht hinter das Vorhaben stellen können. Auch der ehemalige Gemeinderat Stefan Hässig anerkannte zwar Vorteile eines Zusammenschlusses, lehnte das Vorhaben wegen zu vieler offener Fragen jedoch ab. Unter anderem schrieb er in einem offenen Brief im Februar: «Der Zusammenschluss, wie momentan dargestellt, ist keiner. Es handelt sich um eine reine Übernahme der Mitglieder.» Laut Hässig bedingt ein Zusammenschluss eine Auseinandersetzung mit den aktuellen Zielsetzungen der beiden Vereine, damit die eigenen Bedürfnisse ebenfalls abgedeckt werden, weshalb er eine Vertretung im neuen Vorstand forderte: Schliesslich hätten die Nidauer Stedtli-Gewerbler andere Bedürfnisse als Ipsacher Gewerbler, so Hässig.

Wie Barbara Bühler betont, wird man dieser Forderung bei dem geplanten Zusammenschluss durchaus gerecht: «Die Auflösung unseres Vereins, das ist nur ein technischer Umstand. Das heisst nicht, dass wir vom KMU Nidau geschluckt werden», sagt sie. So würden alle Vorstandsmitglieder des KMU Ipsach zum Vorstand des KMU Nidau dazustossen und die Aufgaben würden neu verteilt.

Und dass es sich bei dem eigentlichen Anschluss der Ipsacher Gewerbler beim KMU Nidau um eine Annäherung auf Augenhöhe handelt, dem soll auch ein neuer Vereinsname Ausdruck verleihen: «Der Gewerbeverein wird nicht mehr KMU Nidau heissen, sondern wird dem neuen Vereinsgebiet angepasst», sagt François Zahnd vom Gewerbeverein KMU Nidau. Ob dieser dann KMU Nidau, Ipsach und Umgebung heissen wird oder anders, das werde man dann gemeinsam entscheiden, sofern die Ipsacher Gewerbetreibenden der Auflösung ihres Vereins zustimmen.

 

Einfaches Mehr benötigt

Warum sich nicht der KMU Nidau auflöst und sich dem KMU Ipsach anschliesst, hat einerseits mit der Vereinsgrösse zu tun, aber nicht nur: «Nidau ist im Seebeckengebiet geografisch gesehen der Hauptort und hat im neu geplanten Vereinsgebiet eine zentrale Lage», erklärt François Zahnd. Berücksichtigt werden sollen laut den Vertretern der beiden Vorstände aber alle Interessen im neuen Einzugsgebiet. Und dass das im Vorfeld zu wenig gut kommuniziert wurde, das will Barbara Bühler auch nicht abstreiten: «Wegen den Coronamassnahmen waren Versammlungen nicht möglich, weshalb wir auf dem Postweg über den Zusammenschluss informieren mussten. Das haben wir dann offenbar zu wenig detailliert gemacht, zumal wir derzeit auch beruflich stark gefordert sind», erklärt Barbara Bühler.

So sind bei der ersten Abstimmung im März lediglich 29 Abstimmungscouverts eingeworfen worden, wobei sich mit 24 Mitgliedern die Mehrheit der Abstimmenden für eine Auflösung des Vereins und damit für einen Zusammenschluss gestimmt haben. Gefordert war gemäss den Vereinsstatuten aber eine Zweidrittelmehrheit aller 54 Mitglieder. Bei der zweiten brieflichen Abstimmung, die aktuell im Gange ist, wird nun nur noch ein einfaches Mehr nötig sein: «Wir haben in der Zwischenzeit viele Gespräche einzeln mit unseren Mitgliedern geführt und besser informiert, weshalb wir jetzt zuversichtlich sind, genügend Stimmen zu erhalten», sagt Barbara Bühler. So wird sich am 9. Mai zeigen, ob die Ipsacher Gewerbetreibenden den Weg für einen gemeinsamen Gewerbeverein mit den Nidauer Kollegen ebnen werden.

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