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«Ich bin durchaus bereit, etwas Verrücktes zu machen»

Sie würde sich selbst nicht als mutig bezeichnen. Aber Finanzdirektorin Beatrice Simon aus Seedorf mag das Risiko. Das sei für sie «der Pfeffer im Leben». Im Podcast «Sags Frei» spricht sie über ihren starken Willen – aber auch über ihre Angst.

Beatrice Simon (Die Mitte) wurde 2003 die erste Seedorfer Gemeindepräsidentin und ist seit elf Jahren Berner Finanzdirektorin. haf
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Podcast-Moderation: Hannah Frei
 
Beatrice Simon, Fallschirmspringen oder bei Neel Jani ein Rennen mitfahren?
Beatrice Simon: Ich würde sofort bei Neel Jani einsteigen. Wir kennen uns noch von früher.
 
Sie sassen aber noch nie mit ihm im Auto?
Nein, aber ich kenne ihn seitdem er ein kleiner Junge war. Seine Karriere habe ich aktiv mitverfolgt. Vor etwa drei, vier Jahren sind wir uns dann wieder begegnet, das war eine amüsante Zusammenkunft.
 
Hätten Sie gar keine Angst, mit ihm ein Rennen zu fahren?
Nein. Ich mag Risiko. Bei solchen Dingen sage ich immer verhältnismässig schnell Ja. Wenn es dann aber wirklich soweit ist, schlucke ich mindestens einmal leer.
 
Was war das Wildeste, das Sie jemals gemacht haben?
Bobfahren in St. Moritz, in einem Vierer-Bob. Es lief alles gut, bis ich oben am Start angekommen bin. Aber ich bin dann runter und es hat mir richtig viel Spass gemacht.
 
Wie war der Moment, als Sie losgefahren sind?
Ich kann das gar nicht mehr richtig beschreiben. Ich verspürte pures Adrenalin. Zu sagen, ich möchte wieder aussteigen und lieber zu Fuss runtergehen, kam für mich nicht in Frage. Ich wollte das erleben. Und als ich unten angekommen bin, war das Gefühl unglaublich.
 
Sind Sie ein mutiger Mensch?
Das würde ich so nicht sagen. Aber es gibt viele, die das über mich sagen. Wahrscheinlich bin ich eine, die nicht so ängstlich ist. Erlebnisse, wie das Bobfahren, sind für mich der Pfeffer im Leben. Es soll nicht immer alles normal sein. Das wäre langweilig. Daher bin ich durchaus bereit, manchmal etwas Verrücktes zu machen. Im Nachhinein habe ich es noch nie bereut.
 
Fürchten Sie sich denn vor nichts?
Eigentlich nicht, nein. Es gab vielleicht einmal Phasen in meinem Leben, in denen ich mir bewusst sagen musste, dass schon nichts passieren wird.
 
In welchen Momenten war das?
Beispielsweise, als ich eine Weiterbildung machte und jeweils spätabends durch den Bieler Bahnhof zur Postautohaltestelle gehen musste. Manchmal begegnete ich dort komischen Leuten. Da habe ich mich erinnert, dass ich einmal in einem Kurs gelernt habe, dass man sich angreifbar macht, wenn man Angst ausstrahlt. Ich atmete tief durch, zog meine Schultern nach hinten und sagte mir, dass so niemand auf die Idee kommen wird, mich blöd anzumachen. Das war wahrscheinlich das einzige Mal, als ich wirklich Angst hatte.
 
War das ein Selbstverteidigungskurs?
Nein, es ging um das politische Amt. Ich kam damals als Quereinsteigerin in den Seedorfer Gemeinderat und dachte mir, ich sollte mich irgendwie darauf vorbereiten. Ich wollte lernen, wie man sich präsentieren muss. So besuchte ich einen Kurs für Frauen an der Volkshochschule, in dem ich lernte, wie man sich als Frau in der Politik verhalten soll.
 
Inwiefern hat Sie dieser Kurs verändert?
Das ist für mich schwierig zu sagen. Aber als ich die damalige Lehrerin nach einigen Jahren wiedersah, sagte sie mir, meine Entwicklung nach dem Kurs sei gewaltig gewesen. Sie habe bereits nach dem Kurs gemerkt, dass ich es als Politikerin schaffen kann.
 
Sprechen wir über Geld – aber nicht über die Finanzen des Kantons, sondern über Ihre privaten. Wissen Sie genau, wie viel Geld Sie auf dem Konto haben?
Ja, ziemlich genau. Ich bin der Pensionierung nahe. Aufgrund der Pensionsplanung wissen ich und mein Mann nun, wie viel Geld da ist. Über die Summe müssen wir jetzt nicht sprechen.
 
Wann haben Sie das letzte Mal eine Mahnung erhalten?
Ich weiss es nicht.
 
Aber Sie haben schon einmal eine erhalten?
Das schon. Aber ich muss ehrlichgesagt auch gestehen, dass mein Mann bei uns zuhause für die Finanzen zuständig ist und die Buchhaltung macht. Er kümmert sich auch um die Steuererklärungen.
 
Wie kommt das?
Das war schon immer so. Und wir sahen keinen Anlass dazu, das zu ändern, als ich Finanzdirektorin wurde. Daher erinnere ich mich auch nicht an die letzte Mahnung.
 
Wie legen Sie Ihr Geld an?
Sehr vielschichtig. Das empfehle ich allen: Wenn man die Möglichkeit hat, Geld in Aktien zu stecken oder Liegenschaften zu kaufen, ist das eine gute Vorsorge. Ganz wichtig ist auch die dritte Säule. Das ist nicht nur steuertechnisch interessant, sondern gibt einem Sicherheit für die Zukunft. Das habe ich auch meinen Kindern geraten. Denn die Pensionskasse kann sich manchmal in eine schwierige Richtung entwickeln.
 
Sind Bitcoins ein Thema für Sie?
Damit habe ich mich zwar intensiv auseinandergesetzt und viele Diskussionen geführt. Aber ich bin eher eine solide Geldanlegerin, suche keine schnellen Gewinne, sondern eine gewisse Sicherheit.
 
Wozu geben Sie für sich persönlich am meisten Geld aus?
Ich denke, dass ich wohl viel für Kleider und Schmuck ausgebe. Ich finde es schön, sich zwischendurch etwas zu gönnen. Aber ich kaufe nie etwas schnell ein. Ich fahre seit elf Jahren dasselbe Auto. Wenn ich mir etwas leiste, muss das auch nicht zwingend etwas Materielles sein. Es gibt Wichtigeres im Leben.
 
 

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