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Regionalfussball

Viel mehr als nur die Buvetten-Mamis

Rund drei Jahrzehnte haben Ida Hämmerli und Meaw Zbinden die Buvette des FC Ins geführt. Wenn Klubexponenten über die beiden Wirtinnen sprechen, geraten sie ins Schwärmen.

Blumen als Dank: Ida Hämmerli (links) und Meaw Zbinden werden von den Klubpräsidenten Giuseppe Prestera (links) und Andreas Jenni verabschiedet. Bild: zvg

Michael Lehmann

Die Arbeit als Redaktor hält immer wieder Überraschungen bereit. So sitzen an diesem Vormittag nicht die erwarteten zwei Frauen für den Interviewtermin im Lokal des FC Ins, sondern drei Männer. Ida Hämmerli brauche nach der Covid-Impfung etwas Erholung, wird erklärt, und Meaw Zbinden sei noch nie gerne im Zentrum des Interesses gestanden. Deshalb haben sich Andreas Jenni, Giuseppe Prestera und José Caamano eingefunden. Der Präsident, sein Vize und der Platzwart des FC Ins reden über die beiden Wirtinnen des Klubhauses, die nach rund drei Jahrzehnten ihre Aufgaben abgeben.

Exakt waren es 32 Jahre bei Ida Hämmerli und 28 Jahre bei Meaw Zbinden, in denen sie eben so viel mehr machten, als «nur» das Vereinslokal zu bewirten, wie Andreas Jenni betont. Gerade Ida Hämmerli sei immer und überall anzutreffen gewesen. Als der Schiedsrichter einmal nicht zufrieden mit der Linienführung auf dem Spielfeld war, griff Ida Hämmerli zum Markierwagen. Als Giuseppe Prestera und seine Frau frisch Eltern waren und beide an einem Vereinsanlass im Einsatz standen, «schöppelete» Ida Hämmerli den Buben. Wenn sich ein Spieler an einem Match schlimmer verletzte, fuhr ihn Ida Hämmerli ins Spital. «Wer Hilfe brauchte, fand sie immer bei Ida», so Andreas Jenni. «Vom Junior bis zum Veteran: Alle kannten unsere Buvetten-Mutter.»

Den drei Männern ist aber auch wichtig, dass Meaw Zbinden bei all dem Lob für Ida Hämmerli nicht zu kurz kommt. «Sie war halt lieber im Hintergrund tätig», erklärt Giuseppe Prestera. «Aber auch sie war immer da, wenn sie gebraucht wurde.» Besonders beliebt waren ihre asiatischen Spezialitäten. «Eine wunderbare Ergänzung zur gewöhnlichen Bratwurst», so der Vize.

Wehe dem, der Verbote missachtet
Jenni, Prestera und Caamano reden sich fast ein wenig in Ekstase. Immer wieder fällt einem eine Anekdote ein. Auch als sie gefragt werden, was die beiden Wirtinnen am meisten aufgeregt habe, bleibt es nicht lange still. «Ganz einfach», sagt José Caamano. «Wenn etwas nicht an seinem Platz war.» Fanden die Frauen irgendwo ein herumliegendes Leibchen oder einen verirrten Ball, gab es prompt eine Ermahnung.

Ausserdem sei den beiden Frauen das Klubhaus heilig gewesen. Es mit Fussballschuhen zu betreten, kam für sie einer Todsünde gleich. Während sich das im Verein schnell herumgesprochen hatte, schauten vor allem Spieler des Auswärtsteams oder Schiedsrichter hin und wieder über das Verbotsschild am Eingang hinweg. Andreas Jenni erzählt, wie sie sich jeweils zugeflüsterten hätten, wenn sich jemand in Fussballschuhen dem Lokal näherte: «Achtung, da kommt wieder einer.» Mit kindlicher Freude erwarteten sie das Donnerwetter aus der Küche. Und tatsächlich sei der Nichtsahnende keine Sekunde drinnen gewesen, da ertönte auch schon ein gepfeffertes «Abfahre!».

Am liebsten erinnern sich die drei Männer, wie Ida Hämmerli und Meaw Zbinden – wenn gerade wenig los war – zusammen auf der Treppe sassen und den Match verfolgten. «Ein Bild, das viel über die beiden aussagt», so Giuseppe Prestera. «Sie wussten immer Bescheid, wie die verschiedenen Teams gespielt hatten. Sie lebten für den Klub.»

«Das sind ‹Schnuddercheibe›»
Ida Hämmerli kann tags darauf telefonisch erreicht werden. Ihr gehe es besser, sagt sie und ergänzt, dass sie eben auch nicht so gerne im Mittelpunkt stünde. «Und das wissen die drei Herren eigentlich genau», tadelt sie. «Das sind ‹Schnuddercheibe› – vor allem der Präsi ist ein Schlitzohr.» Trotzdem ist sie bereit, ein wenig über die Zeit beim FC Ins zu erzählen.

Begonnen habe die ganze Geschichte mit ihren beiden Jungs, die dem Vater nacheiferten und ebenfalls Fussball spielen wollten. Ida Hämmerli begleitete die Buben stets an die Turniere und fuhr gerne auch an die Auswärtsspiele. So fiel sie schon früh als engagierte Person auf. Als dann ein neues Buvetten-Team gesucht wurde, ging der Verein auf Ida Hämmerli zu – auch wegen den Erfahrungen, die sie im Service gesammelt hatte. Zusammen mit einer Kollegin sagte Ida Hämmerli zu; beide absolvierten dafür extra das Wirtepatent. Meaw Zbinden kam dazu, als Ida Hämmerlis Kollegin umzog und den Job daher abgeben musste. «Zuerst hatte mir Meaw beim Abtrocknen des Geschirrs geholfen, dann wurde es immer mehr. So hat sich das eingespielt, ich konnte mich immer auf sie verlassen.»

Mehrmals sagt Ida Hämmerli, es sei eine sehr schöne Zeit gewesen. Nun freue sie sich darauf, sich noch mehr um die Enkelkinder kümmern zu können. Der Buvette werde sie sicher wieder einen Besuch abstatten, auch wenn sie genau wisse, dass es nicht einfach werde aufgrund all der Erinnerungen, die mit dem Ort verbunden sind. Am meisten werde sie die Juniorinnen und Junioren vermissen. «Es war immer schön, von den Jungen ein ‹Merci, Ida› oder ein ‹Merci, Meaw› zu hören. Das ist vielleicht ein wenig altertümlich, aber das war mir viel mehr wert als die Einnahmen.»

Später wird Ida Hämmerli eine SMS schreiben: Sie habe vergessen, dem Vorstand für all die schönen Jahre zu danken. Und natürlich wünsche sie dem Klub weiterhin viel Erfolg – besonders nach dem Aufstieg in die 2. Liga.

Zweifache Verabschiedung
Vom Verein gab es auch schon ein erstes Dankeschön. Am letzten Spieltag wurden Ida Hämmerli und Meaw Zbinden vor dem Anpfiff des 3.-Liga-Matches in den Mittelkreis des Feldes gebeten. Die Klubvorsteher, die «Schnuddercheibe», liessen es sich nicht nehmen, die beiden Frauen unter grossem Applaus zu verabschieden. Ein zweites Dankeschön folgt an der heutigen GV. Es wird einen Gutschein für einen «schönen Ausflug» geben. Ehrenmitglieder des Klubs sind die beiden Wirtinnen schon.

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«Auslaufen» in der 2. Liga
In der 2. Liga regional steht am Wochenende die letzte Spielrunde auf dem Programm. Hatte diese in den letzten Jahren meist spannende Entscheidungen bereitgehalten, so kann sie in dieser Saison – zumindest aus Seeländer Sicht – mit einem Auslaufen verglichen werden. Denn mit dem Auf- und Abstieg haben Besa, Nidau, Aarberg, Lyss und Azzurri nichts zu tun. Dafür geht es noch um Rangkämpfe. Nidau wird in Courroux versuchen, mit einem Sieg den zweiten Platz von Besa zu erobern. Die Stadtbieler spielen derweil in Kirchberg. Auch die punktgleichen Aarberg und Lyss liefern sich ein Fernduell. Lyss legt daheim gegen Boncourt vor, Aarberg kann in Langnau darauf reagieren. Azzurri, das sich erst am vergangenen Wochenende den Ligaerhalt gesichert hat, trifft auswärts auf Breitenrain.

Stichwörter: FC Ins, Buvette

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