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Es wäre nicht so schwer

Es gibt da diesen Albtraum. Man versucht seinem Verfolger zu entrinnen, kommt aber nicht vom Fleck.

Carmen Stalder

Carmen Stalder

Man spürt schon beinahe das Messer im Rücken, kann ihm aber bei aller Anstrengung nicht entgehen. Ungefähr so muss sich das Personal im Spitalzentrum Biel (SZB) derzeit fühlen: Gefangen in einem Wettlauf, den es nicht gewinnen kann. Seit nunmehr eineinhalb Jahren will es das Coronavirus loswerden, doch es klappt einfach nicht. Längst hat die nächste Welle die Spitalpforte passiert. Weil die Auslastung im SZB derzeit auch unabhängig von Corona aussergewöhnlich hoch ist, ist das Personal bereits wieder am Anschlag. Es ist ein Déjà-vu zum Vierten, und gleichzeitig eines, das hätte verhindert werden können. Auch in Biel sind rund 90 Prozent der Personen, die wegen Covid im Spital landen, ungeimpft. Angesichts der Tatsache, dass sich die Schweiz in der privilegierten Lage befindet, über genug Impfstoff für alle seine Bewohnenden zu verfügen, ist das skandalös. Und es ist egoistisch. Egoistisch gegenüber dem Spitalpersonal, das die Misere einmal mehr ausbaden muss.

Es ist nur verständlich, dass das Pflegepersonal am Anschlag ist, dass es keine Lust mehr hat und dass immer mehr Fachfrauen und -männer den Bettel hinschmeissen. Völlig fehl am Platz ist der Vorwurf an die Spitäler, dass sie zu wenig Intensivpflegebetten anbieten. Was nützt es, zusätzliche Betten aufzustellen, wenn dann niemand nach den kranken Menschen darin schauen kann? In Biel gab es auf der Intensivstation zeitweise nur noch acht statt neun Plätze. Es ist fatal, dass wir erneut an einem Punkt sind, an dem das Gesundheitssystem kurz vor der Überlastung steht. Es ist fatal, dass dies bereits zum vierten Mal geschieht. Und es ist umso fataler, weil es dieses Mal ein Mittel gegeben hätte, um es nicht so weit kommen zu lassen.

Die Lösung, um den Verfolger aus dem Albtraum endlich abzuhängen, ist nicht so kompliziert: Es braucht jetzt unbedingt eine höhere Impfbereitschaft. Man kann damit nicht nur sich selbst und sein Umfeld vor einem schweren Verlauf bewahren, sondern erntet mit Sicherheit auch den Dank des ausgebrannten Gesundheitspersonals. Gleichzeitig braucht es endlich eine würdige finanzielle Anerkennung für die Menschen, die in den Spitälern tagtäglich Leben retten. Denn wie der Bieler Spitaldirektor Kristian Schneider richtig sagt: Am Schluss ist es nicht in erster Linie sein Unternehmen, das unter den fehlenden Fachkräften leidet. Sondern die Patientinnen und Patienten, die auf Hilfe angewiesen sind.

 

 

 

Stichwörter: Biel, Spital, Pandemie

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