Vom Hochzeitsfest zum Streckenrekord am Stedtlilouf

Rea Iseli hat in Aarberg den 10-km-Streckenrekord pulverisiert. Die Seeländerin hatte sich erst kurzfristig für einen Start entschieden. Bei den Männern überraschte der Seedorfer Christian Leu.

Rea Iseli trifft in einer Rekordzeit im Aarberger Stedtli ein./Copyright: Raphael Schaefer/Bieler Tagblatt

Francisco Rodríguez

Am Freitag hatte Rea Iseli noch ihre Hochzeit gefeiert. Zwei Tage später ist die aus Täuffelen stammende und in Kehrsatz wohnhafte Spitzenläuferin Stedtlilouf-Siegerin. «Meine Teilnahme in Aarberg war ein spontaner Entscheid gewesen», sagt Iseli. Am Hochzeitsfest seien auch ihre besten Läuferkolleginnen und -kollegen gewesen, die sie zu einem Start überredet hatten. «Ich habe es geschafft, sie zu motivieren, mit uns zu laufen», sagt Natacha Sieber, die Zweitplatzierte über die 10-km-Distanz. «Kleine Läufe wie dieser sind so sympathisch. Wenn man endlich wieder Gelegenheit hat, Rennen zu bestreiten, muss man einfach die Chance packen.»

Iseli lief von Beginn weg an der Spitze, während Sieber versuchte, den Vorsprung nicht gleich zu sehr anwachsen zu lassen. «Rea war aber wie gewohnt klar schneller als ich», sagt die Bielerin, die vorletztes Jahr sowohl den Bürenlauf als auch die 11 km von Nidau gewonnen hatte. «Wenn ich schon an den Start gehe, dann will ich auch den Sieg und den Streckenrekord», so Iseli, die sich an den 41:03 Minuten der diesmal abwesenden Monique Hofer orientierte. Schliesslich pulverisierte die Schnellste die Bestmarke aus dem Jahr 2019 und notierte mit 37:55 Minuten eine Zeit, die ihr auch im Quervergleich mit den männlichen Topläufern einen Spitzenrang eingebracht hätte, nämlich Platz 7.

Bahnspezialistin schmiedet Pläne

«Dies ist ein Herzenslauf, um in Coronazeiten wieder die grosse Freude und das gute Gefühl beim Laufen zu spüren», sagt Iseli. Im Moment befinde sich die Vize-Schweizer-Meisterin von 2019 über 5000 m und EM-Teilnehmerin auf der Bahn in einer kreativen Wettkampfpause. «Es hat gut getan, die Begeisterung mit den Zuschauenden am Streckenrand und den Läuferinnen und Läufern hier in Aarberg zu teilen.» Mit diesem frischen Elan will sie ihre nächsten Wettkampfziele festlegen, die die 27-jährige Seeländerin möglicherweise bald auf die Bahn zurückführen werden.

Fit trotz 100 km in den Beinen

Ein Überraschungsgast siegte am Sonntag auch bei den Männern. Nur neun Tage, nachdem Christian Leu am Bieler 100-km-Lauf als ausgezeichneter Zweiter die Ziellinie überquert hatte, wagte sich der Seedorfer sogleich an den Stedtlilouf Aarberg heran. «Ich weiss ja, dass man kurz nach einem grossen Lauf nicht so Sachen machen sollte», sagt Leu. «Ich fühlte mich aber fit. Mitmachen war mein Ziel.» Gemeinsam mit seinen Kollegen vom Lakeland Track Club ging Leu an den Start und merkte sofort, dass seine Beine noch mehr hergeben würden. Auf den ersten Kilometern half Leu deshalb als Tempomacher an der Spitze Nick Habegger, ehe der Lysser nicht mehr folgen konnte. «Dann habe ich mir gesagt, es wäre spannend zu sehen, was heute für mich möglich ist», so Leu ambitioniert. Bis ins Ziel holte er 31 Sekunden Vorsprung auf Habegger heraus. Im Stedtli feierten sie umgeben von den Laufkameraden den Doppelerfolg für ihren Klub. Nun sei aber wieder etwas Erholung angesagt, sagt Leu, der in zwei Wochen an den Berglauf-Schweizer-Meisterschaften starten wird.

Streckenrekord auch über 5 km

Rawa Iseli, die nicht mit der 10-km-Siegerin in Aarberg verwandt ist, absolvierte die kürzere Strecke über 5 Kilometer ebenfalls in einer Rekordzeit. Mit ihren 18:51 Minuten unterbot die erst 15-jährige Schüpfenerin die aus dem Jahr 2018 stammende Bestmarke der Walliserin Léanie Schweickhardt um 21 Sekunden. Zwei Wochen zuvor war das aufstrebende Nachwuchstalent in Lugano Schweizer Meisterin bei den U20 im 10-km-Strassenlauf geworden. In Aarberg war sie wiederum eine Klasse für sich und distanzierte die Zweite, Cristina Hernandez aus Lengnau, um 2:33 Minuten.

Das 5-km-Rennen der Männer gewann der Lysser Noah Greisser. Der Aarberger Christian Fischer kam bei seinem Heimlauf als Zweiter bis auf 15 Sekunden an den Sieger heran und notierte mit 16:39 Minuten eine persönliche Bestzeit sowie den Streckenrekord in der M40-Altersklasse. Insgesamt 477 Teilnehmende zählte die 41. Ausgabe in Aarberg. Über 350 Jugendliche bestritten dabei den seit 1980 unverändert 1100 m langen Lauf rund ums Stedtli.

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