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Nidau

Die GLP mischt den Stadtrat auf

Die Grünliberalen ziehen neu mit fünf Kandidierenden in den Stadtrat ein. Dies auf Kosten der Grünen, die nicht an den Erfolg von 2017 anknüpfen können. Damit sind die Kräfteverhältnisse künftig weniger klar verteilt.

Die Resultateverkündung in der Turnhalle Balainen. Tanja Lander
  • Dossier
von Mengia Spahr
 
Von insgesamt 30 amtierenden Nidauer Stadträten und Stadträtinnen liessen sich für die kommende Legislatur vier nicht wieder aufstellen – und weitere vier sind an den gestrigen Wahlen nicht wiedergewählt worden. Zum Vergleich: Vor vier Jahren wurde nur ein Stadtrat abgewählt. Als gestern Nachmittag Stadtschreiber Stephan Ochsenbein in der Turnhalle der Balainen-Schule die Namen der gewählten Stadträtinnen und Stadträten verlas, ging denn auch das eine oder andere Raunen durch die versammelte Gruppe.
 
Jung und männlich
 
Die grosse Gewinnerin der diesjährigen Wahlen ist die neugegründete Nidauer GLP, die auf Anhieb fünf Sitze ergattern konnte. Ihre Kandidierenden machen folglich einen Grossteil der neuen Gesichter im Stadtrat aus. Bei den übrigen neu gewählten Stadträtinnen und Stadträten sticht das Alter ins Auge.
 
Die FDP, die vor acht und vor vier Jahren jeweils drei Sitze verloren hat, erreichte zwar ihr Ziel eines Sitzgewinns nicht, konnte aber ihren Anteil halten. Neu hat sie mit Lukas Hafner, Jahrgang 1997, und Jessica Aellig, Jahrgang 1995, zwei auffallend junge Stadträte in ihren Reihen. Und auch in der SVP-Fraktion fand eine Verjüngung statt: Die 1994 geborene Svenja Meier wird künftig an der Seite dreier Bisheriger politisieren. Nicht wiedergewählt wurden in der Volkspartei dagegen Ursula Wingeyer, Viktor Sauter und Roland Rutishauser. Letztere sind beide in den 40er-Jahren geboren worden. Die SVP erleidet damit einen Sitzverlust und erreicht ihr Wahlziel, einen siebten Sitz im Parlament zu gewinnen, klar nicht. Fraktionspräsident Leander Gabathuler relativiert das Wahlresultat jedoch sodann: «In absoluten Zahlen haben wir nicht viele Stimmen verloren.»
 
Die Stimmbeteiligung liegt mit fast 40 Prozent deutlich über derjenigen der letzten Wahlen. Dass so viele Nidauerinnen und Nidauer zur Urne gingen, verbuchen die Grünliberalen als ihren Erfolg. «Wir bieten eine Alternative und stehen für einen Wechsel», sagt der frisch gewählte Gemeinderat Beat Cattaruzza. Stefan Dörig, Gründungsmitglied der GLP Nidau, ist stolz auf das gute Resultat, das laut ihm dank guter Teamarbeit zustande gekommen ist. «Vor einem Monat hätte ich noch nicht damit gerechnet, aber auf der Strasse, in Kontakt mit der Bevölkerung, merkten wir, dass mehr als die drei Sitze möglich sind, die wir anstrebten.» So ziehen die Grünliberalen mit vier Männern und einer Frau ins Parlament ein.
 
Sie kippen damit auch das Gleichgewicht zwischen den Geschlechtern. Während bei den Wahlen 2017 genau die Hälfte der Sitze Frauen zukamen, wird das Parlament in der kommenden Legislatur männlicher. Gewählt sind 11 Frauen und 19 Männer.
 
Unberechenbare Mehrheiten
 
Ausgeglichener dürfte dagegen das politische Kräfteverhältnis werden. Die Mitte und die EVP konnten wie die FDP ihren Sitzanteil halten und auch die Sozialdemokraten sind weiterhin mit acht Kandidierenden vertreten. Zu den Verlierern gehören nebst der SVP der PRR, der künftig nur noch mit einer Kandidatin vertreten ist, – und die Grünen. Die Umweltpartei, die bei den Wahlen 2017 einen Grosserfolg verbuchen und mit drei neuen Mandaten ihre Sitze im Parlament verdoppeln konnte, ist in der kommenden Legislatur nur noch mit vier Sitzen vertreten. Zwei bisherige Stadträtinnen sind nicht mehr angetreten. Fraktionspräsident Michael Rubin geht aber davon aus, dass die Partei auch Sitzverluste erlitten hätte, wenn alle Bisherigen angetreten wären: «Wir haben an die GLP verloren. Sie ist neu und hat mit Beat Cattaruzza ein bekanntes Zugpferd.» Rubin hat damit gerechnet, dass die Grünen nicht an den Erfolg von vor vier Jahren anknüpfen können. Nun sei einfach eine leichte Enttäuschung spürbar, dass es nicht wenigstens für einen fünften Sitz gereicht hat.
 
Mit der Schwächung der Grünen und der Stärkung der Mitteparteien durch den Einzug der GLP werden die Mehrheiten im Parlament unberechenbarer. Leander Gabathuler geht davon aus, dass die SVP «bei Finanzthemen künftig wohl weniger chancenlos ist» und auch Tobias Egger ist gespannt darauf, wie sich das Kräfteverhältnis entwickeln wird: «Ob es im Stadtrat eine linke Mehrheit gibt, kommt sehr darauf an, wie die GLP arbeitet.»

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