Sie sind hier

Abo

2. Liga regional

Nerven und nerven lassen

Erster Punktverlust für Besa Biel: Trotz einer dominanten ersten Halbzeit kommen die Bieler in Aarberg nur zu einem 2:2 – und haben am Schluss sogar noch Glück.

Copyright: Matthias Käser / Bieler Tagblatt

Michael Lehmann

Die Aarberger nerven. So jedenfalls die Meinung von Besa-Spielertrainer Labinot Sheholli. Sein Team hat soeben erstmals in dieser Saison Punkte abgegeben. Trotz zweimaliger Führung steht am Schluss bloss ein 2:2 zu Buche.

Es war ein Endresultat, auf das in der Pause selbst nur die kühnsten Aarberg-Fans getippt hätten. Denn mit dem 1:2 nach 45 Minuten ist das Heimteam gut bedient. Dann jedoch gibt der Leader aus Biel zunehmend das Spiel aus der Hand. Und als in der 72. Minute der Ausgleich fällt, droht das Spiel sogar komplett zu kippen (mehr in der Infobox). Die Bieler haben ihre Coolness verloren, verstricken sich in Diskussionen und lassen sich zu Frustaktionen hinreissen. So schubst Labinot Sheholli nach einem Foul an einem Mitspieler den Aarberger Übeltäter rüde um und muss froh sein, dass er für die Rache-Aktion nicht mit Rot vom Platz geschickt wird.

«Es ist zu viel zusammengekommen», sagte Besas Spielertrainer. Dass die Aarberger versuchen würden, den Spielfluss der Gäste mit harten Zweikämpfen zu brechen, war den Bielern klar. So war es bereits in der Vergangenheit, so hatte es der Aarberg-Trainer im Vorfeld auch angekündigt (BT vom Freitag). «Doch dann kamen Sprüche hinzu, die oft unter die Gürtellinie zielten», sagte Sheholli. Vor allem die ehemaligen Profispieler seien nach Fouls auch noch mit Spott eingedeckt worden. «Ja, wir müssten dieses ‹Dräckelen› besser wegstecken, aber irgendwann ist es genug. Das ist kein Fussball mehr.»

 

Bieler heissblütig

Die Bieler lassen sich sehr einfach nerven. So jedenfalls die Meinung von Aarbergs Trainer Marco Aebischer. «Ein Team mit dieser spielerischen Klasse dürfte sich nicht dermassen aus dem Konzept bringen lassen.» Ja, er habe auf Spieler gesetzt, die lauf- und zweikampfstark seien. Allerdings habe er nicht das Gefühl, dass die Bieler überhart angegangen worden seien. «Am Schluss war es sogar eher umgekehrt», so Aebischer. Aus seiner Sicht hat den Bielern die nötige Souveränität gefehlt. «Wenn ich mich beim Schiri über etwas beklagt habe, waren es die Bieler, die Antwort gaben. Das zeigt, wie leicht sie den Fokus verloren.» Etwas, was den Aarbergern nicht passiert ist. «Es war überragend, wie wir die Kontrolle behalten haben», sagte Aebsicher. Das sei schliesslich der Schlüssel gewesen, um dem bis dahin so souveränen Tabellenleader einen Punkt abknüpfen zu können.

Das und eine Anpassung der Taktik. Denn das Pressing, das der FCA zu Beginn aufzieht, funktioniert überhaupt nicht. Mit wenigen Pässen überspielen die ballsicheren Bieler den Gegner und geniessen danach viele Freiheiten. Kaua Safari trifft in der 10. Minute, weil die Aufteilung in der Aaberger Abwehr nicht mehr aufgeht. In der 38. Minute doppelt der langjährige FC-Biel-Stürmer nach, indem er bei nach einem Abpraller genau richtig steht. Der zwischenzeitliche Ausgleich des Heimteams ist eher dem Zufall geschuldet. Nach einem Freistoss kommt es zu einem Gewühl im Strafraum und Fabian Schleiffer haut auf den Ball, der via Verteidiger irgendwie im Netz landet. Es ist Aarbergs einzige Offensivaktion in der ersten Halbzeit. Besa scheitert derweil immer wieder am starken Känel.

 

Aarberger eiskalt

In der zweiten Halbzeit lässt Aebischer seine Spieler erst kurz vor der Mittellinie angreifen. So auch in der 72. Minute: Statt sich mit einem weiten Ball zu befreien, versuchten die Bieler, die Sache spielerisch zu lösen. Prompt kommt bei einem Querpass der Fuss von Joep Wijler dazwischen. Der Aarberger – einer der besten Akteure auf dem Platz – passt darauf in die Tiefe und Robert Velkov schiebt eiskalt zum 2:2-Ausgleich ein.

«Verwerten wir die Chancen in der ersten Halbzeit, verlieren wir in der zweiten auch nicht die Nerven», fasste Labinot Sheholli zusammen. So aber wartet Besa weiter auf den ersten Sieg gegen Aarberg seit 2017. Der FCA hat einmal mehr erfolgreich genervt.

 

********************

Die Szene

Beinahe wäre dem FC Aarberg nicht nur die kleine, sondern die grosse Überraschung gelungen. Denn in der 81. Minute kann Fabian Schleiffer allein aufs Besa-Tor ziehen. Doch beim Versuch, Goalie Ilias Tebib zu umspielen, verspringt dem sonst so souveränen Topskorer der Ball zu weit auf die Seite. Die Gefahr ist für Besa jedoch noch nicht gebannt. Nach einigen Pässen landet der Ball bei Janis Schwab, der kurz darauf am Boden liegt. Beim Versuch, den Ball zu klären, trifft der Besa-Verteidiger nur die Beine des jungen Aarbergers. Die Bieler hätten sich nicht beklagen dürfen, wenn der Schiedsrichter hier auf Penalty entschieden hätte. Doch dieser wertet das Einsteigen nicht als elfmeterwürdig ein und lässt weiter spielen. Es bleibt beim 2:2-Unentschieden. leh

Nachrichten zu Regionalfussball »