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Kafipause

Hupen ohne Gefahr - das nervt

Im persönlichen Blog berichten Bernhard Rentsch und Parzival Meister, Mitglied der publizistischen Leitung, abwechslungsweise wöchentlich über Erlebnisse im privaten wie im beruflichen und gesellschaftlichen Leben – immer mit einem Augenzwinkern. Heute: Hupen ohne Gefahr - das nervt.

Bernhard Rentsch
  • Dossier
Kürzlich im Stadtverkehr: Wir stehen im Auto vor einem Rotlicht, in einer Kolonne aufgereiht. Als vorderster Fahrer gilt die Aufmerksamkeit der Ampel. Grün. Und dann, mit einer Verzögerung von geschätzt zwei Sekunden das Anfahren. Kein «Kavalierstart» mit quietschenden Reifen, aber immerhin. Das ist normal, jede Messung von Reaktionszeiten wäre dabei im Grünbereich. Aber oha: Da war einer wohl gedanklich schneller und hupt. Hupen nach einer «Verzögerung» von zwei Sekunden! Das geht gar nicht, finde ich. Ein leichtes Schulterzucken, ein Lächeln – mehr nicht.
 
An gleicher Stelle, einige Tage später. Als Fussgänger beobachte ich eine ähnliche Szene. Die beiden Beteiligten reagieren dann aber wesentlich emotionaler. Beide verwerfen die Hände, scheinen zu fluchen und das Vogelzeichen gegenüber dem Kontrahenten ist denkbar, sei an dieser Stelle aber nicht verbürgt. Am liebsten würden die Beiden aber wohl sofort aussteigen, sich persönlich begegnen, sich anschreien und möglicherweise sogar an die Gurgel gehen.
 
Wieso so gereizt, wieso so emotional? Autofahren scheint ein Ventil für (zu) viel Energie zu sein. Jedenfalls stellt jede und jeder von uns im Verkehrsgeschehen überdurchschnittlich viele Gefühlsausbrüche fest, in der Regel eher negative. Warum das so ist, sollen psychologisch besser Geschulte beantworten. Um echte Zeitverluste oder Zeitgewinne kann es ja nicht gehen. Und in der Regel handelt es sich bei den Meinungsverschiedenheiten ohnehin um Bagatellen. Dem Normalo bleiben das Schulterzucken und das Lächeln.
 
Hupen ohne Gefahr – das nervt. Die Autohupe ist ein Instrument, das hilft, gefährliche Situationen zu vermeiden. Die Hupe wird im besten Fall gar nie gebraucht, allfällige Tests und Funktionskontrollen ausgenommen. Denn wenn das Warnsignal zu oft und bei unangepassten Situationen eingesetzt wird, verliert es auch die Wirkung. Zu viele Fehlalarme werden mit der Zeit auch nicht mehr beachtet.
 
Auch hupende Autokorsos nach Siegen in Sportwettbewerben oder nach Trauungen sind unnötig. Seiner Freude lautstark Ausdruck verleihen, ja – aber doch nicht mit einem Hupkonzert. Ach übrigens: Konzert? Dieses Wort gilt es in diesem Zusammenhang sowieso tunlichst zu vermeiden. Unter Konzert verstehe ich etwas anderes als die schrägen Töne aus einer Autohupe.
 
Der Postauto-Dreiklang auf Berg- und Passstrassen sei da mal grosszügig ausgenommen.
 

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