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Regionalfussball

Sonntags wollen sie ruhen

Sonntagsspiele sind bei den Amateuren selten beliebt. Der Verband möchte jedoch, dass künftig mehr an diesem Tag gespielt wird. Der Grund hat mit einem altbekannten Problem zu tun.

Azzurri Biel ist eines der wenigen Teams, das seine Heimspiele mehrheitlich am Sonntag durchführt. Bild: Tanja Lander/Bieler Tagblatt
Michael Lehmann
 
Es ist kühl an diesem Sonntagvormittag, aber immerhin trocken. Auf der Champagne trudeln die Leute ein. Zweitligist Azzurri Biel empfängt Besa Biel; ein Stadtderby, das in der regionalen Fussballszene auf Interesse stösst. Unter den Zuschauern sind – neben Freunden und Familienangehörigen der Spieler – Trainer, frühere Leistungsträger und auch einige Spieler des FC Biel auszumachen. Letztlich bleibt es jedoch bei etwas mehr als 200 Zuschauern.
 
Wie viele wären wohl gekommen, wenn das Spiel am Samstagnachmittag stattgefunden hätte? Die Frage ist rein hypothetisch, denn Sonntagsspiele haben bei Azzurri Tradition. Seit bald 60 Jahren werden die Heimpartien sonntags um 10 Uhr ausgetragen. Daran wird nicht gerüttelt.
 
Der Regionalverband Bern/Jura hätte es gerne, wenn es mehr Vereine so machen würden wie Azzurri. Nachdem er bereits im September darauf hingewiesen hatte, schrieb der Verband vor zwei Wochen erneut an die Klubs: «In den letzten Jahren zeigt sich die Tendenz, die Spiele der Aktiven mehrheitlich auf Samstag anzusetzen.» Dies sei problematisch, weil es immer schwieriger werde, Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter für all die Partien an den Samstagen zu finden. «Um alle Spiele durchführen zu können, braucht es jeweils gut 620 Unparteiische», so der Verband. «Der Bestand ist inzwischen jedoch auf 568 gesunken.» Dies führt der Verband auf die beiden Corona-Saisons zurück, in denen es einige Rücktritte gab und keine Grundkurse durchgeführt werden konnten. Spiele sollen deshalb zunehmend sonntags statt samstags durchgeführt werden.
 
Spieler bevorzugen Samstag
 
Das Anliegen dürfte es jedoch schwer haben. Sonntagsspiele sind bei Amateurfussballern eher unbeliebt – selbst bei Azzurri-Spielern. Aram Eliassi, der bis im letzten Jahr Abwehrchef bei den Bielern war, sagt: «Man hat es einfach akzeptiert. Hätte ich jedoch wählen können, hätte ich viel lieber samstags gespielt.» Mit dieser Meinung steht er nicht allein. So trägt zum Beispiel der FC Täuffelen seine Heimspiele stets am Samstag aus, obwohl er in einer «Sonntagsgruppe» eingeteilt wurde.
 
Zur Erklärung: Zu Beginn der Saison stellt der Regionalverband einen Spielplan zusammen. Dabei gibt es einige Gruppen, in denen die Partien mehrheitlich für die Sonntage vorgesehen sind. Verpflichtend ist der Spielplan allerdings nicht. Der Spielkoordinator des Vereins kann die Partie in Absprache mit dem Gegner neu ansetzen. Sind beide Teams einverstanden und wurde die Frist eingehalten, akzeptiert der Verband die Verschiebung.
 
Der FC Täuffelen hat – wie auch andere Klubs auch – seine Heimspiele alle auf Samstag gelegt. Es wird einerseits mit den Buvetteneinnahmen argumentiert. «Am Samstag kommen deutlich mehr Zuschauer», sagt Trainer Ulrich Hämmerli. Andererseits seien Sonntagsspiele schlicht unbeliebt. «Meine Spieler möchten nach den Partien noch zusammensitzen, sich austauschen, vielleicht das eine oder andere Bier trinken. Der Sonntag eignet weniger dafür. Da haben viele familiäre Verpflichtungen oder sie wollen sich nochmals ausruhen, bevor am nächsten Tag die neue Arbeitswoche beginnt.» Ebenfalls ein Faktor: Wer sonntags im Einsatz steht, sollte am Samstag zeitig ins Bett. Eine Einschränkung, die vor allem junge Spieler oft nicht mögen.
 
Verband droht mit Zwang
 
Hört man sich bei den Vereinen um, so klingt es mehrheitlich so wie beim FC Täuffelen. Die Spieler bevorzugen klar den Samstag, Sonntagsspiele werden nicht selten sogar als «verhasst» bezeichnet – besonders, wenn sie erst am Nachmittag stattfinden.
 
Das beeindruckt den Verband kaum. Er hält dagegen, dass gar keine Spiele mehr stattfinden können, wenn nicht genügend Schiedsrichter zur Verfügung stehen. Er weist deshalb die Klubs an, erstens Partien ab sofort zunehmend auf Sonntag zu verschieben, und zweitens wieder mehr Unparteiische zu rekrutieren. Ohne spürbare Änderung, sieht sich der Verband gezwungen, in der Rückrunde Spiele von einzelnen Gruppen «zwingend» an Sonntagen anzusetzen. Änderungen wie bisher wären dann kaum mehr möglich.
 
Beim FC Täuffelen hofft man nicht, dass es so weit kommt. «Aber wenn, dann spielen wir halt sonntags», sagt Hämmerli. So wie zum Beispiel an diesem Wochenende. Da bat Täuffelen Gegner Worb darum, dass am Samstag angesetzte Spiel auf Sonntag zu verschieben. Der Grund: Nicola Hämmerli, Captain und Sohn des Trainers, heiratet am Freitag und ein Grossteil des Teams feiert mit. Da braucht es zwingend einen Tag Erholung. 
 

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