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Filmkritik

"Olga": Ein hoher Preis

Wenn eine junge Kunstturnerin aus der Ukraine stammt, wird auch der Sport politisch. Das Langspieldebüt von Elie Grappe hat einen starken regionalen Bezug. Das BT verlost Tickets.

Das Ziel im Blick: Olga (Anastasia Budiashkina).

von Raphael Amstutz

Wie lange wird es gehen? Diese eine Frage, auf die es im Spitzensport immer hinausläuft. Wie lange werde ich auf diesem Niveau mithalten können?

Olga (Anastasia Budiashkina) ist davon allerdings noch weit entfernt. Sie steht am Anfang einer vielversprechenden Karriere als Kunstturnerin. Dies umso mehr, weil die junge Ukrainerin dank ihres Schweizer Vaters, den sie gar nicht kennt, in Magglingen trainieren kann. Hier stehen ihr Räume und Möglichkeiten zur Verfügung, von denen sie in ihrem Heimatland nur träumen konnte. Doch bald eckt Olga an bei ihren Teamkolleginnen – weil sie die Sprache nicht beherrscht, aber vor allem auch, weil sie zu ehrgeizig und schlicht zu gut ist.

Die Szenen in der grossen, leeren Halle oberhalb Biels, die Szenen, in denen Olga im dämmrigen Licht, alleine und illegal, immer und immer wieder ihre Sprünge, Überschläge und Drehungen übt, in aller Stille und in aller Konzentration, zeigen das Talent des jungen Filmemachers Elie Grappe. Der Franzose, der die Ecal in Lausanne absolviert hat, gewann denn mit seinem Langspielfilmdebüt am bekannten Festival in Cannes auch gleich einen Preis. Und nun geht «Olga» für die Schweiz sogar ins Oscar-Rennen.

Sicher auch, weil der Film mehr ist als das Porträt einer jungen Sportlerin im Exil, die mit der Einsamkeit und den Ansprüchen, Selbstzweifeln und der fehlenden Verwurzelung kämpft.

Grappe verschränkt den Sport mit der Politik. Als in der Ukraine die Revolution versucht wird und der Aufstand gegen die korrupten Mächtigen Leben kostet, wird Olga ganz unmittelbar damit konfrontiert – auch wenn sie geografisch weit entfernt ist. Und so erzählt «Olga» stimmig von der Frage, was eigentlich Heimat ist und welchen Preis wir zu bezahlen bereit sind für unsere Überzeugungen.

Dabei bekommt die Frage, wie lange es gehen wird, eine ganz andere, fundamentalere Bedeutung.

Im Film gibt es übrigens ein kurzes Wiedersehen mit Max Rüdlinger, der länger nicht mehr im Kino zu sehen war und der vor allem durch seine Auftritte in den Werken des Seeländers Clemens Klopfenstein bekannt wurde.

Info: Im Kino Lido 1, Biel. Der Film läuft erst ab März in den Deutschschweizer Kinos. In Biel wird er bereits jetzt, gleichzeitig mit der Romandie, gestartet.

Die Bewertungen der BT-Filmkritikerinnen und BT-Filmkritiker:
Raphael Amstutz **** (von 5 Sternen)

Die Verlosung
Elie Grappe bringt seinen Film am Dienstag, 9. November, um 18.30 Uhr persönlich nach Biel ins Kino Lido. Das BT verlost 8x2 Tickets. Wer «Olga» gratis sehen und dem Regisseur Fragen stellen möchte, der schreibt bis morgen Sonntag eine Mail an verlosungen@bielertagblatt.ch. Nicht vergessen: Name, Vorname, Wohnort und den Betreff Magglingen.

Stichwörter: Filmkritik

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