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Digitaltag

Die Region geht digital voran

Das Seeland testet aus, was sich in der ganzen Schweiz durchsetzen soll: pragmatische Lösungen für kleinere Unternehmen, um sie bei der Digitalisierung zu unterstützen und zu vernetzen.

Gilbert Hürsch (Wibs) will konkrete Angebote für KMU in der Region. Bild: Matthias Käser

Manuela Habegger

Es sind nicht die ersten Anstrengungen, die die Wirtschaftskammer Biel-Seeland (Wibs) unternimmt, um Unternehmen bei der digitalen Transformation unter die Arme zugreifen. Mit der «Digital Roadmap» hatte die Wibs bereits vor drei Jahren angefangen, die regionalen Firmenchefs und -chefinnen in dieser Hinsicht zu beraten. Aber: «Im Gegensatz zu damals richtet sich das neue Angebot speziell auch an die kleineren Unternehmen, die nicht über die nötigen Möglichkeiten und Ressourcen verfügen», betont der Geschäftsführer der Wibs, Gilbert Hürsch.

Das Ziel ist eine breite Angebotspalette, die Zugang zu technologischer Unterstützung, Wissen und zu einem grossen Netzwerk bringen soll. Das Projekt wird nun auch nicht nur von der Wibs vorangetrieben. Die regionalen Wirtschaftsverbände spannen bei diesem Vorhaben zusammen. So ist auch der Handels- und Industrieverein Biel-Seeland und Berner Jura mit an Bord. Und nicht nur das: Digitalswitzerland hilft mit. Die nationale Initiative sieht im regionalen Projekt Potenzial für eine landesweite Anwendung. Doch was genau dürfen KMU von dieser Digitaloffensive erwarten?

Die Hürden senken

Das bereits lancierte Angebot «Digital Roadmap» begleitet ein Unternehmen ungefähr ein Jahr mit ganztägigen Workshops. Es wird eine Standortbestimmung gemacht, auf strategischer Ebene diskutiert und daraus Digitalisierungsprojekte abgeleitet: «Wir haben gemerkt, dass dieses Angebot vor allem die grösseren Unternehmen anspricht, weil sie über die nötigen finanziellen und zeitlichen Ressourcen verfügen. Das deckt aber nicht alle unserer Mitglieder ab», erklärt dazu Gilbert Hürsch.

Daher will man nun Angebote schaffen, die auch für die kleineren Unternehmen oder für Gemeinden umsetzbar sind, niederschwelliger und pragmatischer: «Kooperationen sind dabei ein wichtiges Thema. Vielleicht haben einige Industrieunternehmen aus demselben Segment das gleiche Problem und können zusammenspannen. Sie können zum Beispiel gemeinsam Technologien nutzen oder gemeinsam Technologien entwickeln und so die Kosten tief halten», erklärt Hürsch.

Angebote könnten aber auch Schulungen, Kurse, Netzwerkanlässe oder gemeinsame Plattformen sein, wo man sich zu gewissen Themen informieren oder gemeinsame Lösungen suchen kann. «In erster Linie geht es jetzt darum, mit den KMU gemeinsam die Bedürfnisse zu eruieren», sagt Gilbert Hürsch. Informationsveranstaltungen und Bedürfniserhebungen sollen bereits Anfang des nächsten Jahres stattfinden. Im Sommer sollen die ersten Dienste in die Testphase gehen.

Auf die Schweiz skalierbar

Dass das regionale Projekt mit der nationalen Organisation Digitalswitzerland zusammenarbeiten kann, ist für Gilbert Hürsch zentral: «Wie auch bei der Digital Roadmap sind wir auf externe Digitalexperten angewiesen. Mit dem nationalen Verband haben wir nun eine institutionelle Partnerschaft, über die wir Zugang zu einem extrem grossen Netzwerk an Experten haben», sagt Hürsch. So sind bei Digitalswitzerland etwa auch Firmen dabei, die beim Thema Digitalisierung ganz vorne mitspielen, zum Beispiel Google. Auch die Wibs selber hat aufwendige Forschungsarbeit geleistet und anhand von Patenten und Forschungsartikeln aktuelle Trends in den Branchen abgeleitet. «Sobald wir die Bedürfnisse mit den KMU erhoben haben, werden wir die Angebote mit der Unterstützung von Digitalswitzerland entwickeln», so der Wibs-Chef.

Umgekehrt profitiert auch Digitalswitzerland vom Projekt, speziell von der Bedürfnisanalyse, die in der Region nun gemacht wird: «Wir können hier regional austesten, was dann in der gesamten Schweiz Schule machen soll», sagt dazu Digitalswitzerland-Präsident Sascha Zahnd. So lassen sich die Angebote dann auch auf andere Regionen der Schweiz übertragen. Profitieren könne der Verband auch von den gemachten Erfahrungen bei den Digitalisierungsberatungen im Rahmen der «Digital Roadmap».

«Dass wir mit den Wirtschaftsverbänden dieses Pilotprojekt lancieren können, ist für uns ein Glücksfall», sagt deshalb Sascha Zahnd, der übrigens ein ehemaliger Bieler ist und einst bei Tesla die Global-Supply-Chain-Abteilung leitete.

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